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Wirtschaft im Wintertief

Der goldene Oktober ließ die Stimmung in sächsischen Unternehmen leicht steigen. Doch die Sorgen bleiben groß.

Lesedauer: 3 Minuten

Der goldene Oktober ließ die Stimmung in sächsischen Unternehmen leicht steigen. Doch die Sorgen bleiben groß.

Von Annett Kschieschan

Gute Prognosen waren 2022 Mangelware. Kein Wunder – Krieg, Inflation und Pandemie setzen Menschen und Unternehmen gleichsam zu. Der goldene Herbst brachte der Wirtschaft ein wenig Optimismus. Der ifo Geschäftsklimaindex Sachsen stieg im Oktober an, bleibt aber auf einem insgesamt niedrigen Niveau.


Sinkende Stimmung beim Verarbeitenden Gewerbe
Im verarbeitenden Gewerbe beurteilt man die aktuelle Lage eher negativ. Die gestiegenen Energiepreise verbunden mit nach wie vor gestörten Lieferketten und dem Personalmangel, der viele Unternehmen ohnehin schon seit Jahren plagt, sorgen für einen eher pessimistischen Blick in die Zukunft.

Hoffnung in der Dienstleistungsbranche
Besser sieht es derzeit in der Dienstleistungsbranche im Freistaat aus. Hier schätzen zwar viele Unternehmen ihre gegenwärtige Lage eher schlecht ein, erwarten aber dennoch eine Besserung für die kommenden Monate. Die befragten Dienstleistungsunternehmen beurteilten zwar die Geschäftslage leicht schlechter, hoben aber ihre Erwartungen für die kommenden Monate kräftig an.

Händler setzen auf das Weihnachtsgeschäft
Große Hoffnungen auf die traditionell konsumstarke Vorweihnachtszeit haben Handelsunternehmen. Der ifo Geschäftsklimaindex für den sächsischen Handel stieg deutlich.
Der verhaltene Optimismus wird auf den Großhandel zurückgeführt, der sowohl Geschäftslage als auch -erwartungen spürbar besser beurteilt. Im sächsischen Einzelhandel schaut man dagegen insgesamt etwas skeptischer in die Zukunft, schätzt die gegenwärtige Lage aber im Vergleich zum September etwas besser ein.


Wintertief im BaugewerbeKeine gute Stimmung gibt es momentan in der sächsischen Baubranche. Die Unternehmen hier stehen vor großen Problemen und erwarten dementsprechend schwierige Zeiten. Einige Gründe dafür: Vor allem im Wohnungsbau wurden viele Vorhaben verschoben oder komplett storniert. Investoren bleiben aufgrund der höheren Bau- und Materialkosten sowie erwarteter Finanzierungsprobleme zurückhaltend. Häuslebauer schieben ihren Traum vom Eigenheim auf – oder verabschieden sich ganz davon.


Die Zeiten bleiben schwierig und der Winter 2022/23 bringt für viele Unternehmen wirtschaftliche Herausforderungen mit sich. Experten befürchten, dass die Energiepreise weiter steigen. Das setzt vor allem kleinen und mittelständischen Betrieben zu. Die Geschäftsaussichten haben sich dementsprechend verschlechtert. Zwei Drittel der befragten Unternehmen gaben an, dass sie die hohe Inflationsrate von zuletzt rund zehn Prozent als starke Gefahr für ihr Geschäft wahrnehmen.


Immerhin: Die Umsätze haben sich in den vergangenen Monaten zumindest zufriedenstellend entwickelt. Gut 30 Prozent der befragten Unternehmen konnten hier eine Steigerung feststellen.
Zur Zukunft befragt, herrscht bei sächsischen Betrieben dennoch Pessimismus vor. Knapp 30 Prozent rechnen mit sinkenden Umsätzen. Rund 24 Prozent rechnen mit höheren Umsätzen, was freilich oft vor allem an den Preiserhöhungen liegt, die 73 Prozent der Unternehmen für unvermeidbar halten. Die angespannte wirtschaftliche Lage hat auch Auswirkungen auf das Zahlungsverhalten. Der Zahlungsverzug in Sachsen liegt nach Angaben von Creditreform mit 10,4 Tagen auf Platz 4 im Ländervergleich. Am pünktlichsten werden Rechnungen demnach in Bayern bezahlt. „Zusätzlich zur insgesamt gestiegenen Verzugsdauer fällt auf, dass seit Anfang 2022 auch die Anzahl der überfällig gezahlten Rechnungen sowie die Anzahl der Betriebe mit überfälligen Rechnungen deutlich gestiegen ist“, sagt Thomas Schulz, Leiter Vertrieb und Wirtschaftsinformation bei Creditreform Dresden. Dies sei ein deutliches Warnzeichen. Insgesamt wurden bei 15.000 sächsischen Betrieben im November Rechnungen erst überfällig bezahlt.

Die Auswertung von monatlich rund 22 Millionen Rechnungsdaten aus dem Debitorenregister Deutschland zeige, „dass die Wirtschaft auf unruhigere Zeiten zusteuert“. Firmen lassen ihre Kreditoren derzeit gleichermaßen länger und überfällig auf den Geldeingang warten. In der Folge erwartet Creditreform mehr Insolvenzen. Eine regelrechte Insolvenzwelle wird es nach Einschätzung der Experten aber nicht geben. Man spricht eher von einer Normalisierung der Insolvenzzahlen, die durch die staatlichen Hilfen seit Pandemiebeginn ein historisches Tief erreicht hatten. Ein aufmerksames Risikomanagement sei indes gerade in diesen Zeiten existenziell wichtig.

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