Bautzen. Für die Reparatur einer kaputten Waschmaschine geht’s ins Oberland, im Norden des Landkreises Bautzen streikt ein Geschirrspüler, in Bautzen sagt ein Kaffeevollautomat keinen „Pieps“ mehr. Das ist Alltag für die Monteure des Expert Elektronik-Service-Center-Teams.
Ihr Auftragsgebiet ist die Lausitz, ihre Auftragsbücher hat zum Teil auch der Reparaturbonus gefüllt. „Wir waren offiziell zertifizierter Betrieb für das Förderprogramm in Sachsen. Es ist schade, dass so ein Erfolgsprojekt eingestellt wird mit der Begründung: kein Geld im Haushalt“, sagt Expert-Regional-Geschäftsführer Sascha Krause. Sein Fazit nach zwei Jahren: Unsere Mechaniker waren mehr ausgelastet als angenommen.
Seine Task-Force für kaputte Waschmaschinen und Co. ist natürlich weiter unterwegs, obwohl der Reparaturbonus in Sachsen zunächst Geschichte ist. Mit einem Ergebnis von 37 Ja-Stimmen, 47 Nein-Stimmen und 14 Enthaltungen hat der Sächsische Landtag Ende März mehrheitlich gegen die Fortsetzung des Programms gestimmt. Der Fördertopf ist aufgebraucht, meldet die Sächsische Aufbaubank. So geht sächsisch.
Zweites Leben für altes Schätzchen statt Neukauf
Dabei ist das Programm für Sascha Krause fast eine unvorhersehbare Erfolgsgeschichte gewesen. Die Idee dahinter war einfach: Reparieren statt Wegwerfen hieß die Devise. Sachsenweit nahmen über 600 Betriebe an der Initiative teil. Durch den Reparaturbonus wurden zusätzliche Aufträge in Höhe von rund 4,6 Millionen Euro generiert.
„Wir haben von Anfang an mitgemacht. Wir betreiben unsere eigene Werkstatt in Hoyerswerda und decken mit dem Team die gesamte Region ab“, sagt der Expert-Geschäftsführer. Die Expert Elektronik-Service-Center (ESC) sind ein mittelständisches Unternehmen mit Märkten unter anderem in Bautzen, Bischofswerda, Görlitz und Cottbus und mit Wurzeln in einer PGH in Hoyerswerda. Dort eröffneten am 1. Oktober 1990 Christian Paul und Frank Ahrens ihr erstes Elektronikfachgeschäft auf rund 300 Quadratmetern.
Bei Expert ESC arbeiten aktuell gut 150 Mitarbeiter in den Bereichen Kundenberatung, Service und Reparatur. Die Werkstatt gehört vom ersten Tag an zu den Extras des Expert Elektronik-Service-Center. Kundenbindung nennt es der Chef. Die Diskussion um den Reparaturbonus indes verfolgte er anfangs mit gewisser Skepsis. „Wir waren unsicher, ob sich jemand die Mühe macht, einen Handwerker für die Reparatur seiner Geräte zu rufen“, sagt der Betriebswirt. Bei jenen Geräten geht es eben nicht um Garantiefälle, sondern um die Instandsetzung in die Jahre gekommener Haushaltsbegleiter.
Mit Bedauern haben wir aus dem Wirtschaftsministerium vernommen, dass der sowohl von der Bevölkerung als auch von Reparaturdienstleistern gut nachgefragte Reparaturbonus nicht fortgeführt werden soll. – Andreas Brzezinski, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Dresden
Die anfängliche Skepsis wich schnell nach den ersten Aufträgen. Reparaturkosten ab 75 Euro durften die privaten Haushalte abrechnen. Dabei wurden 50 Prozent der zuwendungsfähigen Kosten gewährt – maximal jedoch 200 Euro pro Reparatur. Mit der anteiligen Kostenübernahme haben sich manche Verbraucher überlegt, ihr altes „Schätzchen“ wieder fit zu machen, statt nach einem Neuling Ausschau zu halten.
Neues Leben für über 1400 Geräte
Am häufigsten repariert wurden im Freistaat Handys und Telefone, gefolgt von Waschmaschinen und Geschirrspülern, Backöfen, Kaffeeautomaten, Mixern, Toastern. Aber auch Laptops und Computer (Platz 4) sowie Radios und Fernseher (Platz 5) wurden wieder nutzbar gemacht.
Im Landkreis Bautzen bekamen seit Beginn des Projektes im November 2023 1427 Geräte ein zweites Leben. Das hat dem lokalen Handwerk zusätzliche Aufträge von rund 350.000 Euro beschert, teilt die Landtagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen mit. Im Nachbarlandkreis Görlitz sind 577 Geräte repariert statt weggeworfen worden.

Quelle: Sebastian Willnow/dpa
Dahinter stehen Aufträge von rund 130.000 Euro. Gelistet waren östlich von Dresden knapp 80 Unternehmen als Partner für den Reparaturbonus. Die Zahl zeigt: Das Nachhaltigkeitsprojekt war auch ein Handwerksmotor.
Kaffeevollautomaten und Spülmaschinen
Andreas Brzezinski, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Dresden, findet das Aus schade: „Mit Bedauern haben wir aus dem Wirtschaftsministerium vernommen, dass der sowohl von der Bevölkerung als auch von Reparaturdienstleistern gut nachgefragte Reparaturbonus nicht fortgeführt werden soll. Denn in den beiden vergangenen Jahren ist es dadurch sehr wohl gelungen, nicht nur regionale Wirtschaftskreisläufe – und dies ausdrücklich auch im ländlichen Raum – zu stärken, sondern ebenso das Elektroschrott-Aufkommen insgesamt zurückzudrängen.“
Der Fördertopf war schnell leer
Die Expert Elektronik-Service-Center haben sogar im Service-Team einen zusätzlichen Monteur eingestellt. Neben den Fachleuten für weiße Ware – Haushaltsgeräte wie Kühlschränke, Waschmaschinen, Geschirrspüler, Herde – und Unterhaltungselektronik gibt es sogar einen Monteur für Kaffeevollautomaten. In fast jedem vierten Haushalt steht deutschlandweit inzwischen so ein Brüh-Gerät, selbstverständlich mit Wartungsbedarf.
Die Kaffeevollautomaten führen zusammen mit Spül- und Waschmaschinen die Reparatur-Liste bei Expert an. Der Erfolg des Projekts hat sich in den Augen von Sascha Krause daran gezeigt, dass der Fördertopf schnell leer war. Sein Serviceteam rollt nun trotzdem weiter, jetzt wieder auf Kosten der Kunden. Es gibt noch Hoffnung. Aus dem Wirtschaftsministerium heißt es, wenn die finanziellen Möglichkeiten wieder vorhanden seien, wünschte sich der Minister das Programm fortzusetzen.
Anders als im Freistaat wird indes in Berlin das Nachhaltigkeitsprojekt 2025 fortgeführt. „Ich weiß nicht, wie die Steigerungsform von pleite lautet, aber Berlin leistet sich trotz klammer Kassen weiter den Reparaturbonus“, sagt Sascha Krause. Aufgrund der Haushaltskürzungen dort war zunächst auch unklar, ob der Zuschuss für die Instandsetzung von Elektrogeräten beibehalten wird. Die Koalition aus CDU und SPD hat anders entschieden als Sachsen.
SZ