Von Ulf Mallek
Landkreis Meißen. Die aktuelle Superernte beim sächsischen Wein hat positive Auswirkungen auf die Preise. Nach übereinstimmenden Aussagen der großen Weingüter in Sachsen wird es in diesem Jahr wohl keine Preiserhöhungen geben.
Die große Erntemenge führe zu sinkenden Stückkosten. Bei gleichen Kosten pro Hektar wurden 10 bis 15 Prozent mehr geerntet, so der Vorstandsvorsitzende des Weinbauverbandes Felix Hößelbarth. Somit konnten steigende Produktionskosten kompensiert werden. „Ich denke daher, dass es vorerst keinen weiteren Preisanstieg geben wird“, so Hößelbarth zu Sächsische.de.
Stetiger Anstieg der Ertragsrebfläche
Die Weinbausaison 2023 sei unterm Strich gut gelaufen. Zwar gab es zwischendrin immer wieder Zitterpartien, da die Regenperioden stets sehr lang und mit zu viel Niederschlag verbunden und die Schönwetterperioden oft zu heiß und zu trocken waren. Dennoch brachte die Weinlese eine große Menge mit einer sehr guten Qualität. Die Ernteschätzung liegt für Sachsen bei rund 28.500 Hektolitern Weinmost, was 10 Prozent mehr sind als im vergangenen Jahr. Im Partnerweingebiet Saale-Unstrut werden 50.000 Hektoliter erwartet. Das sind 13 Prozent mehr als der zehnjährige Durchschnittsertrag, aber 6 Prozent weniger als 2022. Bundesweit wird ein Ertrag von rund 8,8 Millionen Hektolitern Weinmost erwartet, der damit ein Prozent unter dem Durchschnittsertrag der letzten zehn Jahre und drei Prozent unter der Vorjahreserntemenge liegt.
Nach Ansicht des Weinbauverbandes kommt das sehr gute Ernteergebnis auch durch einen langsamen, aber stetigen Anstieg der Ertragsrebfläche um etwa circa 5 Hektar pro Jahr. Zudem halfen die Umstrukturierungsmaßnahmen von Rebflächen: Alte, nicht mehr so produktive Weinberge werden gerodet und neu angepflanzt. Damit nimmt die Produktivität auf der Fläche zu. Letztlich führten mehr Tropfbewässerungsanlagen zu dem guten Ernteergebnis.
Trockenes, sonniges Wetter führt zu gesunden Trauben
Wer gearbeitet hat, der wurde belohnt. So schätzt Björn Probst vom Weingut Schloss Proschwitz Prinz zur Lippe das Weinjahr ein. „Wir konnten reifes Traubengut mit hohen Extraktwerten ernten, die das Potenzial für eine hohe, teils sehr hohe Qualität haben.“
Martin Junge vom Radebeuler Staatsweingut Schloss Wackerbarth sieht im Monat September den Gamechanger. Mit einer Durchschnittstemperatur von 18,3 Grad Celsius (+ 4,1 Grad zum langjährigen Mittel) und 267 Sonnenstunden (+ 80 Prozent zum langjährigen Mittel) gehe der September in Radebeul wohl als der wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in die Geschichte ein. Der Spitzenwert in Radebeul lag bei 32,3 Grad Celsius, gemessen von Wackerbarths Wetterstation am 11. September 2023 am Fuße des Wackerbarthbergs. Das trockene und sonnenreiche Wetter sorgte in den Weinbergen für gesunde Trauben mit guten Mostgewichten, einer hervorragenden Aromaausbildung und einem ausgewogenen Säuregehalt.
Lutz Krüger, Chef der Meißner Winzergenossenschaft, sagte, er habe noch eine kleine Restpartie Trauben hängen lassen. Man hoffe auf beste Witterungsbedingungen, um irgendwann einen Eiswein lesen zu können. Nach jetzigem Stand, so Krüger, liege die Erntemenge auch des größten sächsischen Weinbaubetriebes über der Menge des Vorjahres. Krüger: „Mit der eingefahrenen Qualität und der Traubengesundheit sind wir sehr zufrieden. Die Mostgewichte liegen bei nahezu allen Rebsorten über den Werten des Vorjahres.“ In Kürze bereitet die Genossenschaft die nächste Abfüllung vor. Pünktlich zum 11.11. kommt unser der Grünschnabel 2023″ in die Regale, wieder mit einem neuen Jahrgangsetikett von Lutz Richter.
Prinz zur Lippe macht komplett auf Bio
Ein auffälliger Trend: Der Bio-Anteil nimmt zu. 2019 waren noch 15 Hektar und damit 3 Prozent der Anbaufläche Bio. Heute sind es 96 Hektar oder 18 Prozent der Anbaufläche. Das läge über dem Bundesdurchschnitt von 12 Prozent, so der Weinbauverband.
Noch stärker zur Sache geht es auf Schloss Proschwitz. Der komplette Betrieb, sprich alle 72 Hektar, ist seit 2021 in der Bioumstellung. Mit dem neuen Jahrgang 2024 werden die Weine dann auch mit Biolabel vermarktet. Schloss Wackerbarth sei als erstes Weingut in den neuen Bundesländern mit einem wissenschaftlich fundierten Nachhaltigkeitssiegel des Deutschen Instituts für Nachhaltige Entwicklung e.V. zertifiziert worden. FairChoice umfasse 47 Kriterien aus allen drei Säulen der Nachhaltigkeit: Ökologie, Ökonomie und Soziales, so das Weingut.
Erfreulich: Die Zahl der Haupterwerbswinzer in Sachsen hat sich seit 2010 fast verdreifacht und beträgt heute 37 Betriebe; die Zahl der Nebenerwerbswinzer hat sich im gleichen Zeitraum etwa auf 42 Betriebe verdoppelt. Außerdem sind im Elbtal noch heute etwa 1.400 Kleinstwinzer aktiv. Das sind allerdings deutlich weniger. Vor zehn Jahren waren es fast 2.500. Seit 2013 ist die Ertragsrebfläche im Elbtal gegen den gesamtdeutschen Trend von 488 auf 524 Hektar im Jahr 2022 gewachsen (+ 7,4 Prozent). Eine so große Fläche hatte der sächsische Weinbau zuletzt im 19. Jahrhundert.