Von Ulrich Wolf & Theresa Hellwig
Dresden. Ein paar Kartoffeln, Gurken, Tomaten: Gemüse aus der Region zu kaufen, das fühlte sich sicher für viele gut an, wenn sie in der Mälzerei in Dresden-Pieschen das Geschäft des „Frühgemüsezentrums Kaditz“ betraten. Doch damit ist jetzt Schluss. Das Unternehmen ist insolvent, wurde Ende des Jahres bekannt. Nun ist ebenfalls klar, was mit den beiden Geschäften passiert, die das Frühgemüsezentrum in Dresden betreibt: Sie schließen.
„Das Geschäft in der Grimmstraße in Kaditz ist bereits zu“, sagt Klaus Grießig, Geschäftsführer des Unternehmens. „Wir haben dort schon Ende 2023 zugemacht, unabhängig von der Insolvenz.“ Eine Baustelle hinderte Leute am Einkaufen, die Kundinnen und Kunden seien überwiegend älteres Publikum gewesen – und mit der Zeit weniger geworden. „Es war dort nicht mehr rentabel.“
Die zwei Ladengeschäfte in Dresden schließen
Auch das Geschäft in der Pieschener Mälzerei schließt. „Dort machen wir Ende des Monats zu“, so Klaus Grießig. „Es gibt bereits Gespräche mit einem Nachmieter“. Das Gemüsezentrum jedenfalls sei dann raus.
Auch einige Dresdner Supermärkte und Händler auf Wochenmärkten haben das Gemüse aus Kaditz verkauft. Wie steht es um die? „Ich schätze, diesen Monat wird unser Gemüse dort noch angeboten“, sagt Klaus Grießig. „Das lief aber alles über den Großmarkt, sodass uns gar nicht so genau bekannt ist, wo genau und wie viel dort verkauft wurde.“ Fest steht: Restbestände seien noch im Umlauf, Nachschub gebe es nicht mehr.
Ende Dezember 2023 war bekannt geworden, dass sich das Unternehmen im vorläufigen Insolvenzverfahren befindet. Wohl im Februar werde nun das eigentliche Verfahren eröffnet, berichtet Klaus Grießig.
Bauern können Produktionskosten nicht weitergeben
Warum sich das Unternehmen in der Insolvenz befindet, dazu möchte sich Klaus Grießig gerade noch nicht äußern. Ein bisschen redet er dann aber doch: „Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat das gerade ganz treffend erklärt“, sagt er. Bauern könnten ihre Produktionskosten oft nicht wirklich weitergeben, weil die Preise nicht von ihnen gemacht würden, hatte der Bundesminister erklärt. „Das betrifft Milchbauern“, sagt Klaus Grießig, „das ist aber auch beim Gemüse ähnlich“. Mehr wolle er nicht sagen, um keine Verbindungen zu den aktuellen Bauernprotesten herzustellen, wo keine sein sollten. Die Dieselsubventionen, beispielsweise, hätten bei ihm keine große Rolle gespielt.
„Ich möchte erst einmal alles abwickeln“, sagt er. Wenn das Insolvenzverfahren durch sei, könne er sich vorstellen, mehr zu den Gründen für die Insolvenz des Unternehmens zu sagen. Es sei für ihn okay, wie es ist. „Ich habe meinen Frieden damit gefunden.“
Das Frühgemüsezentrum Kaditz beschäftigt in der Hauptsaison etwa 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und hat über 40 Hektar Freilandfläche sowie eine etwa fünf Hektar große Gewächshausanlage. In der DDR war der von der SED unterstützte Großbetrieb als „Klein-Holland“ bekannt. Nach der Wende wurde es neu gegründet. Als der damalige Betreiber 2015 keinen Nachfolger fand, wurde das Unternehmen noch einmal aufgelöst und Klaus Grießig, der in dem Betrieb als Gartenbaumeister ausgebildet worden war, gründete das neue Unternehmen.
Dem Frühgemüsezentrum geht es nach eigenen Angaben um ein „schonendes und umweltfreundliches Wachstum des Gemüses“. Es hat demnach Zertifikate für frische Lebensmittel – und für nachhaltige Produktionsmethoden.