Leipzig. Dirk Thärichen hat sein Amt als Vorstandssprecher der Leipziger Konsum-Genossenschaft niedergelegt. Das bestätigte der 55-Jährige nach einer Vertreterversammlung am Sonnabend.
Er werde das Unternehmen zum 31. Dezember 2025 verlassen, erläuterte Thärichen. Bis dahin stehe er weiter als Geschäftsführer der Konsum Leipzig Dienstleistungsgesellschaft mbH und als Aufsichtsrat der Zentralkonsum eG zur Verfügung.
Prokuristin Carola Graefe übernimmt
Aufsichtsratschef Horst Poldrack teilte mit, dass dieses Gremium die Vertreterversammlung über die Nachfolgeregelung informiert hat. Demnach wurde Carola Graefe vom Aufsichtsrat als neue Vorständin bestellt. Die langjährige Prokuristin des Unternehmens werde diesen Job am 1. Juni antreten. Zum gleichen Termin übernehme der bisherige Vorstand, Michael Faupel, die Funktion des Vorstandssprechers der Genossenschaft.
Thärichen sagte, er wolle sich verstärkt neuen Aufgaben widmen. Er wolle auch seine Honorarprofessur im Bereich Marketing an der Hochschule Mittweida vertiefen, außerdem jungen Unternehmen in Mitteldeutschland helfen, sich wirtschaftlich gut zu entwickeln.

Quelle: ERIC- KEMNITZ.com
Der Schritt kommt etwas überraschend. Erst vor einem Jahr hatte der Leipziger Konsum die Verträge mit Thärichen und Faupel vorfristig verlängert. Seinerzeit präsentierte das Führungsduo eine Rekordbilanz für die traditionsreiche Genossenschaft mit 1100 Beschäftigten und rund 60 Einkaufsmärkten.
Erstmals in der 140-jährigen Firmengeschichte hatte der Umsatz die Marke von 200 Millionen Euro überschritten. Auch bei den Kunden- und Mitgliederzahlen gab es Zuwächse.
Umsatz in elf Jahren verdoppelt
Nach der Vertreterversammlung strich Aufsichtsratschef Poldrack ebenfalls die wirtschaftlichen Kennziffern heraus. „Ich bedaure, dass uns Professor Thärichen nach elf Jahren auf eigenen Wunsch verlässt. In seiner Wirkungszeit wurde auch dank seiner Leidenschaft nicht nur der Umsatz verdoppelt, sondern auch eine neue Konsum-Identität zwischen Tradition und Dynamik geschaffen.“
Er freue sich, dass sich Thärichen bereit erklärt habe, den Übergang in den nächsten Monaten zu begleiten, fuhr Poldrack fort. Von Problemen oder inhaltlichen Gründen für die Trennung war keine Rede. Thärichen ließ wissen, dass ihm der Konsum immer eine Herzensangelegenheit gewesen sei. Dies werde auch so bleiben. Er habe den Beschäftigten und den Gremien für das gemeinsam Erreichte gedankt.

Quelle: Jens Rometsch
Trotzdem dürfte die Entscheidung bei einem so erfahrenen Unternehmer und Marketingprofi nicht vom Himmel gefallen sein. Dem Vernehmen nach gab es im Konsum auch Diskussionen über den künftigen Kurs.
Beispielweise wurde erst Anfang dieses Monats der defizitäre Lieferdienst mit 14 Beschäftigten und vier Kühlfahrzeugen eingestellt. Noch im März 2024 hatte Thärichen dem Lieferdienst gute Wachstumschancen und eine wichtige Rolle bei der Versorgung älterer Kunden prophezeit.
Immobilien-Projekte in Warteschleife
Um weit größere Summen ging es bei der Immobilienstrategie der Genossenschaft. Sie wurde maßgeblich durch den bisherigen Vorstandssprecher bestimmt. Durch mehrgeschossige Neubauten auf Konsum-Grundstücken wollte er der Genossenschaft langfristig Einnahmen sichern – zusätzlich zum Einzelhandel.
Sichtbare Beispiele dafür waren der Neubau eines Viergeschossers an der Märchenwiese in Marienbrunn, ebenso die Vergabe eines Erbbaurechts für die historische Konsum-Zentrale in der Industriestraße an den Bauprojektentwickler MIB AG. Diese beiden Vorhaben gelangen 2022.

Quelle: Andre Kempner
Eigentlich sollte anschließend jedes Jahr ein weiteres, großes Bauprojekt folgen – so in der Lützner Straße 153, Arthur-Hoffmann-Straße 75-79 und Grassistraße 13.
Doch trotz zum Teil schon größerer Vorplanungen konnte Thärichen seither keinen Start der Arbeiten mehr verkünden. Es ist nur naheliegend anzunehmen, dass die Genossenschaft die dafür notwendigen Kredite nicht aufnehmen wollte, um keine Schulden anzuhäufen.
Bereits eine „Auszeit“ genommen
Thärichen wollte sich zu Interna der Genossenschaft nicht äußern. Er bestätigte lediglich, dass er im vergangenen November schon mal eine „Auszeit“ vom Konsum-Job genommen habe. Ebenfalls habe er schon länger über seine berufliche Zukunft nachgedacht.
Der Diplom-Kaufmann und zweifache Vater ist schon lange auf vielen Feldern unterwegs. Unter anderem engagierte er sich als Pressesprecher des MDR, als Manager der Leipziger Olympia-Bewerbung, des Fan-Festes zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 und auch zum Stadtjubiläum „1000 Jahre Leipzig.“

Quelle: ERIC- KEMNITZ.com
Ehrenamtlich engagiert er sich gegenwärtig als Vizepräsident der IHK, im Kuratorium des Internationalen Deutschen Turnfestes und als Vorstandsvorsitzender für die Förderstiftung Leipziger Stadtbad.
Sachsens Wirtschaftsminister Dirk Panter (SPD) war bei der Konsum-Vertreterversammlung zu Gast und äußerte sich anschließend zu der Personalie. Der Leipziger Konsum sei in den vergangenen Jahren umfassend modernisiert worden und damit gut aufgestellt für die Zukunft, lobte der Politiker. Thärichen habe daran entscheidenden Anteil gehabt.


