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Verbraucherschützer finden die Lebensmittel-Teuerung unerklärlich

Warum sind die Lebensmittel so teuer? Verbraucherzentralen fordern staatliche Preisbeobachtung und einen finanziellen Zuschuss für die Bürger. Mogelpackungen sollen gekennzeichnet werden.

Lesedauer: 2 Minuten

Man sieht einen Einkaufswagen.
Warum sind die Lebensmittel-Preis so hoch? Die Teuerung ist deutlich höher als die allgemeine Inflation - dafür gibt es Gründe. © dpa

Von Wolfgang Mulke

Die Preise für Lebensmittel steigen weiterhin stärker als die bei anderen Waren und Dienstleistungen. „Es steht zu befürchten, dass in Deutschland eine gesunde und ausgewogene Ernährung eine Frage des Geldbeutels wird“, warnt Ramona Pop, die Chefin des Bundesverbands der Verbraucherzentralen (vzbv). Seit vielen Monaten steigen die Preise für Butter, Käse, Obst und Fleisch viel stärker als die Inflationsrate insgesamt. Im September mussten die Verbraucher dafür 7,5 Prozent mehr ausgeben als vor einem Jahr. Die allgemeine Teuerungsrate lag „nur“ bei 4,5 Prozent.

In der Spitze seien manche Nahrungsmittel seit Beginn der Krise um 80 Prozent teurer geworden, sagt Pop. Für viele Haushalte sind diese Preissteigerungen ein finanzielles Problem. Auch indirekte Preiserhöhungen beobachtet der vzbv verstärkt. Die Hersteller verschleiern dabei Teuerungen.

So würde bei gleicher Packungsgröße zum Beispiel mitunter weniger Inhalt angeboten. Eine Markenbutter machte so aus einem 250-Gramm-Stück ein nur noch 200 Gramm schweres Stück Butter – zum selben Preis. Das entspricht einer verdeckten Preisanhebung um 25 Prozent. Oder Verpackung und Inhalt werden bei gleich bleibendem Preis leicht verringert. Das merkt ein normaler Kunde im Supermarkt kaum.

Preise sollen vergleichbar sein

Die Bundesregierung müsse jetzt etwas gegen den unerklärlich starken Preisschub unternehmen, verlangt Pop. Fünf Forderungen hat der vzbv, um für mehr Transparenz und eine finanzielle Hilfe für die privaten Konsumenten zu sorgen. Ein Kern der Vorschläge besteht in mehr Transparenz bei der Preisbildung. Die Supermarktketten sollen verpflichtet werden, alle Preise ihres Sortiments im Internet zu veröffentlichen. So könnten die Verbraucher die Preise leichter vergleichen, erläutert Pop. „Das spart bares Geld.“ Sie verweist auf das Beispiel Israel, das eine solche Regelung eingeführt hat. Danach seien die Preise um fünf Prozent zurückgegangen.

Zudem verlangt der vzbv eine öffentliche Preisbeobachtungsstelle. Diese soll die Preise entlang der Wertschöpfungskette von Nahrungsmitteln erfassen. Das reicht vom Erzeuger über den Verarbeiter und Transport der Waren bis hin zum Einzelhandel. Derzeit wisse niemand, an welcher Stelle die extreme Teuerung entstehe, kritisiert Pop und verweist auf Frankreich, das diese Daten bereits erfasst.

Direktzahlungen an Geringverdiener

Auch muss insbesondere den Haushalten mit geringen Einkommen direkt mit einem finanziellen Zuschuss geholfen werden. Diese Einmalzahlung könnte wie die Energiepreispauschale im vorigen Jahr gestaltet werden. Das wäre dann ein Betrag von 300 Euro für jeden Arbeitnehmer und Selbstständigen, der dann aber versteuert werden musste. Lieber wäre Pop eine Direktzahlung an Haushalte mit geringen Einkommen. Doch das wird technisch wohl erst Ende 2024 möglich werden. „Eine Einmalzahlung würde direkt den Menschen zugutekommen, die von Ernährungsarmut betroffen oder bedroht sind“, wirbt der vzbv für die Unterstützung.

Aber auch verdeckte Preisanhebungen, die sogenannten Mogelpackungen, will der Verband verdeutlichen. Die Hersteller müssten zu einem deutlichen Warnhinweis auf der Verpackung verpflichtet werden, wenn bei gleicher Größe plötzlich weniger Inhalt verkauft wird.

Als ersten Schritt verlangen die Verbraucherschützer jedoch einen Preisgipfel der Bundesregierung. Hier sollten alle beteiligten Akteure zusammenkommen und Handlungsmöglichkeiten gegen weitere Preissteigerungen ausloten. Zudem soll das Bundeskartellamt den Sektor untersuchen und herausfinden, ob und wie sich die vorhandenen Wettbewerbsbedingungen auf die Preise auswirken.

Der Lebensmittelmarkt wird von vier großen Handelsunternehmen dominiert. Aldi, Lidl, Rewe und Edeka teilen sich 85 Prozent des Absatzes in Deutschland.

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