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„Spannendes Investmentwetter“

Norbert Schmidt, Dresdner Fondsmanager bei der Heeman Vermögensverwaltung AG, setzt auf Unternehmensanleihen als Alternative zum Festgeldkonto.

Lesedauer: 3 Minuten

Ein Mann im Anzug schaut in die Kamera.
Norbert Schmidt hat an der TU Dresden Wirtschaftsingenieurwesen studiert und lebt mit seiner Familie in Dresden. Foto: PR

Von Nora Miethke

Dresden. Die Sparfüchse sind zurück. In einer historischen Geschwindigkeit hat die Europäische Zentralbank die Leitzinsen in 18 Monaten um 4 Prozent erhöht. Es gibt wieder Zinsen auf Ersparnisse. Zwar wechseln viele Sparer die Banken auf der Jagd nach den höchsten Zinsen, setzen aber letztendlich auf Tages- und Festgeldkonten – und verschenken damit viel Geld. Das findet zumindest Norbert Schmidt. „Die Bankangebote sind nicht marktgerecht“, sagt der Fondsmanager der Heemann Vermögensverwaltung AG.
Der 40-jährige hat mit seinem Geschäftspartner Gerhard Mayer den Rentenfonds „FU Bonds Monthly Income“ konzipiert, der in ausgewählte Unternehmensanleihen investiert. Die Anlage sei riskanter als Tagesgeld, aber nicht so riskant wie Aktien, so Schmidt. Damit hat er gerade für viele Sachsen ein interessantes Angebot geschaffen.
Die Commerzbank hat erstmalig das Anlageverhalten ihrer Kunden und Kundinnen untersuchen lassen durch das Meinungsforschungsinstitut Ipsos. Ergebnis: Nicht mal jeder zehnte Sparer im Freistaat kennt sich gut mit Finanz- und Anlageprodukten aus, viele halten Aktienanlagen für zu komplex, die sie nicht verstehen würden. Schmidt kann das nachvollziehen. Durch die Kursschwankungen bei Aktien würden Sparer, die Sicherheit suchen, gestresst werden. „In dem Moment, wo es wehtut, müsste man eigentlich nachlegen, das stresst“, so Schmidt.

Nichts tun ist die schlechteste Option
Doch nichts tun, ist angesichts der inflationären Tendenzen die schlechteste Option. Schmidt und sein Team investieren in ausgewählte Unternehmensanleihen von Firmen mit mehr als 250 Millionen Euro Jahresumsatz. „Wir liefern mehr als vier Prozent und schütten jeden Monat stabil und fix aus“, betont der Fondsmanager, der in Dresden Wirtschaftsingenieurwesen studiert hat und mit seiner Familie noch in der Landeshauptstadt lebt. Im Juli 2019 gestartet, hat der Fonds inzwischen 65 Anleihen in seinem Portfolio, unter anderem von der Hotelkette Motel One, Bertelsmann, der Hannover Rück oder Best Secrets. Mehr als die Hälfte der Emittenten stammen aus Kerneuropa, also Deutschland, Frankreich, die Beneluxstaaten und die Schweiz. „Wir sehen uns als Banker der alten Schule“, sagt Schmidt. Das heißt, er investiert nicht in junge Start-ups, sondern in Wachstumsunternehmen mit hohem und stabilen Cash flow.
Die übliche Laufzeit einer Anleihe beträgt fünf Jahre. Der Emittent muss in dieser Zeit zwei Mal im Jahr seinen Auszahlungsverpflichtungen nachkommen können. Auf die Frage nach dem Hauptkriterium für die Auswahl der Emittenten betont Schmidt: „Für uns ist wichtig, dass die Unternehmen zehn Prozent Zinsen zahlen könnten, wenn es notwendig wäre. Die Fundamentaldaten müssen stimmen“. Das sei eine hohe Hürde, aber auch ein starker Sicherheitspuffer.
Darüber hinaus werden qualitative Kriterien wie Klarheit der Unternehmensstrategie, Robustheit des Geschäftsmodells in vergangenen Krisen, wesentliche Risiken der zukünftigen Unternehmensentwicklung sowie Governance-Aspekte berücksichtigt. Investments in die Branchen Glücksspiel, Atomenergie sowie Ölsand und Fracking, Erwachsenenunterhaltung und Cannabis schließen die beiden Fondsmanager für sich aus.

Schule des Lebens
Schmidt und sein Geschäftspartner Gerhard Mayer arbeiten schon seit zehn Jahren zusammen. In Zeiten niedrigster Zinsen haben sie gesehen, dass sie trotzdem sechs Prozent vor Kosten verdienen konnten, einfach durch das „Schauen unter die Motorhaube“, wie Schmidt es nennt. Gelernt hat der gebürtige Quedlinburger dies, als er nach dem Studium Sanierungsgutachten für eine Unternehmensberatung schrieb. Das sei die Schule seines Lebens gewesen, sagt er, denn er lernte zu erkennen, „wie Unternehmen nach außen erscheinen, wenn es ihnen innen nicht so gut geht.“
So entstand die Idee, einen Fonds im Anleihebereich aufzulegen und das mit einer monatlichen Ausschüttung, auch um dem Markt zu zeigen, „da geht noch mehr, als was eine angestaubte Industrie im Angebot hat“. Fünf Jahre hat der Fonds das Volumen von 50 Millionen Euro geknackt – für den Fondsmanager eine wichtige Wegmarke. Denn jetzt ist FU Bonds Monthly Income, auch interessant für institutionelle Investoren und Pensionskassen. Doch anlegen kann prinzipiell jeder Sparer ab einer Summe von 100 Euro. Für Schmidt sind die Wunschinvestoren „Einkommensinvestoren, die nicht ständig ins Depot schauen wollen“, die ruhig, aber trotzdem wertsteigernd für ihre Kinder oder Enkel ansparen oder die eigene Rente aufstocken wollen. Der Fonds, der im Morningstar-Rating fünf Sterne schafft, fällt in die Risikoklasse 3. Mit dem Rating werden die aktiven Managementleistungen bewertet. Das muss natürlich bezahlt werden. Mit einer Ausgabegebühr von 1,87 Prozent gehört der Fonds zu den teureren.
Nach Schmidts Einschätzung können die Sparer nicht darauf vertrauen, dass die Inflation dauerhaft heruntergeht. Die Sozial- und Rentenpolitik, die Forderung des Kanzlers nach einer weiteren kräftigen Erhöhung des Mindestlohns, die Begrenzung der Arbeitsmigration und die Deglobalisierung seien alles Faktoren , die tendenziell inflationär wirken würden. An einer Zinsspekulation will er sich nicht beteiligen, glaubt aber nicht, dass die Zinsen so schnell wieder sinken werden, wie der Markt hofft. Für Schmidt herrscht derzeit „extrem spannendes Investmentwetter“. Es sei nicht sonnig, wo alles läuft, wie 2021 nach Corona, ist aber auch kein strömender Regen wie in der Finanzkrise 2008. „Es ist etwas dazwischen“, eine Phase, in der der Markt nicht einfach sei, aber man durch aktives Management den Unterschied machen könne und die erhöhte Unsicherheit vergütet werde. Das Motel One jetzt fast acht Prozent Zinsen für seine Unternehmensanleihe zahlen müsste, hätte sich das Hotelunternehmen vor zwei Jahren nicht vorstellen können.
Die handels- und geopolitischen Entwicklungen würden Geschäftsmodelle verschieben etwa in der energieintensiven Industrie in Deutschland. Aber die großen Unternehmen hätten die Möglichkeit, sich anzupassen und sie könnten sich viel schneller an die veränderten Rahmenbedingungen anpassen als der Staat. „Deshalb halten wir Unternehmen auch für die besseren Schuldner“, so Schmidt.
Sollten sich Investments in die falsche Richtung entwickeln, „können wir jederzeit vorzeitig aussteigen“, versichert der Vermögensverwalter. Notwendig war das bislang noch nicht. Im Markt liegt die Ausfallquote bei drei Prozent, bei FU Bonds Monthly Income nach eigenen Angaben bei Null Prozent.

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