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Schnelles Internet für 1,7 Millionen Haushalte in Sachsen

Telekomchef Timotheus Höttges spricht über Zusammenarbeit mit Konkurrenten, das Modewort 5G und den Dresdner Fernsehturm.

Lesedauer: 4 Minuten

Herr Höttges, wie wird die Deutsche Telekom die Sanierung und Wiedereröffnung des Dresdner Fernsehturms unterstützen?

Die bewilligten Mittel werden ausschließlich in Baumaßnahmen fließen, die notwendig sind, um den Fernsehturm für die Öffentlichkeit wiederzueröffnen. Das gilt vor allem für die Erneuerung des Brandschutzes in den öffentlichen Bereichen und die öffentlichen Aufzüge. In den technischen Betrieb und den allgemeinen Bauunterhalt des Turms wird die Deutsche Funkturm auch in Zukunft mit eigenen Mitteln investieren. Hier gibt es eine klare Trennung. Durch die Förderung sollen die baulichen Voraussetzungen für eine Revitalisierung des Fernsehturms inklusive Empfangsbereich, Turmcafé und neuen Parkmöglichkeiten geschaffen werden, wie sie in der Machbarkeitsstudie beschrieben werden. Der Dresdner Fernsehturm ist nicht nur ein wichtiger Funkstandort, sondern auch ein bedeutendes Wahrzeichen für Dresdenweiter zur Lokalausgabe Dresden. Wir freuen uns, gemeinsam mit der Stadt, dem Freistaat und dem Bund an der Wiedereröffnung für die Öffentlichkeit zu arbeiten.

Ziel der Landesregierung ist die flächendeckende Breitbandversorgung mit 100 Mbit/s bis 2025. Wird sie das schaffen? Wie ist ihre Einschätzung?

Die Telekom ist nur einer der Wettbewerber, die den Breitbandausbau vorantreibt. Unternehmen wie zum Beispiel die Enso hier vor Ort stellen sicher, dass auch eigene Infrastruktur aufgebaut wird. Vor diesem Hintergrund müssen sie diese Frage dem Ministerpräsidenten stellen. Wir sorgen für den Großteil der Infrastrukturleistungen im Bundesgebiet, auch hier in Sachsen und insbesondere im ländlichen Raum. Die Deutsche Telekom hat noch nie so viel und mit so vielen Mitteln Breitband ausgebaut wie jetzt.

Wenn wie in Sachsen 100 Prozent Fördermittel zur Verfügung stehen, wird dann auch schneller ausgebaut?

Wir bauen in ganz Deutschland und mit Hochdruck aus. Wir haben jeden Tag 50 000 Baustellen im gesamten Bundesgebiet, an denen die Telekom am Netzausbau arbeitet. Viel mehr ist fast nicht drin. Die Tiefbau-Kapazitäten am Markt sind mehr oder weniger erschöpft.

Was tut die Telekom, um den ungeförderten Eigenausbau im ländlichen Raum zu stärken?

Nach 22 Jahren Regulierung können wir nicht das gesamte Gebiet in Deutschland mit einer Glasfaserinfrastruktur ausbauen, um alle 40 Millionen Haushalte zu erreichen. Das ist nicht unser Anspruch. Deshalb werden wir nach Abschluss des Vectoring-Ausbaus im nächsten Jahr jedes Jahr zwei Millionen Haushalte mit entsprechenden Fiber-to-the-Home ausbauen. Da sind sowohl geförderte als auch Nichtfördergebiete dabei. Wir brauchen aber auch die Anstrengungen von alternativen Unternehmen. Und da frage ich mich oft, wo sind denn im ländlichen Raum unsere großen Wettbewerber Vodafone oder Telefonica. Da baut niemand außer uns eine Infrastruktur auf und wenn ja, sind es kleine regionale Unternehmen, die es aus Eigeninitiative tun. Mit diesen Unternehmen möchte die Telekom kooperieren. Das heißt, wir wollen mit ihnen einen Kooperationsvertrag schließen, damit unsere Kunden auch das Telekom-Signal und unsere Produkte auf fremden Netzen bekommen können. So können wir unsere Kraft auf Gebiete konzentrieren, die nicht ausgebaut sind. Wir haben in Sachsen kräftig investiert. 84 Prozent der Haushalte haben wir mit Vectoring-Technik ausgestattet. Bis Ende 2019 werden es 1,7 Millionen Haushalte sein, die die Telekom im Eigenausbau ausgebaut hat.

Gilt das Kooperationsangebot auch für sächsische Telekommunikationsfirmen?

Ja. Unsere größte Kooperation ist die mit der Ewe-Tel. Die Vereinbarung wird in Kürze als Musterverfahren bei der Bundesnetzagentur zur Genehmigung eingereicht werden. Das ist der sogenannte Blueprint. Eine weitere große Kooperation verhandeln wir gerade in Bayern. Die Telekom muss nicht immer der Eigentümer der Zugangsinfrastruktur sein, sondern wir wollen sie mieten. Aber in dem Moment, wo wir diese Infrastruktur nicht benutzen dürfen, weil der Wettbewerber das nicht will, behalten wir es uns vor, eine eigene Infrastruktur hinzulegen. Denn ich möchte, dass jeder Kunde in Deutschland die Möglichkeit hat, das Magenta-Telekomprodukt zu kaufen, um fernzusehen, Internet zu haben, telefonieren zu können. Aber das muss nicht immer auf der Infrastruktur der Telekom allein beruhen. Deswegen sind wir daran interessiert, auch hier in Sachsen Kooperationsvereinbarungen zu schließen.

Der Glasfaserausbau im Landkreis Bautzen ist das größte Projekt in Deutschland. Sachsen bereitet weitere Großprojekte vor. Ist die Deutsche Telekom darauf eingestellt?

Ich bin hier, um zu zeigen, dass wir nicht nur reden, sondern dass wir auch etwas tun. Wenn sie sich die Infrastrukturleistung in Deutschland ansehen, dann ist es völlig unzweifelhaft, dass die Deutsche Telekom das einzige Unternehmen ist, das im ländlichen Raum eine Relevanz bei Infrastrukturinvestitionen hat. Wir haben in den letzten Jahren 5,5 Milliarden Euro pro Jahr in Deutschland investiert und haben zugesagt, dieses Niveau für die nächsten vier bis fünf Jahre aufrechtzuerhalten. Wir sind bei den Förderanträgen in der Regel bei zwei Dritteln der Begünstigte, auch deshalb weil wir oft der Einzige sind, der anbietet. Ich wünschte mir, dass mehr unserer Wettbewerber in der Fläche investieren würden. Das Gleiche ist im Mobilfunk der Fall. Das Netz der Deutschen Telekom zeichnet sich aus, dass es gerade in ländlichen Gebieten eine deutlich bessere Versorgung hat. Wir haben zugesagt, dass wir 20 000 neue Mobilfunkantennen bauen werden, Das betrifft auch Sachsen. Wir haben hier 220 aktuell zur Genehmigung vorliegen und wollen in diesem Jahr weitere 110 aufbauen. Wir brauchen schnelle Genehmigungen, damit die Mobilfunkversorgung der Bevölkerung hier in Sachsen verbessert werden kann, insbesondere entlang der Kreis- und Landstraßen.

Die Kohlekommission empfiehlt, die Lausitz zu einer 5G-Modellregion zu entwickeln. Unter welchen Voraussetzungen lässt sich das überhaupt realisieren?

Wir sollten mit solchen technischen Modewörtern wie 5G vorsichtig sein. 5G stellt eine Technologie sicher, die in Echtzeit mit niedrigsten Reaktionszeiten Daten in großen Volumina übermitteln kann. Wenn ich heute einen landwirtschaftlichen Betrieb etwa für die Tierüberwachung oder für die Präzisionslandwirtschaft brauche, dann benötige ich in den meisten Fällen keine Latenzen, die unter zehn Millisekunden sind. Das heißt, hier geht es darum, dass wir eine Breitbandversorgung überall hinbekommen. Für die Lausitz ist das ein absolut richtiger Anspruch. Die Frage ist, wo brauchen wir diese hochfrequenzbandige Hightech-5G-Technologie. Und die brauchen wir wahrscheinlich am Anfang sehr selektiv und nur präzise an bestimmten Punkten. Wir sind mit der Landesregierung in Gesprächen, wo wir unsere 5G-Funkzellen aufbauen können, damit die Technologie dort verfügbar ist, wo sie wirklich gebraucht wird.

Das Gespräch führte Nora Miethke

Foto: © Robert Michael

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