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Urnenstau aufgehoben

Anderthalb Monate wurde im Friedwald von Georg Prinz zur Lippe nicht beerdigt. Der Grund ist kurios.

Lesedauer: 2 Minuten

Niederau. Mit Anfang dieser Woche haben die Angestellten im Friedwald Oberau bei Meißen ihre reguläre Arbeit wieder aufnehmen können. Darüber hat jetzt Georg Prinz zur Lippe informiert.

Der sonst hauptsächlich als Winzer bekannte Unternehmer hatte im September vergangenen Jahres diesen Standort der Friedwald GmbH eröffnet. Für Preise zwischen rund 500 und 6 000 Euro können sich Interessenten dort an einem Baum bestatten lassen. Dies war seit Ende Juli jedoch nicht mehr möglich gewesen. Den Grund dafür bildete ein Beschluss des Familiengerichts in Meißen. Dieses war tätig geworden, da die Familie zur Lippe die 77 Hektar Wald in Oberau an ihren Sohn übergeben hatten. Der Schüler soll auf diese Weise für die Zukunft abgesichert werden und gleichzeitig einen ersten Einblick in die Geschäftswelt erhalten. 

Georg Prinz zur Lippe zufolge zweifelte das Gericht an der Wirtschaftlichkeit des Oberauer Friedwalds und habe auf den erheblichen Aufwand für die Verkehrssicherungspflicht verwiesen. Zudem gab es Kritik daran, dass durch die Urnenbestattungen der Waldboden unzulässig mit Schwermetall belastet werden könnte.

Georg Prinz zur Lippe und seine Frau können über diese Punkte nur den Kopf schütteln. Nach eigenen Angaben haben sie im Vorfeld der Übergabe des Friedwalds an ihren Sohn von spezialisierten Anwälten aus Dresden ihre Vorgehen prüfen lassen. Letztlich hätten die Juristen nirgends einen Haken entdecken können. Gegen die Schwermetall-These liege ein Gutachten von Forstwissenschaftlern der Universität Freiburg vor. Diese untersuchten in ihrer Analyse Auswirkungen von Urnenbeisetzungen im Wald auf Pflanzen und Grundwasser. Dabei ging es speziell um die Schwermetalle Zink, Chrom und Nickel sowie Aluminium, Kalium und Eisen. Außerdem sollte herausgefunden werden, ob der pH-Wert des Waldbodens durch die basische Kremationsasche steigt.

Am Ende kamen die Wissenschaftler zu folgendem Ergebnis: Die Aschen seien unbedenklich für den Wald. Der pH-Wert steigt zwar leicht, dauerhafte Änderungen der Bodeneigenschaften seien jedoch auszuschließen, heißt es in der Zusammenfassung der Studie. „In einem Zeitraum von bis zu 13 Jahren nach der Beisetzung hat keinerlei Verlagerung von Schwermetallen aus Kremationsasche in den darunterliegenden Boden stattgefunden.“

Entkräften kann die Familie auch Bedenken wegen der Sicherheit. Darauf habe schon vor dem Aufbau des Friedwalds exakt geachtet werden müssen. Das Areal werde stark von Spaziergängern, Wanderern etc. genutzt. Eine Rücklage gestatte es, zusätzlich zur üblichen Pflege einen Baumkletterer zum Beseitigen morscher Äste einzusetzen. Die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens gehe aus der dem Familiengericht vorgelegten Betriebswirtschaftlichen Auswertung hervor. Dabei handelt es sich um einen regelmäßig erstellten und standardisierten Überblick mit den wichtigsten ökonomischen Kennziffern des Betriebes.

Tatsächlich hat die Marke Friedwald seit 2001 eine sehr erfolgreiche Entwicklung genommen. Über 100 400 Beisetzungen haben laut Unternehmen seither in einem der 63 Friedwald-Standorte stattgefunden. Rund eine Viertelmillion Menschen wählten bisher für sich einen Baum oder einen Platz in einer der Anlagen. Mehr als 70 Prozent der über 50-Jährigen kennen die Marke.

All diese Argumente reichte die Familie auch beim Oberlandesgericht in Form eines Widerspruchs gegen den Beschluss des Meißner Familiengerichts ein. Seit wenigen Tagen liegt vom OLG nun ein abschließendes Schreiben vor. Darin wird der Ansicht des Meißner Familiengerichts widersprochen, alle Auflagen und Kritikpunkte werden zurückgenommen. „Damit haben wir jetzt komplette Rechtssicherheit für den Betrieb“, sagt Georg Prinz zur Lippe. Neben den hohen Kosten für ein überflüssiges Rechtsverfahren ärgere ihn vor allem die Unsicherheit, welche durch das Hin und Her unter den Kunden der Friedwald-Gesellschaft entstanden sei. Jetzt werde energisch daran gegangen, den aufgelaufenen Rückstand aufzuarbeiten.

 

Von Peter Anderson und Peggy Zill

Bildquelle: Claudia Hübschmann

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