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Weiße Kittel und Laubharken

Zu Besuch bei Stölzle Lausitz in Weißwasser – und danach „Masznehmen“ bei einem großen Arbeitseinsatz.

Lesedauer: 2 Minuten

Bei Stölzle Lausitz wird heiße Ware am laufenden Band produziert. Deshalb ist auch die Warnung von Thomas Schulz, Leiter des Marketings, keine Gläser auf den laufenden Bändern anzufassen, nur zu berechtigt. So halten Professor Wilhelm Wagenfeld und Architekt Ernst Neufert respektvollen Abstand zu den Bändern, auf denen die Gläser die Fertigungslinien in ununterbrochenem Fluss durchlaufen. 

Der Schauspieler Heiner Bombard schlüpfte vor einigen Tagen erneut in die Rolle des genialen Glasgestalters Wagenfeld und wird beim Werks-Besuch von Sebastian Straub alias Ernst Neufert begleitet. „Bereits vor einiger Zeit haben wir den Entschluss gefasst, die beiden Darsteller der historischen Persönlichkeiten zu uns einzuladen und ihnen zu zeigen, wie heutzutage bei Stölzle Lausitz qualitativ hochwertige Gläser produziert werden,“ sagt Schulz.

Lob aus berufenem Munde

In der Tat sind sowohl Wagenfeld als auch Neufert tief beeindruckt, von dem, was sie in den rund 90 Minuten ihres Besuches im Bereich der Fertigung sehen und erleben. „Die Technik ist toll und ich bin fasziniert von den voll automatisierten Maschinen,“ sagt der Professor nach dem Rundgang. Während seiner damaligen Tätigkeit als künstlerischer Leiter der Entwicklungsabteilung in den Vereinigten Lausitzer Glaswerken war er stets ein Verfechter der These, das sich die industrielle Massenproduktion von Gläsern stets mit hohen ästhetischen Ansprüchen an ihre Gestaltung sowie mit einer ebenso hohen Qualität verbinden müssen.

Auf die Frage von Professor Wagenfeld: „Würden sie mich heute auch einstellen?“ antwortet Ronald Brieger ganz spontan, „Natürlich! Qualität und Gestaltung nach unseren Vorstellungen und den Wünschen der Kunden haben immer noch denselben hohen Stellenwert bei uns.“ Seit der Übernahme des damals insolventen traditionsreichen Glasherstellers durch die österreichische CAG Holding, die zur Unternehmensgruppe von Dr. Cornelius Alexander Grupp gehört, im Jahr 1996 wurden rund 40 Millionen Euro in die Entwicklung des Standortes in Weißwasser investiert. Diese erheblichen Mittel sind nicht umsonst geflossen, denn in einem der ältesten Glasmacherstandorte in der Lausitz entstand dadurch der weltweit anerkannte Stielglas-Spezialist und Deutschlands Nr. 1 mit den meisten hergestellten Wein- und Sektgläsern mit gezogenen Stiel. Die derzeit rund 370 Mitarbeiter produzieren an den vier Fertigungslinien hochwertige Gläser, die in 120 Länder in aller Welt exportiert werden. Hoteliers, Gastronomen, Brauereien und Winzer schätzen dabei sowohl das optimale Preis-Leistungs-Verhältnis als auch die guten Gebrauchseigenschaften der Gläser aus Weißwasser.

Kitteltausch für das „Masznehmen“

Nach dem Besuch bei Stölzle Lausitz eilen die beiden Herren zur sogenannten Schnitterbrache gegenüber dem Volkshaus. Hier tauschen sie ihre weißen Kittel gegen solche in Grün, denn nun ist in den nächsten zwei Stunden „Masznehmen“ angesagt: Arbeitseinsatz zur Vorbereitung der Schauplätze für den geplanten Kunstparcours durch Weißwasser. Über 50 Weißwasseraner sind gekommen, um an den einzelnen Schauplätzen aufzuräumen und die Spuren des Winters zu beseitigen. Neben den Reinigungsarbeiten im Garten des Volkshauses investieren die fleißigen Helfer ihre Freizeit auch am Neufertbau, auf dem Gelände der ehemaligen Glasfachschule, am Boulevard und im alten Glaswerk der Telux. Torsten Pötzsch, Oberbürgermeister der Stadt Weißwasser, übernimmt die Rolle des Schirmherrn bei dieser Aktion. Doch dabei belässt er es nicht und packt selbst kräftig im Garten der Glasfachschule mit an. Mit dem Engagement der Weißwasseraner beim Masznehmen als einer Aktion im Rahmen des Projekts „Modellfall Weißwasser“ ist er ganz zufrieden. Dennoch sagt er „Es ist gut, das so viele gekommen sind, doch ein paar mehr Helfer mehr wären nicht schlecht gewesen.“ Rund zwei Stunden werden am Sonnabendnachmittag Besen und Harke geschwungen, altes Laub sowie Äste zusammengetragen. Danach sind die Helfer zum gemütlichen Ausklang an das Lagerfeuer auf der Schnitterbrache zu Speis und Trank sowie zu Livemusik von Bernadette la Hengst eingeladen.

 

Von Rolf Ullmann

Foto: ©  Rolf Ullmann

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