Auf einen extrem heißen, trockenen Sommer folgt für die Dresdner Landwirte ein ebenso trockener Herbst. Der verschärft die Probleme von Tierhaltern und Ackerbauern noch weiter. Durch den ausbleibenden Regen fehlt weiterhin Futter. Auf den Weiden wächst kaum Gras. „Wir haben unsere Maisernte komplett gehäckselt und an die Kühe verfüttert, die auf den völlig vertrockneten Wiesen nichts mehr gefunden haben“, sagt Biobauer Bernhard Probst aus Podemus. Auf einem seiner Felder in Wilsdruff, wo es ein, zwei Gewitter mehr als im Dresdner Stadtgebiet gab, wachse gerade eine Zwischenfrucht heran, die er auch als Tierfutter eingeplant hat. „Aber die ist gerade mal handhoch, da passiert nicht mehr viel“, ist Probst sicher. Seine Bullenkälber wären über den Sommer kaum gewachsen.
Im Schönfelder Hochland lässt Heribert Meller von der dortigen Gutsverwaltung einen Teil seiner Kühe auf einem Gerstefeld weiden. „Das Feld war abgeerntet und aus den ausgefallenen Körnern wuchs neues Getreide heran, das wir normalerweise untergepflügt hätten“, sagt der Landwirt. Auch auf abgeernteten Maisfelder hat er schon Tiere weiden lassen, wo sie noch zurückgebliebene Körner gefressen haben. Zudem bekommen sie Rübenschnitzel. „Es ist schlimm dieses Jahr. Wir haben lediglich ein Viertel der durchschnittlichen Grünfutterernte reingeholt.“ Dennoch habe er Glück, weil er noch einige Heureserven aus dem Vorjahr hat.
Bernhard Probsts Plan zum Schlachten ist bis Mitte Dezember voll. Er hat ein eigenes Schlachthaus. Täglich würden Lieferanten anrufen, ob er nicht noch weitere Tiere abnehmen kann. Doch der Chef der Biomarkt-Supermärkte kann nur so viel schlachten, wie frisch in seinen Märkten verkauft werden kann. „Aber bei dem Wetter isst kein Mensch Rindfleisch. Das ist erst wieder gefragt, wenn kaltes Schmuddelwetter kommt und alle Schmorgerichte kochen“, sagt er. Trotzdem will er die Notlage der Tierhalter nicht ausnutzen. „Sie bekommen bei mir den gleichen Preis für die Tiere wie noch vor einem Jahr.“
Andere Erfahrungen hat da Heribert Meller gemacht. „Der Fleischpreis ist im Keller. Wir würden extrem einbüßen, wenn wir jetzt Tiere notschlachten ließen“, sagt er. Denn deutschlandweit würden Bauern aufgrund der Futterknappheit mehr Tiere loswerden wollen. Für Mellers Rinder komme aber ohnehin bald die Zeit, in der sie in den Stall kommen, den er mit viel Auslauf neu gebaut hat.
Sinkende Fleischpreise: Einige Bauern geben bereits auf
Bernhard Probst erfährt derzeit viele Leidensgeschichten von seinen Lieferanten. Darunter sind auch Mutterkuhhalter, die Bauer im Nebenerwerb sind. „Da überlegen viele, ob sich das überhaupt noch lohnt. Zumal sie nicht mal wissen, ob das Futter über den Winter reicht.“ Ein Milchviehhalter aus Chemnitz habe ganz aufgehört, weil er durch die steigenden Futterpreise 100 000 Euro Minus machen würde. „Der hat die Sache ganz nüchtern betrachtet“, sagt Probst.
45 Prozent weniger als den sonst normalen Maisertrag konnte Meller ernten, bei den Zuckerrüben waren es 40 Prozent weniger. Das hat nicht nur auf die Futtersituation bei den Tieren Auswirkungen, sondern auch auf den Betrieb der Biogasanlage in der Gutsverwaltung. „Wir hoffen auf das nächste Jahr. Das wird maßgeblich darüber entscheiden, wie es weitergeht“, sagt der Landwirt. Biobauer Probst verweist jetzt schon darauf, dass in anderthalb Jahren Jungtiere fehlen werden.
Von Kay Haufe
Foto: © Rene Meinig