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Warum ein Biobauer aus dem Kreis Görlitz sich den Bauernprotesten nicht anschließt

Marcus Ender betreibt den Biobauernhof im kleinen Tetta. Subventionskürzungen treffen auch ihn. Trotzdem hat er Gründe, nicht mitzumachen.

Lesedauer: 2 Minuten

Biolandwirt Marcus Ender (rechts) aus dem Vierkirchener Ortsteil Tetta macht bei den Bauernprotesten nicht mit. © Constanze Junghanß
Biolandwirt Marcus Ender (rechts) aus dem Vierkirchener Ortsteil Tetta macht bei den Bauernprotesten nicht mit. © Constanze Junghanß

Von Constanze Junghanß

Bis Montag gehen die bundesweiten Bauernproteste auch im Landkreis weiter, auf der B99 bei Hagenwerder kann es am Montag zu Verkehrsbeeinträchtigungen kommen. Am Montag soll mit einer Großdemonstration in Berlin der Höhepunkt der Protestwoche stattfinden. Weder im Landkreis, noch in Berlin ist Marcus Ender mit dabei. Der Landwirt gehört zu denjenigen, die sich dafür entschieden haben, nicht mitzudemonstrieren.

Der dreifache Vater betreibt einen Bauernhof wie aus dem Bilderbuch: Feldgemüse auf drei Hektar Ackerboden, ein riesiger Hausgarten, vier Folienzelte. 40 Gemüsesorten bauen Marcus Ender und sein Team an. Bienen liefern den Honig, Enten das Fleisch, etwa 300 Hühner unterschiedlicher Rassen die Eier. Alles in Bio-Qualität.

Der Enderhof im Vierkirchener Ortsteil Tetta produziert ökologisch, vermarktet die Produkte in der Umgebung, verkauft direkt ab Hof und liefert Hofkisten an Abholstationen in Kundennähe. „Durch regionale Wertschöpfungsketten können wir unabhängig vom Weltmarkt produzieren“, sagt er.

Und trotzdem: Auch sein Betrieb ist von den geplanten Subventionskürzungen der Bundesregierung betroffen, wenngleich die Ampel da ein Stück weit einlenkte und die Kfz-Steuerbefreiung für die Landwirtschaft nun doch nicht streichen will. Bis 2026 soll für den Agrardiesel die Steuerbegünstigung wegfallen. „In unserem Betrieb macht das gerade mal 400 Euro aus“, sagt Marcus Ender. Große und schwere Maschinen kommen in Tetta nicht zum Einsatz, viele Arbeiten werden per Hand und mit kleinen Traktoren durchgeführt.

Das ist weniger der Grund, weshalb er sich dem Protest im Kreisgebiet nicht angeschlossen hat. „Die Forderungen sind nicht eindeutig“, kritisiert er. „Wenn auf Protestschildern zu lesen ist, die Regierung soll abgeschafft werden, hilft das dem Landwirt jedenfalls nicht“, sagt der Tettaer.

Bauernproteste werden unterwandert

Vielmehr sieht er es als schwierig an, „dass wir keine bäuerlichen Strukturen mehr haben.“ Immer mehr kleine Betriebe in der Landwirtschaft würden von den Großen aufgekauft, „das passierte auch in unserer Region bereits.“ Größere Flächen bedeutet auch höhere EU-Subventionen. Marcus Ender beunruhigt, wenn rechte Gruppierungen und die AfD den Protest unterwandern. „Das lehne ich ab“, sagt er. Grundsätzlich sei die Demonstrationsmöglichkeit richtig und wichtig, betont der Landwirt.

Nur das Ziel der aktuellen Bauernproteste sei wenig klar. Einem agrarpolitischen Sechs-Punkte-Plan als Reaktion auf die Protestwoche kann er sich dagegen anschließen, wie er sagt. Der wurde Anfang Januar von der „Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft“ unter dem Motto „Jeder Hof zählt“ herausgebracht. Kritisiert wird darin zwar gleichfalls, dass Bauern zur kurzfristigen Konsolidierung des Haushalts der Bundesregierung überproportional finanziell belastet werden. Da geht es aber auch um kostendeckende Preise, eine Tierwohlabgabe, die Unterstützung kleinerer Betriebe, Gentechnikfreiheit und mehr.

Ohne Subventionen geht es nicht in der Landwirtschaft

Marcus Ender schätzt ein, dass Landwirte immer abhängig von Subventionen sein werden, die es auch seitens der EU unter anderem in Form von Basis-, Greening- und Umverteilungsprämie gibt. Auf diese Direktzahlungen von 2023 warten die rund 7.000 sächsischen landwirtschaftlichen Unternehmen aber noch, was gleichfalls für Verunsicherungen bei den Bauern sorgte. In der Vergangenheit wurde das Geld in Sachsen im Dezember ausgezahlt.

Aus technischen Gründen war das bisher nicht möglich, wie einer Pressemitteilung des Landwirtschaftsministeriums zu entnehmen ist. Im Februar soll es nun die Auszahlungen geben und als Überbrückung einen Nachteilsausgleich. Mit den Einsparungsplänen der Bundesregierung haben die EU-Subventionen nichts zu tun, wie Marcus Ender bestätigt.

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