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Wie eine Mittweidaer Firma gegen Kinderpornografie kämpft

Die Firma FZ forensic.zone sucht für Behörden auf Datenträgern nach kinderpornografischen Inhalten. Warum sich die beiden Gründerinnen bewusst für diesen Schwerpunkt entschieden haben.

Lesedauer: 3 Minuten

Man sieht die zwei Gründerinnen der Firma Firma FZ forensic.zone
Die Firma FZ forensic.zone sucht für Behörden auf Datenträgern nach kinderpornografischen Inhalten. Warum sich die beiden Gründerinnen bewusst für diesen Schwerpunkt entschieden haben. Quelle: Dietmar Thomas

Lea Heilmann

Vor zwei Jahren haben sich Mirijam Labudde und Vivien Dehne gemeinsam mit einer weiteren Kollegin entschieden, ein eigenes Unternehmen mit dem Namen FZ forensic.zone, zu gründen. Mittlerweile gehören sie in Sachsen zu einer der größten Firmen n ihrer Branche und arbeiten deutschlandweit.

Sie beschäftigen sich mit IT-Forensik. Für Behörden und Staatsanwaltschaften werten sie Datenträger aus und schreiben Gutachten. Spezialisiert haben sie sich auf Delikte im Bereich Kinder- und Jugendpornografie sowie sexuellen Missbrauch.

Die zwei Frauen haben an der Hochschule Mittweida allgemeine und digitale Forensik studiert, danach gemeinsam in einer Firma gearbeitet und im Oktober 2022 entschieden, sich in Mittweida selbstständig zu machen. „Wir wollten den Standort Mittweida stärken und haben die Hochschule als Kooperationspartner“, erklärt Vivien Dehne.

Innerhalb von zwei Jahren ist Firma enorm gewachsen

Seit der Gründung ist die Firma enorm gewachsen. Mittlerweile arbeiten insgesamt elf Mitarbeiter im Unternehmen. Den Businessplan, den sie am Anfang erstellt haben, wurde längst übertroffen. Im September wurden Vivien Dehne und Geschäftsführerin Mirijam Labudde mit dem Sächsischen Gründerinnenpreis in der Kategorie Neugründung ausgezeichnet.

IT-Forensik war bei den beiden kein Kindheitstraum, doch irgendwie habe es sich schon früh angedeutet. Vivian Dehne interessierte sich bereits als Kind für Computer. „Ich hatte einen kleinen Lerncomputer und wenn ich Computerzeit hatte, habe ich immer damit gespielt und geguckt, was man damit machen kann“, erinnert sie sich.

Nach dem Abitur hätte Dehne gerne Informatik studiert, sich das aber nicht getraut: „Ich dachte, es ist bestimmt richtig schwer und auch so männerdominiert.“ Letztendlich hat sie dann eher der forensische Aspekt überzeugt und bereits im ersten Semester war sie sich sicher, dass das die richtige Entscheidung war. Mirijam Labuddes Vater ist Dozent für Informatik. „Ich bin quasi in einem Informatikerhaushalt aufgewachsen, das hat als Kind schon geprägt“, so Labudde. Sie entschied sich aber zuerst für ein Psychologiestudium, danach folgte die IT-Forensik.

Hinter der Arbeit steht ein moralischer Antrieb

Den Fokus auf Kinderpornografie und sexuellen Missbrauch haben die beiden ganz bewusst gewählt. „Wir können das am besten. Als wir mit Arbeiten angefangen haben, haben wir solche Fälle bearbeitet“, erklärt Dehne. Großer Antrieb für die beiden ist auch die Moral dahinter. Sie möchten zur Aufklärung beitragen.

„Wir wissen, wofür wir das Tun. Es ist auch ein großer sozialer Aspekt, der vor allem Frauen antreibt“, so Labudde. Denn während Informatik noch immer eine Männerdomäne ist, erleben sie bei ihrer Arbeit eine andere Realität: In den Behörden sind es oftmals Frauen, die Missbrauchs- oder Kinderpornografiefälle bearbeiten, in ihrem eigenen Unternehmen arbeiten und bewerben sich überwiegend Frauen.

Mehr als 200 Fälle hat die Firma in den vergangenen zwei Jahren bearbeitet. Jeder einzelne startet mit einem Auftrag, beispielsweise die Auswertung von zehn Datenträgern. Dann werden die Asservate abgeholt, eingelagert und kategorisiert. Es folgen die Sicherung der Daten, Kopien werden erstellt und die Daten, vor allem Bilder, Videos und Chatnachrichten ausgewertet. Erfasst wird das schließlich alles in einem Gutachten. In manchen Fällen werden die IT-Forensikerinnen auch geladen, um im Gericht Fragen zu beantworten. Neben der Sichtung von dem Material geht es auch viel darum, Daten aus den Datenbanken herauszubekommen, erklärt Labudde.

„So kann man herausfinden, ob derjenige etwas heruntergeladen hat, in welchem Ordner die Bilder oder Videos liegen, ob es Hinweise anhand des Zeitstempels gibt oder von welcher Seite die Dateien heruntergeladen worden“, zählt Vivien Dehne auf und ergänzt, das aber auch Verknüpfungen eine zentrale Rolle spielen. „Man sieht beispielsweise ein Zimmer auf Urlaubsbildern und stellt dann beim Sichten fest: Jetzt habe ich ein nacktes Kind im selben Zimmer“, fügt Mirijam Labudde hinzu.

Distanz wahren ist wichtig

Die Arbeit der Frauen bedeutetet für sie allerdings auch das Sehen von unzähligen kinderpornografischen Inhalten. Wie lässt sich das Verarbeiten? „Man braucht eine Distanz. Wenn man sich hinsetzt und das Ganze verinnerlicht, hat man schon die Emotion, aber man muss sich ein bisschen distanziert halten“, sagt Labudde. Das wahre Problem sei jedoch, wenn ein Mitarbeiter die Distanz nicht hat, aber dann auch nicht mehr emotional reagiere. Denn dann trete ein Gewöhnungseffekt auf. „Den hat bei uns aber keiner“, sagt sie weiter.

Ansonsten reden die Kollegen und Kolleginnen sehr viel über die Inhalte und jeder darf Fälle abgeben, mit denen er nicht klarkommt. Und die beiden Bürohunde Dr. Eddy und Carli, die quasi mit zum Inventar gehören, helfen den Mitarbeitern. Jede und jeder hat einen persönlichen Fall, der in Erinnerung bleibt. „Das muss gar nicht der, mit den meisten Kindern sein, sondern das können auch andere Dinge sein, die einen beschäftigen, manchmal auch von der technischen Seite aus, wo man sehr lange daran gearbeitet hat“, erklärt Labudde.

Das Ziel ihrer Arbeit sei es, immer besser zu werden und die Qualität weiter zu steigern. In den letzten Jahren sei der Bedarf an Auswertungen weiter gestiegen. „Unterm Strich ist es ein großes Privileg, die Arbeit machen zu dürfen und Aufgaben zu erledigen, die eigentlich der Strafverfolgungsbehörde hoheitlich unterliegen“, sagt Labudde. Zukünftig will sich die Firma vergrößern, „Die Auftragslage ist sehr gut, wir wollen mehr Mitarbeiter einstellen, um noch mehr Aufträge annehmen zu können“, ergänzt Vivien Dehne.

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