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Sechs Schiffe gleichzeitig auf der Laubegaster Werft in Dresden

Der Einsturz der Carolabrücke hat die Weiße Flotte Sachsen aufgehalten. Jetzt liegen die Dampfer verspätet in der Werft in Dresden. Dort werden sie wieder flott für die neue Saison gemacht.

Lesedauer: 4 Minuten

Georg Moeritz

Dresden. Aufgebockte Dampfschiffe: Wer sich auf der Schiffswerft Laubegast zwischen den Schaufelrädern der Dampfer Krippen und Stadt Wehlen hindurch traut, hört von Backbord Bohrgeräusche, von Steuerbord Schleifen und Hämmern. Die Schiffe stehen im Freien, parallel zur Elbe zwischen dem Ufer und dem Backsteinbau der Werkstatt. Sechs Schiffe gleichzeitig sind gerade im Dresdner Osten aus dem Verkehr gezogen.

Nach dem Einsturz der Carolabrücke am 11. September konnten nicht alle Dresdner Dampfer planmäßig elbaufwärts zu ihrer Standard-Revision in der Werft fahren. Manche lagen auf der falschen Seite der Sperre und mussten warten. Nun ballt sich die Arbeit.

„Wir machen das, was notwendig ist“, sagt Friedrich Kießling, der Technische Leiter der Weißen Flotte Sachsen GmbH. „Mehr geht immer, wenn man lange genug sucht.“

Steuerhaus nach historischem Vorbild

Die Weiße Flotte mit ihren neun historischen Schaufelraddampfern und den zwei Salonschiffen von 1994 ist Pächter auf dem privaten Werftgelände. Die Schiffsbesatzungen packen in Laubegast gemeinsam mit externen Fachleuten an. „Wir kennen die Schwachstellen“, sagt Kießling. Und auf die achte er schon aus Sicherheitsgründen: „Wir fahren ja Fahrgäste, keine Kartoffelsäcke.“

Der Personendampfer Krippen mit Baujahr 1892 bekommt am Rumpf neue Stahlplatten. Denn die Bodenuntersuchung hat gezeigt, dass nicht mehr überall die vorgeschriebenen sechs Millimeter Dicke messbar waren. Mit der Zeit werde der Stahl „durch Korrosion abgezehrt“, sagt Kießling.

Die Dampfer stehen aufgebockt parallel zur Elbe. Die meisten müssen alle zwei Jahre zur Revision, und frische Farbe ist fällig.
Die Dampfer stehen aufgebockt parallel zur Elbe. Die meisten müssen alle zwei Jahre zur Revision, und frische Farbe ist fällig.
Quelle: Christian Juppe

Weil die Werftarbeiter ohnehin Bodenplatten tauschen, bekommt der Dampfer Krippen bei diesem Aufenthalt eine modernisierte Küche. Dafür müsste man sonst wieder einiges ausbauen, erklärt der Technik-Chef. Er freut sich auch über das neue hölzerne Steuerhaus und zeigt nach oben: „Das ist jetzt wieder, wie es sein soll, nach historischem Vorbild.“

Der Glattdeckdampfer Krippen war nämlich etwa 20 Jahre lang auf dem Rhein unterwegs, bevor er im Jahr 2000 nach Dresden zurückgekauft wurde. In dieser Zeit sei das Steuerhaus verändert worden, sagt Kießling. Nun hat der Holzaufbau mit Fenstern wieder die ursprüngliche Form, gerade dichten zwei Fachleute von einer Dachdeckerfirma das Dach ab. Ein Gabelstapler fährt noch Material heran.

Das Steuerhaus auf dem Glattdeckdampfer Krippen ist nach historischem Vorbild erneuert worden, Dachdecker dichten es ab.
Das Steuerhaus auf dem Glattdeckdampfer Krippen ist nach historischem Vorbild erneuert worden, Dachdecker dichten es ab.
Quelle: Christian Juppe

Parallel zum Dampfer Krippen liegt das älteste Schiff der Dresdner Flotte, Stadt Wehlen von 1879. Beide bekommen einen neuen Anstrich gegen Algen und Muscheln: rotbraune Farbe unterhalb der Wasserlinie. Oberhalb sind die sächsischen Farben Weiß und Grün aufzufrischen.

Das rote Schaufelrad des Dampfers Krippen wird trotz sichtbarer Flecken nur gestrichen, das Rad des Nachbarschiffs macht dieses Mal mehr Arbeit: „Die Buchsen verschleifen über die Jahre“, sagt Kießling. Schraubensplinte mussten erneuert werden.

Patenträder hinterlassen glattes Wasser

Der Fachmann weist darauf hin, dass die „Patenträder“ der Dresdner Schaufelraddampfer einen hohen Wirkungsgrad haben: Weil die Schaufeln über ein mechanisches Gestänge beweglich sind, tauchen sie mit elf Grad Neigung ins Wasser, mit etwas mehr wieder aus. Daher sehe man „ein ganz glattes Radwasser hinter dem Schiff“.

Die Schiffe sind so alt, da kommt immer wieder was zum Vorschein. – Friedrich Kießling, Technischer Leiter Weiße Flotte Sachsen

Kießling hat im Herbst die technische Leitung der Dampferflotte übernommen. Der Dresdner hat schon als Kind alle Ecken eines historischen Schaufelraddampfers kennengelernt: Sein Vater ist Maschinist auf dem Dampfer Dresden von 1926, dem Flaggschiff.

Das liegt nun ebenfalls in Laubegast auf dem Trockenen, parallel zum Dampfer Meißen. Ganz hinter einem Gerüst und Planen versteckt steht das Salonschiff August der Starke, das modernisiert wird.

Die Schiffsuntersuchungskommission (SUK) aus Berlin war schon auf der Werft und hat eine Art TÜV-Kontrolle vorgenommen. Nach den Reparaturen gibt es laut Kießling „eine Mängelabmeldung, dann können wir sicher fahren“. Die meisten Dampfer müssen alle zwei Jahre zur Revision. Beim Dampfer Krippen genügen fünf Jahre, dafür ist dann mehr zu tun. „Die Schiffe sind so alt, da kommt immer wieder was zum Vorschein“.

Technik-Chef Friedrich Kießling (rechts) im Gespräch mit Andreas Weber, Schiffsführer des Personendampfers Dresden. Die Besatzungen arbeiten auf der Werft an ihren Schiffen.
Technik-Chef Friedrich Kießling (rechts) im Gespräch mit Andreas Weber, Schiffsführer des Personendampfers Dresden. Die Besatzungen arbeiten auf der Werft an ihren Schiffen.
Quelle: Christian Juppe

Beim Dampfer Kurort Rathen, der als einziger an der Werft im Wasser liegt, wurde ein Teil der Dampfmaschine repariert. Für Interessenten erklärt Kießling gerne genauer: „Das Pleuellager des Hochdruckzylinders wurde neu eingeschabt.“

Dieser Dampfer wird in den nächsten Tagen wieder elbaufwärts fahren. Er wird dort gebraucht, denn er hat eine Schleppgenehmigung für die Anlegebrücken. Sie werden nach der Winterpause aus dem Prossener Hafen gezogen und zu den Urlaubsorten gebracht.

Ab 29. März mehr Fahrten im Plan

Am 29. März gilt der Frühjahresfahrplan der Weißen Flotte, sagt Pressesprecher Christoph Springer.

Dann soll auch wieder der Dampfer Meißen zum Einsatz kommen. Derzeit fahren nur die Dampfer Pillnitz und Gräfin Cosel auf kurzen Strecken elbaufwärts, der Dampfer Leipzig hatte jüngst eine Charterfahrt.

„Wir planen auch wieder eine Flottenparade für den 1. Mai“, sagt Springer. „Die wird auch stattfinden, die Frage ist nur, wie“, sagt der Firmensprecher. Was aus den Plänen wird, hängt von den Arbeiten an der Carolabrücke ab.

SZ

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