Leipzig/Dresden. Für viele Autofahrer hat das neue Jahr mit einem bangen Blick auf die Preisanzeige an der Tankstelle begonnen. Mit der Erhöhung des CO₂-Preises am 1. Januar wurde ein Preisanstieg für Benzin und Diesel erwartet – und so kam es dann auch: Zum neuen Jahr haben die Literpreise zunächst zugelegt. In Sachsen bekommen Autofahrer den Preissprung besonders zu spüren, denn im Freistaat sind die Tankpreise im bundesweiten Vergleich überdurchschnittlich hoch. Ein Überblick zur aktuellen Preisentwicklung an den Tankstellen und den Aussichten für das Jahr 2025.
Die wichtigsten Fragen auf einen Blick
- Wie haben sich die Kraftstoffpreise zuletzt entwickelt?
- Wie sieht es derzeit in Sachsen aus?
- Warum ist das Tanken in Ostdeutschland besonders teuer?
- Was erwartet Autofahrer nun 2025?
- Wie können Autofahrer sparen?
Wie haben sich die Kraftstoffpreise zuletzt entwickelt?
Wer in den vergangenen Wochen eine Tankstelle angesteuert hat, dürfte registriert haben, dass eine Tankfüllung etwas teurer geworden ist. Schon im Dezember waren die Preise im Schnitt angestiegen: Super E10 kostete bundesweit rund 1,66 Euro pro Liter, und damit gut einen Cent mehr als im Vormonat. Etwas deutlicher fiel der Preisanstieg beim Diesel aus: Der Liter kostete im Durchschnitt rund 1,60 Euro, gut zwei Cent mehr als im November. Die Preisentwicklung für beide Kraftstoffarten hat der Verbraucherdienst „Clever Tanken“ ermittelt. Als Grund nennt dieser in erster Linie den leicht gestiegenen Rohölpreis, der für die Preisentwicklung an der Zapfsäule ein maßgeblicher Faktor ist. Eine Rolle spielten zudem die Weihnachtsferien, so Steffen Bock, Gründer und Geschäftsführer des Portals. „Beim Dieselpreis wirkte sich zudem die saisonal höhere Nachfrage nach Heizöl preistreibend aus.“
In den ersten Januarwochen wird nun eine weitere Zunahme erwartet. Denn wie eingangs erwähnt, ist die nationale CO₂-Steuer weiter gestiegen. Laut Bundesregierung liegt der Preis für die ausgestoßene Tonne Kohlendioxid jetzt bei 55 Euro (vorher 45 Euro). Laut „Clever Tanken“ werden pro Liter Benzin jetzt etwa 15,7 Cent und pro Liter Diesel circa 17,3 Cent CO₂-Steuer fällig. Damit verteuere sich der Liter Benzin im Vergleich zum Vorjahr um rund 3 Cent und der Liter Diesel um rund 3,1 Cent. Allerdings wies der ADAC darauf hin, dass viele Tankstellen ihre Lager noch Ende des Jahres gefüllt haben – so dürfte sich der Preisanstieg in seiner vollen Ausprägung erst in den kommenden Tagen und Wochen zeigen. In Dresden und Leipzig sind die Kraftstoffpreise im Vergleich zu den letzten Tagen im Januar aber bereits um bis zu fünf Cent angestiegen, zeigen Daten zur Preisentwicklung.
Wie sieht es derzeit in Sachsen aus?
Der Freistaat gehört seit Längerem zu den Bundesländern mit vergleichsweise hohen Spritpreisen – das scheint sich auch in diesem Jahr fortzusetzen. Montagnachmittag beispielsweise mussten Kundinnen und Kunden in Sachsen im Schnitt 1,70 Euro für den Liter Diesel, 1,83 Euro für Super und 1,77 Euro für E10 zahlen, so das Portal „Tanke günstig“. Teurer war Diesel mit 1,72 Euro nur in Sachsen-Anhalt.
Und noch ein anderes Phänomen dürfte sich in diesem Jahr wieder bemerkbar machen: Wer in Leipzig und Dresden tankt, zahlt im Städtevergleich besonders viel. Die beiden Großstädte gehören immer wieder zu den teuersten Tank-Städten in Deutschland überhaupt.
Das zeigt sich eindrücklich mit Blick auf 2024. In Dresden war der Griff zur Zapfpistole mit der Aufschrift E10 das Jahr über besonders teuer: Hier zahlten Kundinnen und Kunden laut „Clever Tanken“ im Schnitt rund 1,75 Euro pro Liter, teurer war es nur in Wuppertal. Leipzig hingegen stach erneut beim Diesel heraus: In der Messestadt war der Kraftstoff mit 1,69 Euro bundesweit am teuersten. Der Verbraucherdienst kürte Leipzig damit zum zweiten Mal in Folge zur „teuersten Diesel-Tankstadt des Jahres“.
Warum ist das Tanken in Ostdeutschland besonders teuer?
Grundsätzlich ist die Preisbildung an Tankstellen komplex. Eine Rolle spielt laut Bundeskartellamt aber, dass die östlichen Bundesländer stärker vom Embargo auf russisches Rohöl und Mineralölprodukte betroffen sind. So seien die Raffinieren PCK in Schwedt und Leuna auf russisches Rohöl ausgelegt. „Mit der Ersatzbeschaffung können die Kapazitäten noch nicht wieder zu 100 Prozent ausgelastet werden“, erklärte die Behörde dazu.
Bei Diesel ist Deutschland den Bonner Marktwächtern zufolge besonders auf Importe angewiesen. Hier profitierten einige westliche Bundesländer von der Nähe zur Region Amsterdam-Rotterdam-Antwerpen, von wo aus große Mengen des Kraftstoffes transportiert werden. Der Osten des Landes setzte demnach eher auf Russland – doch mit dem Embargo fielen diese Einfuhren weg. Die Raffinerien müssen daher teureren Ersatz beschaffen, zudem sind die Transportwege länger.
Was erwartet Autofahrer nun 2025?
Neben der gestiegenen CO₂-Abgabe kommt es vor allem auf den Ölpreis an. Wie sich dieser entwickelt, lässt sich kaum vorhersagen, allerdings wagen Analysten Prognosen. Demnach sind die Aussichten aus Kundensicht nicht so schlecht: So geht die Internationale Energieagentur (IEA) in diesem Jahr von einer „Überversorgung“ mit Öl aus. In der Folge könnte der Ölpreis fallen. Ein Grund dafür ist die schwächelnde chinesische Wirtschaft. Hier, aber auch in anderen Schwellenländern, hat sich das Wachstum der Ölnachfrage laut IEA deutlich verlangsamt.
Wie können Autofahrer sparen?
Das Bundeskartellamt rät Autofahrern schon länger, die Preise etwa über das Internet oder Smartphone-Apps zu vergleichen. In Deutschland sind Tankstellenbetreiber verpflichtet, jede Preisänderung bei der Markttransparenzstelle für Kraftstoffe zu melden. Die Preisdaten gibt diese an zugelassene Anbieter von Verbraucher-Informationsdiensten weiter. Eine Übersicht über die zugelassenen Anbieter gibt es auf der Seite des Kartellamtes.
Zudem sollten Tankstellenkunden weiterhin auf die richtige Zeit achten. Am günstigsten sind Kraftstoffe den Marktwächtern zufolge kurz vor 19 und kurz vor 22 Uhr, am teuersten ist es tendenziell in der Nacht und am frühen Morgen. Wie es in einer Analyse des Kartellamtes heißt, setzen Tankstellen in der Regel auf viele kleine Preissenkungen und einige größere Preiserhöhungen pro Tag. Morgens seien die Preisspitzen stärker ausgeprägt als abends, und im Tagesverlauf sinke der durchschnittliche Preis. Eine weitere Preisspitze ist nach Beobachtung der Behörde im vergangenen Jahr hinzugekommen – und zwar am Nachmittag.
Nicht zuletzt bleibt der Tankvorgang auf der Autobahn besonders teuer: Hier beträgt die Differenz zu anderen Tankstellen rund 39 Cent für den Liter Benzin und 36 Cent für Diesel.