Dresden. Das Elbamare besteht seit fast 30 Jahren am Wölfnitzer Ring in Dresden-Gorbitz, zunächst wurde es als privates Bad für 40 Millionen Euro gebaut und in Partnerschaft mit der Stadt betrieben. 1995 musste die Stadt den Betrieb komplett übernehmen, um das Bad zu erhalten. Mittlerweile zahlt die Stadt über ihre Tochter Dresdner Bäder jährlich 2,1 Millionen Euro Miete und muss zudem den Verlust, der beim Betrieb entsteht, ausgleichen.
Das Gebäude und die Anlagen sind in die Jahre gekommen, müssen für viele Millionen Euro saniert werden. Zudem läuft am 15. März kommenden Jahres der Mietvertrag aus. Deshalb wird seit Monaten zwischen Eigentümer, Stadt und Bäder-Gesellschaft verhandelt, wie das Bad weiterbetrieben werden kann. Seit einer Weile steht auch eine Schließung im Raum. Bei Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) gehört dies zu seinen Sparvorschlägen.
Weshalb ist die Situation so kompliziert?
Deshalb und weil die Zeit drängt, gab es eine Diskussion dazu im Stadtrat, der einen Antrag von den Linken und der Kooperation aus Piraten, Volt und die Partei für den Erhalt des Bades zu entscheiden hatte. „Wenn die Stadt keine Entscheidung trifft, ist die Existenz in Gefahr“, so Linke-Fraktionschef André Schollbach. Er verweist darauf, dass es nicht nur ein Spaßbad mit Rutsche, Saunalandschaft und einigem mehr ist, sondern die einzige Schwimmhalle im Dresdner Westen, die auch für Schul- und Vereinssport genutzt wird. „Wenn wir diese schließen, wird es keine neue Halle geben, deshalb muss eine Entscheidung getroffen werden. Das zeigt die Erfahrung: Das Sachsenbad wurde vor 30 Jahren angeblich vorübergehend geschlossen und wurde nie wieder eröffnet. Wenn das Elbamare am 15. März schließt, ist Schicht im Schacht.“
Wir sollten uns durch den Eigentümer nicht erpressen lassen.
Tosten Schulze, Stadtrat Bündnis 90/Die Grünen
CDU-Stadträtin Anke Wagner warnt allerdings davor, in den laufenden Verhandlungen zu weit zu gehen. „Eine Torpedierung der Verhandlungen ist nicht zielführend.“ Auch Grünen-Stadtrat Torsten Schulze stellt klar: „Wir sollten uns durch den Eigentümer nicht erpressen lassen. Entweder er verkauft uns die Halle für kleines Geld oder senkt die Miete deutlich.“
Was sagt der Sportbürgermeister dazu?
In die Richtung geht auch die Argumentation von Sportbürgermeister Jan Donhauser (CDU). Dresden wolle das Bad erhalten, aber nicht um jeden Preis. „Wir wollen deutlich bessere Mietkonditionen und es stand vonseiten des Eigentümers im Raum, das Bad an die Stadt zu verkaufen.“ Mittlerweile liegen zwei Verkehrswertgutachten vor, zu denen er noch keine Details nennen darf und die von der Stadt geprüft werden. „Danach werden wir die Gespräche weiterführen.“
Von dem Geld könnten wir mehrere Elbamare bauen.
Martin Schulte-Wissermann, Piraten-Stadtrat
Es werde immer die Finanzlage angeführt, so Piraten-Stadtrat Martin Schulte-Wissermann. Anhand der Sparvorschläge von OB Hilbert sei klar: „Es wird gekürzt beim Schwimmen, im Sozialen und in der Kultur. Aber niemand spricht darüber, große Anschaffungen zu verschieben oder sein zu lassen oder mehr Geld einzunehmen. Bei den Parkgebühren wird der öffentliche Raum verschenkt, es könnten aber zehn bis zwanzig Millionen Euro mehr eingenommen werden, bei der Grundsteuer weitere zehn Millionen Euro und den Ausbau der Hamburger Straße können wir lassen. Von dem Geld könnten wir mehrere Elbamare bauen.“
Soll Dresden woanders ein neues Bad bauen?
Von SPD-Stadträtin Kristin Sturm-Karls wurde noch beantragt, einen alternativen Standort für einen Bad-Neubau im Bereich Gorbitz Löbtau zu prüfen. „Wir haben vom Oberbürgermeister gerade mitgeteilt bekommen, dass sich das neue Sachsenbad und der Neubau in Klotzsche nicht realisieren lassen. Wer den Bürgern im Dresdner Westen einen Neubau suggeriert, streut ihnen Sand in die Augen“, so Schollbach. „Wir haben eine funktionierende Schwimmhalle, diese dürfen wir nicht aufs Spiel setzen.“
Was hat der Stadtrat entschieden?
Am Ende beschloss der Rat mehrheitlich, dass OB Hilbert alle erforderlichen Maßnahmen einleiten soll, um die drohende Schließung im März abzuwenden und dem Stadtrat bis zum 30. November 2024 darüber zu berichten.
Außerdem soll die Stadt bis Ende Dezember einen Variantenvergleich und damit das Ergebnis der Verhandlungen vorlegen, zu welchen Konditionen ein langfristiger Mietvertrag abgeschlossen oder das Bad gekauft werden kann. Auch der SPD-Antrag, einen alternativen Standort zu prüfen, wurde beschlossen.