Radebeul. In Radebeul noch ein Baugrundstück zu erträglichen Preisen zu finden, ist beinahe aussichtslos. Die Quadratmeterpreise tendieren alle Richtung 400 Euro und teils schon höher. Auch die Hoffnung, eine Wohnung in einem Mehrfamilienhaus zu ergattern, wird immer schwieriger. Über Radebeul herrscht die Meinung vor: Hier geht gar nichts mehr.
Das täuscht, sagt die von Stadtplaner Olaf Holthaus veröffentlichte Zusammenstellung zum Wohnungsbau in Radebeul.
Was es an Wohnungen gibt und was den letzten Jahren entstanden ist
Fast zwei Drittel der Radebeuler Wohngebäude sind vor 1949 gebaut worden. Rund 92 Prozent der Häuser befinden sich in Privatbesitz. Seit 1995 sind etwa 3 300 Wohnungen dazugekommen. Das ist in etwa ein Zuwachs von einem Viertel.
Jährlich kommen im Schnitt etwa 50 neue Wohnungen in Ein- und Mehrfamilienhäusern dazu. Etwa 85 Prozent der Wohnungen haben drei und mehr Räume.
Der Leerstand, so Stadtplaner Holthaus, ist in einer Stadt mit Wohnungsnachfrage relativ hoch. Fast sechs Prozent oder 967 Wohnungen sind das. Bei der städtischen Besitzgesellschaft und den zwei Wohnungsgenossenschaften ist der Leerstand allerdings deutlich geringer. Bei der WG Lößnitz nur ein Prozent.
Neue Wohnungen in den Sidonienhöfen.
Wie sich die Nachfrage in den nächsten Jahren entwickeln wird
Die Nachfrage nach Wohnraum, so sagen die Stadtplaner voraus, wird in den nächsten Jahren bestehen bleiben. Mit diesem Druck werden auch die Mieten tendenziell weiter steigen.
Die letzten Mietspiegelzahlen von Radebeul stammen von 2013. Da lag die höchste Durchschnittsmiete noch bei sieben Euro, was allerdings vielfach schon wieder überholt ist. In neugebauten Häusern werden inzwischen Kaltmieten von zehn Euro und mehr verlangt.
Planer Holthaus geht davon aus, dass vor allem die Nachfrage nach kleineren Wohnungen für Ein- und Zwei-Personen-Haushalte steigen wird. Dieser Nachfrage müsse durch innerstädtische und gut angebundene Wohnungsbaustandorte begegnet werden.
Solche Wohnungen sind beispielsweise an der Sidonienstraße in Ost gebaut worden – sie waren sehr schnell vermietet. Auch die Genossenschaft WG Lößnitz baut Wohnungen dieser Größe.
Was in den nächsten Jahren für wie viele Einwohner gebaut werden könnte
Aktuelle Wohnungsbaustandorte sind etwa das ehemalige Glasinvest-Gelände, der Bau der Genossenschaftswohnungen an der Maxim-Gorki-Straße, an der Gartenstraße (AWD-Klubhaus), Hausberg- und Paulsbergweg, am Lindenweg und das Dreieck an der Kötitzer Straße. 241 Wohnungen werden auf diesen Grundstücken errichtet oder können noch gebaut werden.
Ein weiteres großes Wohnbaugrundstück der Stadt befindet sich auf dem ehemaligen Sportplatzgelände Kötitzer Straße. Hier sollen Mehrfamilienhäuser, Doppelhäuser, Reihenhäuser und Einfamilienhäuser mit 150 Wohnungen entstehen.
Insgesamt sind das elf Standorte mit knapp 400 Wohneinheiten. Je Wohnung zwei Personen gerechnet, können etwa 800 Menschen in Radebeul aufgenommen werden. Darüber hinaus gehen die Stadtplaner von etwa 300 Baulücken aus, die mit Einfamilien- und Mehrfamilienhäusern bebaut werden könnten. Was ein weiteres Potenzial von mindestens 100 Wohneinheiten bedeutet, weil davon auszugehen ist, dass nicht alle Baulücken genutzt werden.
Würde der Wohnungsleerstand auf fünf Prozent reduziert, wäre das eine weitere Kapazität von 100 Wohnungen.
In Summe würden in den nächsten Jahren 590 Wohneinheiten zur Verfügung stehen. Ein Einwohnerzuwachs von bis zu 1 180 Bürgern (bei zwei je Haushalt) könnte damit befriedigt werden.
Auch an der Waldstraße in Ost ist Platz zum Wohnen geschaffen worden.
Wie sich die Zahlen bis 2025 und darüber hinaus entwickeln könnten
Statistisch, so die Berechnungen der Stadt, nimmt die Einwohnerzahl bis 2025 um 570 Einwohner zu. Dies kann mit den errechneten Wohnungszahlen abgedeckt werden. Darüber hinaus besteht noch Potenzial für weitere 600 neue Einwohner für die Stadt.
Für den Bedarf nach 2025, so Stadtplaner Holthaus, müssten neue Standorte – unter Umständen in sensiblen landschaftlichen Lagen – erschlossen werden, oder vorhandene Standorte werden weniger zügig bebaut. Allerdings rechnet die Stadt eher damit, dass der Zuzug und der gesamte Einwohnerzuwachs nach 2025 nicht mehr so stark wie jetzt sein wird. 34 500 Einwohner sei auf lange Frist eine maßvolle Bevölkerungszahl für Radebeul.
Von Peter Redlich
Bildquelle: Arvid Müller