Ein neues Flugzeug entsteht. Und die ersten Flüge finden in Dresden statt. Wieder und wieder. In einem neuen Großrechner. Soeben sind die letzten Bauteile angeschlossen worden. 20,7 Millionen Euro kostet dies und ist damit Sachsens bisher teuerster Supercomputer. 8,6 Millionen Euro investiert davon das Land, der Großteil aber kommt vom DLR selbst, dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt. Auch für die Betriebskosten. In nur fünf Jahren werden die vor allem für Strom und Kühlung noch einmal 15 Millionen Euro betragen.
Das DLR ist mit seinen 40 Instituten Deutschlands größte Forschungseinrichtung und macht Dresden nun zum Zentrum fürs Hochleistungsrechnen. Am 21. Mai beginnt der erste Testlauf. Ab Juli dann jagen die Wissenschaftler nicht nur aus Dresden ihre Daten durchs Rechenwerk. Die Forscher arbeiten darauf per Hochgeschwindigkeits-Datenleitung aus ganz Deutschland, berichtet Norbert Kroll. Professor und Institutsleiter.
Er ist für den Aufbau des Dresdner Instituts für Softwaremethoden zur Produkt-Virtualisierung verantwortlich. Hier werden Werkzeuge für virtuelle Flugzeuge geschaffen. Hier entsteht die Software, mit der die Maschinen fliegen, lange bevor die Turbinen angeschaltet werden.
Auch für den Aufbau des neuen DLR-Supercomputers ist Kroll zuständig. Der steht in der großen Rechnerhalle der TU Dresden unmittelbar neben den anderen Großrechnern der Uni. Das TU-Team fürs Hochleistungsrechnen wird die neue DLR-Anlage zum Laufen bringen und am Dauerrechnen halten. Die detaillierte Simulation eines Flugzeugs zum Beispiel mit ausgefahrenen Start- und Landeklappen hat mehr als 500 Millionen variable Komponenten. Dies kann nun binnen einer Nacht gerechnet werden, sagt Kroll. Bisher war dafür eine Rechenzeit von mehreren Tagen nötig.
In seinem Institut schreiben die Dresdner Informatiker unterdessen am Code der Zukunft mit. Eine DLR-Kooperation mit Airbus. Einige Hunderttausend Zeilen ist dieser Code lang. Und er ist die Grundlage für virtuelle Strömungstest aller künftigen Flugzeuge von Airbus. Auch kritische Phasen werden dann sichtbar.
Diesen Mittwoch bekommt das Dresdner DLR-Institut erstmals eigene Forschungsräume. Bis 2022 wird ein neues Gebäude zwischen Rechnerhalle und Informatik der TU Dresden gebaut. Dabei wird es nicht bleiben, da kommt noch mehr nach Dresden, kündigt Rolf Henke, DLR-Vorstand für Luftfahrt im Gespräch mit der Sächsischen Zeitung an. Die Rechenleistung werde noch einmal erweitert. Die Planungen dafür liefen schon. Nochmals bis zu acht Millionen Euro würden dann investiert, sagt Henke. „Es geht zügig weiter, wir haben ziemlich viel Rechenbedarf.“
Von Stephan Schön
Foto: © Computersimulation DLR