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Wenn der Boss den Anzug mit dem Blaumann tauscht

Für die TV-Show „Undercover Boss“ wird der Chef der Sebnitzer WEA bei seinen Mitarbeitern eingeschleust.

Lesedauer: 2 Minuten

Die Tarnung muss perfekt sein, damit ihn keiner erkennt. Michael Freitag lässt sich einen Bart wachsen und die Haare grau färben, bekommt eine neue Brille verpasst
und ein künstliches Gebiss, das die markante Zahnlücke verdeckt. Er wird zu Lothar Rothbauer: arbeitslos, geschieden, ohne nennenswerte Berufserfahrung. Unter der Legende, dass ihn ein TV-Team auf der Suche nach einem Job begleitet, wird er als Praktikant in die eigene Firma eingeschleust und muss sich dort bewähren. Im echten Leben ist Michael Freitag studierter Betriebswirt mit Doktortitel.

Als geschäftsführender Gesellschafter der Freitag-Gruppe ist er Chef von insgesamt rund 2 700 Mitarbeitern an 25 Standorten. Dazu gehört die Wärme und Energieanlagenbau GmbH (WEA) in Sebnitz, die er 1997 zusammen mit Henner Jordan gründete. Für die RTLSendung „Undercover Boss“ hat er den Anzug mit dem Blaumann getauscht. Eine Baustelle ist für den 47-Jährigen kein komplett unbekanntes Terrain. Er ist in dem 1922 im oberpfälzischen Parsberg gegründeten Familienunternehmen aufgewachsen. „Körperlich mitgearbeitet habe ich allerdings nie“, gibt Michael Freitag zu. Bevor er die Firma mit seinem Bruder vom Vater übernommen hat, lehrte er an der Universität Regensburg industrielles Controlling.

Den Mitarbeitern wird er für die Dreharbeiten als gescheiterte Existenz verkauft, einer, der nie wirklich gearbeitet hat. Die Kollegen nehmen ihn dann auch dementsprechend ran. „Die wollten mir zeigen, was richtiges Arbeiten ist“, sagt Freitag. Der vermeintliche Praktikant muss dicke Erdkabel von der Trommel ziehen, mit dem schweren Presslufthammer hantieren und alte Laternenpfähle ausgraben. Da gab es schon mal Muskelkater – und den ein oder anderen Kommentar. Er habe während der Drehtage auf jeden Fall gut geschlafen, berichtet Freitag mit einem Lachen. In der Firma wuchern währenddessen die wildesten Gerüchte. Erst hört der Chef auf, sich zu rasieren, dann ist er plötzlich weg und nur noch abends zu erreichen. Da können doch nur Alkohol oder Drogen dahinterstecken!

Jetzt, nachdem das Ganze aufgelöst ist, seien die Mitarbeiter stolz, dass ihr Chef das gemacht hat, sagt Michael Freitag. Er selbst hat auch einige Lehren aus der Aktion gezogen. „Wir haben an allen Standorten unglaublich tolle Leute, gestandene Monteure, die jedes Problem lösen.“ Regulär ist er in seinem Job auf der Managementebene unterwegs. Da werde man bei Vertragsverhandlungen schon mal über den Tisch gezogen. Das passiert auf der Baustelle nicht. „Die Leute sind grundehrlich und unheimlich fleißig“, sagt der Geschäftsführer. Gedreht wurde in Bayern, im Spessart und am Rhein, in Sachsen nicht. Die Arbeit sei aber überall die gleiche: Elektroinstallation und Leitungsbau.

 

Redakteur: Dirk Schulze

Bildquelle: MG RTL D

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