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Razzia bei Immobilienkonzern von Christoph Gröner in Leipzig: Anwalt weist Vorwürfe zurück

Staatsanwaltschaft und Polizei Leipzig sind am Mittwoch im Zuge mehrerer Ermittlungsverfahren gegen das Unternehmensgeflecht des Immobilienentwicklers aktiv geworden. Sie haben Privat- und Geschäftsräume durchsucht.

Lesedauer: 3 Minuten

Man sieht zwei Polizeibeamte auf der Straße.

Leipzig. Polizeieinheiten haben am Mittwoch in Leipzig und Berlin die Geschäfts- und Privaträume der Unternehmensgruppe von Immobilienentwickler Christoph Gröner durchsucht. Die Staatsanwaltschaft ermittele gegen mehrere Gesellschaften der Gruppe. Es bestehe ein Anfangsverdacht, dass sie ihre Insolvenz verschleppt und Sozialversicherungsbeiträge nicht fristgerecht an die jeweiligen Krankenkassen abgeführt haben könnten. In dem Zusammenhang bestehe auch der Verdacht für ein Vorenthalten und Veruntreuen von Arbeitsentgelt, so die Staatsanwaltschaft.

Gröners Rechtsanwalt Ben M. Irle teilte am Mittwoch auf LVZ-Nachfrage mit: „Soweit sich aus den uns vorliegenden Durchsuchungsbeschlüssen allein ergibt, dass wegen des Vorwurfes der Insolvenzverschleppung ermittelt wird, weisen wir diesen Vorwurf entschieden als unbegründet zurück und gehen sicher davon aus, dass die Ermittlungen zu keinem anderen Ergebnis gelangen werden.“

Christoph Gröners Privatadresse betroffen? – Büros und Wohnungen im Fokus

Wie viele Büros und private Räumlichkeiten an welchen Standorten durchsucht werden, ließen die Strafverfolgungsbehörden zunächst offen. Nach unbestätigten Informationen sollen unter anderem auch an einer Wohnanschrift von Gröner und auch bei einer Adresse in Berlin Maßnahmen stattfinden.

Am Leipziger Konzernsitz der Gröner-Gruppe in der Haferkornstraße 7 (Eutritzsch) waren am Mittwochmorgen gut ein Dutzend Polizeifahrzeuge vorgefahren. Die Beamtinnen und Beamten verschafften sich laut Augenzeugen Zutritt zum Gelände, anwesende Mitarbeiter seien von der Entwicklung überrascht gewesen. Die Maßnahmen am Mittwoch zielten darauf ab, Geschäfts- und Buchhaltungsunterlagen sicherzustellen, so die Staatsanwaltschaft. Es gehe darum, den Zeitpunkt einer möglichen Zahlungsunfähigkeit zu klären.

Gröner Unternehmensgruppe: Am Konzernsitz in der Leipziger Haferkornstraße waren am Mittwoch viele Polizeifahrzeuge zu sehen.
Quelle: Andre Kempner

Gröner Unternehmensgruppe: Am Konzernsitz in der Leipziger Haferkornstraße waren am Mittwoch viele Polizeifahrzeuge zu sehen.

Quelle: Andre Kempner

Gröner-Unternehmensgruppe hatte sich erst kürzlich umstrukturiert

Die Schieflage im Unternehmen ist schon länger öffentlich bekannt. Der Konzern hatte erst im Juli 2024 eine neue Firmen-Struktur erhalten. Unter anderem wurde aus der Gröner Group AG die Gröner Group GmbH – mit Sitz in Leipzig. Die neue Gesellschaft behielt zwar Anteile an drei Unternehmensteilen (CG Urban RE GmbH, CG Capital GmbH, CG Property Dev GmbH), welche früher den Kurs der insgesamt 100 Projektgesellschaften im Unternehmen bestimmt hatten. Jedoch wanderten auch etwa 60 Projektgesellschaften unter ein neues Dach mit dem leicht verwechselbaren Namen CG Group GmbH. Weitere Firmen wurden der Ecobuilding GmbH oder CG RE AG angeschlossen oder verkauft.

Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft laufen zum Teil bereits seit August 2024, so die Staatsanwaltschaft. Damals waren Insolvenzprüfungsverfahren für etwa ein halbes Dutzend Firmen aus dem Gröner-Reich eingeleitet worden. Die LVZ berichtete exklusiv, dass Auslöser dieser Verfahren Forderungen der Krankenkasse AOK plus gewesen waren. Gröners Firmen sollen Versicherungsbeiträge in insgesamt sechsstelliger Höhe für ihre Beschäftigten nicht rechtzeitig abgeführt haben. Nach und nach wurden diese Außenstände jedoch bezahlt, so die AOK plus – und die Insolvenzprüfungsverfahren daraufhin wieder eingestellt.

Organigram der Gröner-Unternehmensgruppe.
Quelle: Quelle: Gröner Group / Grafik: Matthias Puppe, LVZ

Zwei Monate später brach dann erneut eine Welle von Insolvenzprüfungsverfahren gegen Christoph Gröners Immobilien-Imperium los. Dieses Mal waren die Leipziger Holding Gröner Group GmbH und sechs Projektgesellschaften betroffen. Auslöser hierfür seien Forderungen der Investment-Firma Emerald Advisory GmbH gewesen, die 83 Millionen Euro fällig gestellt habe, ließ der Unternehmer dazu wissen.

Handwerker warten auf Geld – Leipziger Wasserwerke wollen Wasser abstellen

Aufgrund der Emerald-Forderungen war dann am 30. Oktober am Amtsgericht Leipzig ein Insolvenzverfahren gegen die Holding Gröner Group GmbH eröffnet worden. Erst fünf Tage später reichte genau diese Gröner Group GmbH selbst einen Insolvenzantrag ein. Alleiniger Geschäftsführer der betroffenen Holding ist Christoph Gröner.

Nach LVZ-Informationen war außerdem bei der Staatsanwaltschaft schon am 12. Juli 2024 eine Strafanzeige eines Gläubigers aus Leipzig gegen mehrere Manager der Gröner-Gruppe eingetroffen. Der Gläubiger forderte von Gröners Firmen einen sechsstelligen Betrag. Auch hier zielten die Tatvorwürfe bereits in Richtung Insolvenzverschleppung. Doch die Staatsanwaltschaft soll entsprechende Prüfungen zunächst ergebnislos eingestellt haben, Dagegen ging der Gläubiger in Widerspruch – das Verfahren dazu läuft noch. Auch Handwerksbetriebe in Leipzig, Merseburg sowie in westdeutschen Städten warten auf Geld von Christoph Gröner, das sie nach erbrachten Leistungen nicht bekommen hätten.

In den vergangenen Tagen und Wochen kam es wiederholt zu Ankündigen der Leipziger Wasserwerke, die Versorgung in einigen Wohn- oder Gewerbe-Immobilien der Gröner-Gruppe zu unterbrechen, weil offene Forderungen nicht beglichen worden seien. Betroffen war beispielsweise das Elsterforum an der Forststraße (Plagwitz). Am Montag versicherte das Gröner Family Office auf Anfrage, die Rechnungen seien inzwischen bezahlt worden. Es drohe keine Versorgungsunterbrechung mehr.

Laut Staatsanwaltschaft wird die Auswertung der beschlagnahmten Dokumente und Daten noch Zeit in Anspruch nehmen. Weitere Angaben zu den Beschuldigten und zum Stand der laufenden Ermittlungen wurden bislang nicht gemacht.

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