Von Georg Moeritz
Schwarzheide. Eine der größten Chemiefabriken Ostdeutschlands will künftig ihren Strombedarf zu einem großen Teil mit erneuerbarer Energie decken. Jürgen Fuchs, Geschäftsführer der BASF Schwarzheide GmbH in Südbrandenburg, kündigte am Freitag ein Ausbauprojekt auf ehemaligen Kohle-Kippenflächen an. Die Fabrik hat 2.100 Beschäftigte.
Die Chemiefabrik hat sich im Dezember die Nutzungsrechte an ehemaligen Kippenflächen des Braunkohletagebaus in Schipkau/Meuro gesichert. Das Gebiet werde zwar größtenteils landwirtschaftlich genutzt, bringe aber wegen schlechter Böden nur einen geringen Ertrag, sagte Fuchs. Ein großer Teil der Fläche werde laut Planung bald zum Windvorranggebiet. Das Areal könne „einen Großteil des jährlichen Strombedarfs des Standorts Schwarzheide decken“, sagte der Geschäftsführer.
Über eine eigene Kabelverbindung soll der Strom aus den geplanten Wind- und Solaranlagen direkt in die Chemiefabrik geliefert werden. So könne eine Überlastung der regionalen Stromnetze vermieden werden, sagte Fuchs. Da nicht immer Wind weht, müsse das vorhandene Gaskraftwerk „jederzeit flexibel einspringen“ können. 1994 war die gasgefeuerte Kraft-Wärme-Kopplungsanlage in Betrieb genommen worden. Vorher hatte heimische Braunkohle als Brennstoff gedient, seit dem Bau der Fabrik in den 1930er-Jahren.
BASF rechnet mit Wärmepumpen für Industrie
Einen Solarpark hatte die BASF Schwarzheide im Jahr 2022 neben der Fabrik auf eigenem Gelände bauen lassen, nun ist ein weiterer auf einer ehemaligen Deponie auf dem Werksgelände geplant. Diese Solaranlagen sollen zusammen etwa 15 Prozent des heutigen jährlichen Strombedarfs von BASF Schwarzheide decken.
Die Wärmeversorgung der Industrie müsse künftig zunehmend mit Wärmepumpen abdeckt werden, sagte Roland Preusche, der in der Chemiefabrik zuständig für die „Transformation Erneuerbare Energie“ ist. Die Verfügbarkeit von Öko-Energie zu wettbewerbsfähigen Preisen werde entscheidend im Wettbewerb um neue Industrieansiedlungen. Das Projekt werde ohne Fördergeld aus dem Gesetz zur Förderung Erneuerbarer Energien geplant.
Der Betrieb in Schwarzheide gehört seit 1990 zu BASF. Die Produktpalette reicht von Kunststoffen bis Pflanzenschutzmitteln: Auf der Liste stehen Polyurethan-Grundprodukte, Schaumstoffe, Wasserbasislacke und Dispersionen, seit vorigem Jahr auch Batteriematerialien.
Windkraft liefert mehr Strom als Solarpark
Vor zweieinhalb Jahren hatte BASF Schwarzheide den Bau des ersten Solarparks gemeinsam mit dem regionalen Energieversorger Envia-M angekündigt. Damals war die Rede von 52.000 Solarmodulen. Falls die Chemiefabrik nicht den ganzen Strom der Solaranlage benötige, sollte er nach damaligen Angaben ins allgemeine Netz fließen. Dieser erste Solarpark sollte unter besten Bedingungen bis zu 24 Megawatt Leistung schaffen, das Gaskraftwerk leistet 110 Megawatt elektrisch und 200 Tonnen Dampf pro Stunde.
Damals war auch die Rede davon, dass Windkraftanlagen betriebswirtschaftlich sinnvoller als Solaranlagen wären, aber der nötige Abstand zum Betriebsgelände nicht eingehalten werden könne. Diese Schwierigkeit scheint nun mit dem ehemaligen Kippengelände gelöst zu sein. Der BASF-Konzern will laut Pressemitteilung bis 2030 seine Treibhausgasemissionen um 25 Prozent senken und bis 2050 Netto-Null-Emissionen erreichen – trotz jährlichem Wachstum.
Inzwischen hat Porsche ein Gelände in der Nähe von BASF Schwarzheide in der engeren Wahl für den Bau einer Fabrik. Porsche möchte Hochleistungszellen für Batterien von Elektroautos bauen. Allerdings prüft der Konzern auch mögliche Standorte in Osteuropa. Der Porsche-Aufsichtsrat will sich im Mai mit der geplanten Fabrik beschäftigen.