Leipzig. Vor 20 Jahren lief im Leipziger BMW-Werk das erste in Serie gefertigte Auto vom Band: eine 3er-Limousine der fünften Generation. Für das Werk war dieser 1. März 2005 ein besonderer Tag, erinnert sich Werkssprecher Kai Lichte. Endlich konnte es losgehen, endlich konnte man zeigen, dass der Münchner Autobauer mit seinem Ja zum sächsischen Standort genau richtig lag.
Vier Jahre zuvor hatte die BMW Group verkündet, in Leipzig ein neues Fahrzeugwerk zu bauen. Neben der Messemetropole gab es rund 250 weitere Bewerber europaweit.
Bisher wurden 3,75 Millionen Fahrzeuge gebaut
„Hier sehen wir den Standort mit der für unsere Zwecke insgesamt besten Perspektive“, verkündete im Juli 2001 der damalige Vorstandschef Joachim Milberg in München.
Dass die Münchner mit ihrer Wahl zufrieden sind, zeigt, dass das Werk kontinuierlich ausgebaut und weiterentwickelt wurde. Die ursprünglich geplante Investition von einer Milliarde Euro hat sich auf über fünf Milliarden Euro erhöht. Seit dem Produktionsstart vor genau 20 Jahren wurden in Leipzig rund 3,75 Millionen Fahrzeuge gefertigt.
Aktuell entstehen im BMW Group Werk Leipzig auf einer Produktionslinie vier Modelle mit drei Antrieben von zwei Marken: der BMW 1er, der BMW 2er Active Tourer (auch als Plug-in-Hybrid), das BMW 2er Gran Coupé sowie der Mini Countryman mit vollelektrischem und konventionellem Antrieb.
Bei der Planung des Werks wurde die Produktion auf 650 Einheiten pro Tag kalkuliert. 20 Jahre später liegt die Zahl der möglichen Einheiten pro Tag bei bis zu 1500 Stück. Seit 2005 gab es 20 Produktanläufe mit Fahrzeugen von BMW und Mini. Wobei das meistgebaute Modell die erste Generation des BMW X1 ist – zwischen 2009 und 2015 liefen 635.194 Fahrzeuge des Modells in Leipzig vom Band.
In den 20 Jahren seines Bestehens habe das Leipziger Werk eine ganze Reihe von Maßstäben gesetzt und war oft Vorreiter im Konzern, sagt Sprecher Lichte.
Pionierwerk der Elektromobilität
Besonders prägend für das Werk sei die Entscheidung gewesen, das erste vollelektrische Fahrzeug in Leipzig zu bauen. „Damit wurde das sächsische Werk zur Geburtsstätte der Elektromobilität bei der BMW Group“, so der Sprecher. Von 2013 bis 2022 wurden mehr als 250.000 Exemplare des rein elektrisch angetriebenen BMW i3 produziert.
2014 folgte die Produktion des BMW i8 als erstes Plug-in-Hybrid-Modell der BMW Group. Nach 20.500 gebauten Einheiten endete 2020 diese Ära im Leipziger Werk. Dass die Münchner diese beiden Elektromobile in Leipzig gebaut haben, bezeichnete der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer als eine Art Ritterschlag. „Leipzig ist das Leitwerk des Münchner Autokonzerns für alles, was mit Karbon und Elektromobilität zu tun hat“.
2021 begann die Produktion von E-Komponenten für die Hochvoltbatteriefertigung. Zunächst wurde der Fertigung von Batteriemodulen für das Produktionsnetzwerk der BMW Group gestartet.
Leipzig ist das Leitwerk des Münchner Autokonzerns für alles, was mit Karbon und Elektromobilität zu tun hat. – Ferdinand Dudenhöffer, Autoexperte
Innerhalb von vier Jahren kamen weitere Produktionsschritte und -linien hinzu, darunter auch die Hochvoltbatteriefertigung. Die Speicher sind heute im Mini Countryman Electric sowie in weiteren E-BMW aus anderen Werken zu finden.
Der Bau des Mini Countryman ist für das Leipziger Werk ein weiteres Alleinstellungsmerkmal im Produktionsverbund. Innerhalb der BMW Group ist Leipzig das einzige Vollwerk, das Fahrzeuge der Marken BMW und Mini gemeinsam auf einem Band produziert.
Wichtiger Arbeitgeber in der Region
Mit dem Mini stockte BMW zugleich die Belegschaft auf. Allein im vergangenen Jahr wurden 900 neue Kräfte fest eingestellt.
Bei BMW Leipzig arbeiten heute 6800 Beschäftigte, zusammen mit Arbeitskräften bei weiteren Firmen am Standort sind es über 11.000, hinzu kommen Beschäftigte bei Zulieferern. Auch damit liegt man weit über den ursprünglichen Planungen:. Gestartet wurde zu Produktionsbeginn mit rund 2600 BMW-Beschäftigten. Mittelfristig wurde damals mit rund 5500 Arbeitsplätzen am neuen Werksstandort gerechnet.