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Winterpause wird immer kürzer

Die Arbeitslosenzahlen fallen – anders als früher – sogar im November. Firmen halten ihre Fachkräfte.

Lesedauer: 2 Minuten

Mit dem ersten Frost kommen die meisten Baustellen zum Erliegen. Diese Kausalität scheint immer mehr der Vergangenheit anzugehören. Auf der Großbaustelle des zukünftigen Scheunenhofs in Pirna drehen sich trotz des Wintereinbruchs die Baukräne. Das Gleiche gilt an der Schachtstraße in Freital oder an der Straßenbaustelle in Altenberg. Auch die Agentur für Arbeit kann in ihrer aktuellen Statistik für den Monat November im Vergleich zu den Vorjahren keine Flaute auf dem Arbeitsmarkt erkennen. Erstmals gibt es im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge keinen Anstieg gegenüber dem Vormonat. Das hat sechs Ursachen.

Das mildere Klima: Vom Klimawandel wird in der Arbeitsagentur zwar nicht gesprochen, dennoch werden die zuletzt guten Arbeitsmarktzahlen auch mit der milden Witterung begründet. Der Winter 2016/17 war zum Beispiel sehr schneereich, da wurde das für Bauunternehmen geltende Saisonkurzarbeitergeld für 1 800 Beschäftigte in Anspruch genommen. Im vergangenen Januar waren es gerade mal halb so viele, im Februar sogar nur 370 Fälle.

Fachkräfte werden gehalten: Viele Firmen hatten früher ihre Mitarbeiter sogar komplett „freigesetzt“, sprich gekündigt. Auch das ist jetzt viel seltener geworden. „Die Baufirmen versuchen, das nun möglichst zu vermeiden“, erklärt Agenturchefin Gerlinde Hildebrand. Dahinter steckt die berechtigte Befürchtung, dass sie erfahrene Fachkräfte nicht wiederbekommen, wenn es im Frühjahr wieder mehr zu tun gibt. Dann sind sie möglicherweise bereits in anderen Firmen untergekommen. Manche Baufirma, die auf Mitarbeitersuche ist, hat ganz bewusst jetzt ihr Stellenangebot der Arbeitsagentur gemeldet. Das ist für einen November ungewöhnlich. Des Weiteren dauert die Konjunktur schon länger an, sodass die Mitarbeiter übers Jahr Arbeitszeitkonten füllen, die dann im Winter abgebaut werden.

Gute Auftragslage: Viele Baufirmen stellen sich inzwischen auch breiter auf, sodass sie in der kalten Jahreszeit vermehrt Aufträge im Innenausbau annehmen können. Dazu muss es zum einen genügend Aufträge geben. Das ist offenbar der Fall. Zum anderen werden die Mitarbeiter entsprechend ausgesucht beziehungsweise qualifiziert, dass sie vielseitig einsetzbar sind.

Neue Regeln bei Kurzarbeitergeld: Positiv auf die Statistik wirkt sich zu Anfang des Winters auch aus, dass die Auswirkungen von Saisonkurzarbeitergeld erst verzögert messbar sind. Gab es bis dato eine Anzeigepflicht, muss nach den veränderten Vorschriften nur noch von den Baufirmen abgerechnet werden, sodass diese Daten erst später bei der Arbeitsagentur verarbeitet werden können.

Mehr Ganzjahresgastronomie: Im November steigt traditionell auch die Zahl der freigesetzten Mitarbeiter in der Tourismus-Branche. Hier gibt es auch kein Saisonkurzarbeitergeld. Das ist auf die Baubranche beschränkt. Doch obwohl insbesondere die Sächsische Schweiz vom Tourismus geprägt ist, steigt auch in Pirna oder Sebnitz die Arbeitslosenquote kaum. Hier machen sich offenbar die seit zwei, drei Jahren laufenden immensen Anstrengungen für einen Ganzjahresbetrieb in Hotels und Gaststätten bemerkbar. Im Landkreis sind derzeit insgesamt 5 831 Arbeitslose gemeldet. Das sind 27 weniger als im Oktober und 727 weniger als im November 2017.

Unterschiede in den Regionen: Im Landkreis stellt sich die Arbeitsmarktlage weiterhin unterschiedlich dar. In der Geschäftsstelle Dippoldiswalde liegt die Arbeitslosenquote mit 3,3 Prozent weiter am niedrigsten. In Freital liegt diese Quote bei 4,4 und in Pirna sowie in Sebnitz bei fünf Prozent. In Dippoldiswalde ist das Verhältnis zwischen offenen Stellen (280) und Arbeitslosenzahl (642) mit 1 : 2,3 am geringsten. Das sind zwar erhebliche Unterschiede in den Regionen, dennoch ist die Tendenz überall die gleiche, nämlich fallend. (WiS)

 

Foto: © Daniel Schäfer

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