Christfried Posselt ist froh, wieder zu Hause zu sein. Der 25-jährige Leutersdorfer ist viel rumgekommen in der Welt. Nach dem Abitur hatte er in Dresden Elektrotechnik studiert. Von Beginn an wollte er dabei in seiner Studienzeit auch mal ins Ausland arbeiten gehen. Bei einer Reise blieb es dann aber nicht. „Ich bin in zig Ländern gewesen“, erzählt der Leutersdorfer. Christfried Posselt war unter anderem zwei Monate in Ghana, dreimal in Israel und einmal für drei Monate in China sowie in mehreren europäischen Ländern. Urlaub gemacht hat er dort aber nie.
Auch wir sind zurückgekehrt – eine Auswahl
In Afrika hat er auf einem christlichen Klinikhaus-Schiff gearbeitet. „Wenn operiert wird, liegt das Schiff für circa zehn Monate in einem Hafen“, schildert er. Drei Monate ist er mit dem Schiff als Student unterwegs gewesen. Der Leutersdorfer gehörte hier zum Speisesaal-Team. Bei 400 Leuten Besatzung an Bord gab’s da reichlich zu tun. Das Schiff legte in Benin ab und fuhr dann in die Werft nach Gran Canaria, um wieder flott gemacht zu werden.
Dreimal war er auch für jeweils zwei Wochen beim sächsischen Handwerkerdienst für Holocaust-Überlebende in Israel. „Vom Fliesenlegen, Wände streichen, Saubermachen bis hin zum Wohnungen renovieren habe ich dort alles gemacht“, erzählt er. Anfangs war die Atmosphäre kühl. Aber das hat sich dann jedes Mal schnell gelegt, weil die Israelis eine Herzlichkeit haben, die unter die Haut geht, schildert er.
All die Arbeitsreisen möchte der 25-Jährige heute nicht missen. „Das kannst du nur machen, wenn du Student bist“, sagt er. Während er den Tipp für die Arbeit auf dem christlichen Klinikhaus-Schiff von einer Bekannten bekam, hatte er sich die Arbeitseinsätze in Israel übers Internet selber rausgesucht.
„Wenn man so viel herumkommt, hat man das Gefühl, dass einem die Welt offen steht“, erzählt er. Und Elektrotechnik-Ingenieure werden überall gesucht. Christfried Posselt musste sich entscheiden, wo er hin will. Trotz der Verlockungen in aller Welt oder in den westdeutschen Bundesländern, war ihm beim Herumreisen aber klar geworden, dass er wieder in die Oberlausitz will. In China hatte er, wenn er aus dem Fenster schaute, den Smog einer Millionenmetropole gesehen. „Wenn ich jetzt bei ATN auf Arbeit aus dem Fenster schaue, sehe ich das Oberlausitzer Bergland“, sagt er.
Der 25-Jährige liebt die Natur. Ein über die gesamte Wand reichendes Poster vermittelt in seiner Wohnstube den Eindruck, als sei man im Wald. Christfried Posselt wandert gern, geht regelmäßig klettern und ist viel mit seinem Mountainbike unterwegs. „Andere fahren in Urlaub, um das zu können. Ich habe das Zittauer Gebirge und den Olbersdorfer See direkt vor der Haustür“, sagt er.
Er ist wieder da. Gesteht aber auch, dass das Wieder-Ankommen, nicht so einfach für ihn war. In China hatte er den Eindruck, als würde sich alles schneller drehen. In ein paar Jahren kann sich im Reich der Mitte quasi ein Dorf in eine Millionenstadt verwandeln. „Hier hat sich auch viel verändert. Aber trotzdem habe er den Eindruck, dass vieles noch so ist, wie es immer war. Und Christfried Posselt meint das nicht abwertend. Er ist eben wieder zu Hause. Genau genommen, seit Mai 2018. Wie in seiner Kindheit ist er im Leutersdorfer Radballverein aktiv und erfolgreich. In den Nachwuchsabteilungen gehörte er hier früher zweimal zum Sachsenmeisterteam. In diesem Jahr ist er mit den Männern in die Verbandsliga aufgestiegen. Wenn man ihn fragt, warum er zurück in die Heimat wollte, erwähnt er den Hausspruch in seinem Elternhaus. „Der fleißigen Eltern Hände erhielten dieses Haus, mit Liebe füreinander wird ein Zuhause draus“– steht da in schön geschwungener Schrift auf einem großen Zierbrett im Flur.
„Der 25-Jährige ist glücklich und hat seinen Entschluss, Leutersdorf der großen weiten Welt vorzuziehen, nicht bereut. Hier ist seine Familie, Freunde, sein Sportverein und die Kirchgemeinde. Und bei ATN hat er eine Arbeit, die ihm Spaß macht. Christfried Posselt programmiert dort das Sicherheitsprogramm für Spezialmaschinen. „Ich wollte gern in diese Firma. Bei ihr habe ich während des Studiums schon ein Praktikum gemacht“, sagt er. „Und wenn man in anderen Ländern ist, merkt man erst, wie gut unser Bildungssystem ist, auf das so viel gemeckert wird“, fügt er hinzu. Seine Eltern sind keine Akademiker. Drei von ihren vier Kindern konnten das in Deutschland werden. „Ich will auch etwas zurückgeben“, sagt er.
Von Holger Gutte
Foto: © Rafael Sampedro