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Sachsens Wohnungsgenossenschaften bauen weniger – und klagen über steigende Kosten

Die Großvermieter in Sachsen beklagen die hohen Kosten. Genossenschaftschefin Mirjam Philipp kritisiert, dass die Förderstrategie des Bundes an der Realität in Ostdeutschland vorbeigeht.

Lesedauer: 2 Minuten

Dresden. Steigerungen bei Zinsen und Baukosten führen zu einem „Neubauknick“ bei den sächsischen Wohnungsgenossenschaften. Im vergangenen Jahr entstanden nur 190 Wohnungen, wie der Vorstand des Genossenschaftsdachverbandes VSWG, Mirjam Philipp, am Donnerstag in Dresden mitteilte. Ein Quadratmeter Wohnungsneubau koste derzeit rund 4000 Euro. Daraus ergäben sich ohne Förderung Kaltmieten zwischen 15 und 20 Euro. „Das ist für das soziale, bezahlbare Wohnen illusorisch“, fügte Philipp hinzu. 2015 bauten sächsische Genossenschaften mehr als 500 Wohnungen. Seither geht der Trend in Wellenbewegungen abwärts.

Nach wie vor ist auch Leerstand ein Problem, vor allem außerhalb der Zentren Leipzig, Dresden und Chemnitz. Philipp zufolge stehen 30.000 Genossenschaftswohnungen in Sachsen leer. Das seien etwas mehr als acht Prozent des Genossenschaftsbestandes. Philipp würdigte zwar Anstrengungen von Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) zur Bekämpfung des Problems. Doch sie betonte auch: „Von dieser Strategie distanzieren wir uns, da sie an den regionalen Realitäten vorbeigeht.“

Unterschiedliche Behandlung für Stadt und Land

Die von Geywitz angemahnte Stärkung der Innenstädte sei nicht falsch, könne aber zur ungerechtfertigten Stigmatisierung der Plattenbauten führen. Zudem liege der Fokus zu einseitig auf der Förderung von Wohneigentum und Einfamilienhäusern. Das stehe der Realität der Großvermieter in Ostdeutschland entgegen. Philipp forderte eine differenzierte Wohnraumpolitik, die in den Zentren Neubau fördere. Auf dem Land gehe es um das Schaffen attraktiver Lebensbedingungen, aber auch um Abriss.

Philipp äußerte sich zudem zur Mietentwicklung. Nach ihrer Einschätzung verläuft die öffentliche Debatte verzerrend. Zwar läge die Nettokaltmiete beim Erstbezug im Neubau bei sächsischen Genossenschaften im Schnitt bei 11,32 Euro ohne Nebenkosten. Doch Bestandsmieten bei Wiedervermietung nach Modernisierung lägen bei 6,48 Euro kalt. In anderen Genossenschaftswohnungen seien es nur rund 5,50 Euro. Im Großteil des Bestandes gebe es keine oder nur moderate Erhöhungen. Das werde häufig ausgeblendet.

Bauflaute überwinden

Die Grünen im Landtag forderten die Staatsregierung auf, Fördersätze im sozialen Wohnungsbau anzuheben. Generell benötige es politische Impulse, um die Bauflaute zu überwinden, betonte der Abgeordnete Thomas Löser.

SZ

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