Leipzig. Immer wieder kommt es zwischen Handelsketten und Herstellern zum Streit um die Preise. Aktuell hat das zu einem Lieferstopp für Marken aus dem Hause Jacobs geführt. Auch in sächsischen Filialen von Edeka und Aldi Nord finden sich derzeit in den Regalen keine oder nur vereinzelt Produkte des niederländischen Kaffeeherstellers Jacobs Douwe Egberts (JDE), zu dem die Marken Jacobs, Senseo und Tassimo gehören.
„Ungewöhnlich sind solche Lieferstopps keineswegs“, sagt Erik Maier, Professor an der HHL Leipzig Graduate School of Management. Allerdings erfahre die Öffentlichkeit meist nur davon, wenn die Preisverhandlungen solche massiven Züge annehmen. Und es sich um Produkte handelt, die besonders stark nachgefragt werden. Kleinere Hersteller mit wenig Verhandlungsmacht müssten häufig schneller nachgeben und würden deshalb seltener ausgelistet.
Heftiger Preisanstieg bei Kaffee und Kakao
JDE ist die Nummer drei im deutschen Markt und hat sich bereits vor mehr als zwei Jahren einen Preisstreit mit Edeka und anderen Handelsriesen geliefert, was schon damals zu Lieferstopps führte.
Mindestens einmal im Jahr würde es zwischen Herstellern und Handel Preisverhandlungen geben. „Hinzu kommen Sonderverhandlungen, etwa wenn wie im aktuellen Fall die Rohstoffkosten derart in die Höhe geschossen sind“, sagt der Experte.
Gemessen am Einkommen haben deutsche Verbraucher in Europa die niedrigsten Lebensmittelpreise. – Erik Maier, Handelsexperte
An den Rohstoffbörsen werden derzeit Kaffeebohnen, aber auch Kakao und Orangensaft zu Höchstpreisen gehandelt. Ob die Forderungen nach höheren Preisen bei den Handelsketten allerdings gerechtfertigt sind oder es sich um Preistreiberei handelt, könne man als Außenstehender nicht einschätzen, so der Lehrstuhlinhaber für Marketing und Handel weiter.

Quelle: Fabian Sommer/dpa
Discounter werden selbst zu Produzenten
Die harten Auseinandersetzungen sind nach Meinung des Experten für die Verbraucher Fluch und Segen zugleich. Positiv sei, dass die von den Herstellern geforderten Preiserhöhungen nicht eins zu eins an die Kunden weitergegeben werden. „Gemessen am Einkommen haben deutsche Verbraucher in Europa die niedrigsten Lebensmittelpreise.“ Negativ sei es für den Kunden, wenn die Verhandlungen eskalieren und Produkte ausgelistet werden. „Dann müssen sie auf andere Produkte umsteigen oder in anderen Handelseinrichtungen auf Suche nach ihrer bevorzugten Marke gehen.“
Zusätzlich Druck bauen Discounter auf, indem sie Produzenten kaufen. „Im mitteldeutschen Raum ist das bereits mehrfach geschehen“, sagt der Handelsexperte. Die Schwarz Gruppe (Lidl und Kaufland) hat beispielsweise eine Großbäckerei, einen Getränkeproduzenten und einen Teigwaren-Hersteller in der Region übernommen.
„Als Hersteller von Produkten verstehen die Händler die Kostenstruktur wesentlich besser und können ganz anders mit Wettbewerbern verhandeln“, so der HHL-Fachmann.