Von Luisa Zenker
Dresden. Sachsens Energieversorger müssen bis 2045 klimaneutral werden, so schreibt es die Bundesregierung vor. Ab dann dürfen sie keine klimaschädlichen Treibhausgase ausstoßen. Der ostsächsische Versorger Sachsen-Energie hat dafür nun ein Dekarbonisierungskonzept erarbeitet: 100 Millionen Euro steckt das Energieunternehmen jährlich in den Ausbau der Erneuerbaren Energien, damit es möglichst bis 2035 klimaneutral wird. Um die Treibhausgasemissionen der 600.000 Kunden von 922.000 Tonnen auf Null zu senken, will es unter anderem die Mitarbeiterzahl erhöhen, von 3.600 auf 4.000.
Im Rest von Sachsen, sowie in Teilen von Thüringen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg ist dafür der Energieversorger Envia-M zuständig, der insgesamt 1,3 Millionen Kunden versorgt. Auch er investiert bis 2026 rund zwei Milliarden Euro in die erneuerbaren Energien sowie den Netzausbau. Das Unternehmen strebt bis 2040 an, die selbst verschuldeten Emissionen von 3,1 Millionen Tonnen auf Null zu reduzieren. Damit steige auch der Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften, so die Envia-M-Gruppe, die derzeit 350 neue Mitarbeiter sucht – ein Teil davon sind zusätzliche Stellen.
Sachsens Energieversorgern fehlt Wasserstoff
Die Energieversorger machen aber auch deutlich, wie groß die Herausforderung ist: Sachsen-Energie will bis 2040 vier bis fünf Terawattstunden grüne Energie produzieren, das 30-Fache der aktuellen Stromversorgung, die aus erneuerbaren Anlagen kommt. Envia-M-Chef Stephan Lowis kündigte bereits im Juni an, dass mindestens 900 neue Windkraftanlagen und 133.000 Fotovoltaik-Anlagen in sieben Jahren ans Stromnetz angeschlossen werden müssen. Hinzukämen 1.500 Kilometer Freileitungen. Vorausgesetzt die Genehmigungsverfahren werden beschleunigt, so der Unternehmer.
Neben Windrädern und Photovoltaikanlagen benötigen die Energieversorger Wasserstoff, um die Wärmewende zu schaffen und Erdgas zu ersetzen. Bisher fehlt ihnen dafür das Wasserstoffnetz für Dresden und Ostsachsen.
„Der Strom wird in anderen Regionen billiger sein“
„Ziel der Sachsen-Energie ist es, den Industriestandort Sachsen zu stärken“, betont Sachsen-Energie-Chef Frank Brinkmann, der bemerkt, dass die Nachfrage internationaler Unternehmen nach grünen Energien steigt. Erst dann werde es vermehrt zu Neuansiedlungen kommen. „Eine grüne Energieversorgung ist zentraler Standortfaktor für die Industrie“, nennt er als Vorteil der Dekarbonisierungsstrategie.
Trotz Energiewende befürchtet der Vorstandschef dennoch: „Der Strom wird in anderen Regionen viel billiger und auch verlässlicher sein. Man geht von einer Nord-Süd-Wanderung aus. Die Dekarbonisierung darf nicht zu Lasten von Versorgungssicherheit und Wirtschaftlichkeit erfolgen.“