Michael Rothe
Dresden. Die guten Nachrichten hatte es schon vor gut einer Woche gegeben. „Ab dem 6. Februar 2025 gegen 8 Uhr kann die Elbbrücke in Bad Schandau durch die Schifffahrt ohne Anmeldung passiert werden“, hieß es vom sächsischen Landesamt für Straßenbau und Verkehr. Die langwierige Sperrung war aufgehoben worden.
Bereits drei Tage zuvor hatte ein Koppelverband der tschechischen Reederei EVD die zum Teil eingestürzte Dresdner Carolabrücke gen Hamburg passiert, beladen mit 400 Tonnen Düngemitteln und einem 221-Tonnen-Generator – als erstes Schiff nach fast fünf Monaten. Zwei weitere sind seitdem gefolgt, weitere Großtransporte angekündigt. Ein Koppelverband ersetzt etwa 100 Lastwagen.
So trat am Mittwoch ein gelaunter Heiko Loroff vor die Presse. „Wir ziehen für 2024 eine durchweg positive Bilanz“, sagte der Geschäftsführer der Sächsische Binnenhäfen Oberelbe GmbH (SBO). Das landeseigene Unternehmen mit 142 Beschäftigten habe gelernt, in Krisen zu bestehen. Zum Verbund gehören die Häfen Dresden, Riesa, Torgau und Mühlberg in Südbrandenburg sowie Decín (Tetschen) und Lovosice (Lobositz) in Tschechien.
Dessau-Roßlau nicht mehr im Verbund
Vom sachsen-anhaltischen Industriehafen Dessau-Roßlau hatte man sich im vorigen Jahr getrennt, was sich auch in der Bilanz niederschlägt. Dort stehen insgesamt 2,65 Millionen Tonnen umgeschlagene Güter, ein Rückgang um 1,5 Prozent zum vorhergehenden Jahr. Das Minus sei auf die allgemein schwierige wirtschaftliche Lage zurückzuführen, sagte Loroff. Angesiedelte Unternehmen und Hafen-Nutzer hätten wegen Auftragsrückgängen sowie höherer Personal- und Energiekosten „die Handbremse angezogen“.
Dennoch habe der Konzern gut 22 Millionen Euro erwirtschaftet und „einen fünfstelligen Jahresüberschuss“. 2023 waren es – noch mit dem Standort in Sachsen-Anhalt – bei knapp 25 Millionen Umsatz gut 320.000 Euro Gewinn gewesen.
Häfen werden zu Bahnhöfen
Der Güterumschlag in den drei sächsischen Häfen Dresden, Riesa und Torgau legte um 7,2 Prozent zu auf gut 2,1 Millionen Tonnen. Zu den transportierten Gütern gehörten Trailer, Holzprodukte, Schrott und Getreide. Während der Umschlag per Binnenschiff und Lkw um fast sechs beziehungsweise zwölf Prozent zurückging, wuchs der Güterverkehr per Bahn um 13 Prozent auf rund 1,2 Millionen Tonnen.
So werden Sachsens Binnenhäfen immer mehr zu Bahnhöfen. Um die steigende Nachfrage zu bewältigen, wurde 2024 im Dresdner Hafen einzweiterTrailerport eröffnet und die Jahreskapazität auf 50.000 Container und Lkw-Sattelauflieger verdoppelt, die Huckepack per Bahn transportiert werden. Solche Züge fahren zum Beispiel von Dresden nach Rostock, Duisburg und zurück – sind derzeit aber nicht voll ausgelastet.
Terminal in Riesa spätestens 2028 fertig
Der SBO-Chef setzt auf den Ausbau des Containerhafens Riesa. Loroff hofft, spätestens Ende 2028 ein voll funktionsfähiges Terminal zu haben. Nach dem Planfeststellungsbeschluss seien die Arbeiten im Zeitplan.
Auch vom Hype um die Chipfabriken von Infineon, Bosch & Co verspricht sich die Gruppe einiges. Zur Ansiedlung des Halbleiterriesen TSMC gebe es bereits erste Logistikkonzepte, sagt Vertriebschef Frank Thiele. Details verrät er nicht.
„Wir sind immer noch Häfen und wollen es bleiben“, betont Loroff. Dennoch sieht er „auf dem Wasser die größten Reserven” – und bei aller Freude über die Freigabe der Elbe neues Ungemach: Neben Niedrigwasser im Frühjahr drohen wegen Abbruchs der Carolabrücke und Belastungstests in Bad Schandau neue Sperrungen. „Aber fünf Monate darf das nicht nochmal dauern“, warnt er. Der letzte Ausfall habe die tschechische Tochter eine halbe Million Euro gekostet und Geschäftspartner in Schwierigkeiten gebracht. Und diese verlorenen Kunden wolle er gerade zurückholen.
SZ