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Solarwatt Dresden trennt sich von 85 Mitarbeitern

Jeder zehnte Arbeitsplatz beim Dresdner Fotovoltaik-Anlagenlieferanten Solarwatt wird gestrichen. Was der Firmenchef zur Begründung sagt.

Lesedauer: 2 Minuten

Man sieht einen Mitarbeiter mit einer Solarzelle
Der Dresdner Fotovoltaik-Spezialist Solarwatt streicht Arbeitsplätze. Er will aber weiter die Energiewende vorantreiben. © archivfoto: dpa/Sebastian Kahnert

Von Georg Moeritz

DresdenStellen-Abbau statt des angekündigten Ausbaus: Das Dresdner Unternehmen Solarwatt GmbH streicht 85 seiner 850 Arbeitsplätze. Geschäftsführer Detlef Neuhaus kündigte per Pressemitteilung an, „kurzfristig bis Ende 2023“ müssten die 85 Mitarbeiter das Unternehmen verlassen. Im Februar hatte Neuhaus noch angekündigt, das Ziel von 1.000 Mitarbeitern werde im Jahr 2025 „locker“ überschritten.

Neuhaus betonte in der neuen Mitteilung, alle „kundennahen“ Bereiche von Solarwatt würden weiter ausgebaut. Doch in anderen Unternehmensbereichen müsse das sächsische Unternehmen seine „Organisationsstruktur verschlanken“. Das sei Teil eines umfangreichen Maßnahmenpakets, um Solarwatt zukunftssicher aufzustellen.

Der Geschäftsführer sprach von „aktuellen Marktverwerfungen“ durch ungleiche Bedingungen im Wettbewerb mit chinesischen und US-amerikanischen Herstellern von Fotovoltaik-Technik. Auf einem Solargipfel im September hatten die sächsischen Produzenten Solarwatt aus Dresden und Meyer-Burger mit Fabrik in Freiberg beklagt, dass chinesische Konkurrenten ihre Produkte billig nach Europa verkauften – angeblich zu Preisen unterhalb der Herstellungskosten. Der Export von China in die USA war zuvor schwieriger geworden.

Solarwatt betont: Investor Quandt steht zur Firma

Solarwatt-Chef Neuhaus betonte bei dem Termin, dass die Branche Strafzölle oder ein Anti-Dumpingverfahren gegen China ablehne. Stattdessen müsste die Einhaltung geltender Umwelt- und Sozialstandards stärker eingefordert werden. Auch müsste das europäische Beihilferecht reformiert und entbürokratisiert werden, damit die Produktion von Solarmodulen in Europa schneller gefördert werden könne.

Solarwatt kann kein Interesse an Sanktionen gegen China haben, weil das Dresdner Unternehmen selbst von dort Material bezieht. Nur ein Teil der Solarwatt-Fotovoltaikmodule wird in Dresden hergestellt, der größere Teil aus China importiert – nach deutschen Qualitätsmaßstäben, wie das Unternehmen sagte.

Umsatz voriges Jahr verdoppelt

Der neuen Pressemitteilung zufolge will Solarwatt weiterhin gemeinsam mit seinen Partnern die Energiewende vorantreiben. „Solarwatt bleibt ohne Wenn und Aber ein starker und zuverlässiger Partner für Solarteure und Hausbesitzer“, teilte das Unternehmen mit. Sein „Ankerinvestor“ Stefan Quandt, der seit 1998 im Unternehmen investiert ist, stehe fest zur Firma und dem Weg, der vor Solarwatt liege. Quandt ist auch an den Dresdner Unternehmen Heliatek und Kiwigrid beteiligt, die ebenfalls an Energiewendeprojekten arbeiten. Nach einem Insolvenzverfahren von Solarwatt, damals als Aktiengesellschaft, hatte Quandt seine Anteile an dem Fotovoltaik-Unternehmen aufgestockt. Die Familie Quandt ist stark an BMW beteiligt.

Nach eigenen Angaben hat Solarwatt allein zwischen 2020 und 2023 einen „signifikanten zweistelligen Millionenbetrag“ in Forschung, Entwicklung und Produktion – und damit in Arbeitsplätze in Deutschland – investiert. Das Dresdner Unternehmen verweist auf Partnerschaften mit BMW und Stiebel Eltron sowie über 650.000 installierte Fotovoltaik-Anlagen in ganz Europa seit 30 Jahren. Solarwatt liefert auch Akkus und ganze Solarsysteme.

Bei der Feier zum 30-jährigen Bestehen im Februar kündigte Solarwatt an, in diesem Jahr eine halbe Milliarde Euro Umsatz zu machen. Voriges Jahr war dem Unternehmen eine Verdopplung gelungen: Der Umsatz stieg von 160 auf 330 Millionen Euro. Solarwatt kündigte damals auch an, in diesem Jahr 2,5 Millionen Fotovoltaik-Module zu verkaufen. Seit der Gründung haben die Dresdner neun Millionen Stück ausgeliefert. Nun aber fordert das Unternehmen „schnelle und unbürokratische Antworten“ der Politik auf den in seinen Augen ungleichen Wettbewerb mit Übersee.

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