Florian Reinke
Dresden/Leipzig. Die beiden sächsischen Passagierflughäfen Leipzig/Halle und Dresden müssen einen schweren Rückschlag verkraften. Die irische Billigfluggesellschaft Ryanair zieht sich nach Informationen der Leipziger Volkszeitung zum Sommer 2025 komplett von den sächsischen Flughäfen zurück. Die Airports verlieren damit eine bekannte Fluggesellschaft – und Fluggäste müssen sich auf den Wegfall von Verbindungen einstellen.
Der Rückzug dürfte vor allem den Leipziger Flughafen treffen. Ryanair ist die einzige Airline, die die Messestadt derzeit mit dem Airport London Stansted verbindet. In Dresden bedient Ryanair derzeit noch die Verbindung auf die Baleareninsel Mallorca. Im Winterflugplan, der im November beginnt, scheint diese Strecke aber schon nicht mehr zu stehen.
Ryanair nimmt in Deutschland 22 Verbindungen aus dem Programm
Am Donnerstag gibt die irische Fluggesellschaft zudem weitere Einschnitte für den gesamten deutschen Markt bekannt. Sie kürzt ihr Flugangebot im Sommer 2025 um 12 Prozent, das entspricht 1,8 Millionen Sitzplätzen und 22 gestrichenen Verbindungen.
Aus den Gründen für den weiteren Rückzug macht Ryanair kein Geheimnis. Zurückzuführen seien die Einschnitte „auf das anhaltende Versäumnis der deutschen Regierung“, die Luftverkehrssteuer sowie Sicherheits- und Flugsicherungsgebühren zu senken, heißt es in einem Statement des Unternehmens. Der Verlust der 1,8 Millionen Sitzplätze werde „verheerende Auswirkungen auf Arbeitsplätze, Tourismus und die Anbindung haben“, betonte die Airline.
Das unterstreicht auch der Flughafenverband ADV. Deutschland werde im Luftverkehr aufgrund der hohen Kosten weiter den Anschluss verlieren, behauptet ADV-Hauptgeschäftsführer Ralph Beisel. „Die Ryanair-Ankündigung, weitere Kürzungen in Deutschland vorzunehmen, zeigt, dass der Luftverkehrsstandort Deutschland zu teuer ist. Wir sind nicht mehr wettbewerbsfähig. Während Standorte im europäischen Ausland prosperieren, würgen die hohen regulativ bedingten Belastungen den Angebotsaufbau der Airlines in Deutschland ab“, sagt Beisel.
Deutsche Flughäfen trifft der Rückzug unterschiedlich
„Deutschland hat erst 82 Prozent seines Verkehrsaufkommens von vor Covid wieder erreicht, was es zum bei weitem am schlechtesten abschneidenden Luftverkehrsmarkt in Europa macht“, sagte Ryanair-CEO Eddie Wilson in Hamburg. „Im Gegensatz zu den deutschen EU-Wettbewerbern wie Schweden, Italien, Ungarn und Polen, wo Ryanair aufgrund der pragmatischen und zukunftsorientierten Entscheidungen der Regierungen zur Senkung der Zugangskosten wächst und die Kapazität erhöht, verliert Deutschland für den Sommer 2025 1,8 Millionen Sitzplätze, während deutsche Bürger aufgrund des Versagens der Regierung, die extrem hohen Zugangskosten zu senken, die höchsten Flugpreise in Europa zahlen“, kritisierte der Manager.
Die deutschen Airports trifft der Schritt unterschiedlich stark. Neben Leipzig und Dresden zieht sich die Airline auch komplett aus Dortmund zurück. In Hamburg wird das Angebot nach Angaben der Fluggesellschaft um 60 Prozent reduziert, in Berlin-Brandenburg um 20 Prozent. Am BER hatte die Airline Kürzungen schon im Spätsommer bekannt gegeben.
Branchenvertreter: Rückzug ist Alarmzeichen
Joachim Lang, Hauptgeschäftsführer Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL), wertete den Rückzug der Airline als weiteren Rückschlag für den Standort. „Die weitere drastische Reduzierung des Angebots von Ryanair an deutschen Flughäfen ist ein Alarmzeichen: Die Kostenschraube für den Luftverkehr in Deutschland ist überdreht“, sagte er der LVZ. Bei der Erholung des Angebots nach der Corona-Pandemie verliere der Standort zunehmend Anschluss an die Entwicklung in den anderen europäischen Ländern.
Laut Lang kommen Airlines zunehmend zu der Ansicht, „dass es sich aufgrund immer höherer Steuern und Gebühren betriebswirtschaftlich nicht mehr lohnt, nach Deutschland zu fliegen“. Das sei ein „fatales Signal für Reisende und den Wirtschaftsstandort“. Die exportorientierte Wirtschaft sei auf eine gute internationale Vernetzung angewiesen.