Dresden. Eine riesige Verkaufsfläche allein mit Dutzenden Sorten Bier, großer Obst- und Gemüseauswahl sowie frischen Erzeugnissen in den Kühltheken – wer im Simmel-Center am Wiener Platz einkaufen geht, hat die Qual der Wahl. Das Angebot ist mit rund 60.000 Artikeln so umfangreich, dass sich Kunden hier mehrere Stunden aufhalten können und immer wieder neues entdecken.
Artikel stehen zu lange im Regal
Nur leider kommen zu wenige Kunden in den Markt schräg gegenüber dem Hauptbahnhof. In der Folge hat Peter Simmel die Verkaufsfläche von rund 4.500 Quadratmeter um ein Viertel verkleinert. „Wir haben für die große Fläche zu wenig Umsatz erzielt, was dazu geführt hat, dass die Artikel zu lange im Regal standen und damit die Haltbarkeit für die Kunden kürzer wurde, als es unsere Leitlinien beschreiben“, sagt der versierte Einzelhändler.
Auch die Gastrofläche musste neben weiteren im Markt geschlossen werden.
Quelle: Rene Meinig
Auch der Gastrobereich kam nicht auf die angestrebten Umsätze und wurde deshalb geschlossen. „Uns fehlen Umsätze, die wir geplant hatten.“ Dabei hatte Simmel vor dem Bau des Marktes, der im September 2021 eröffnet wurde, eine umfangreiche Standortanalyse durchführen lassen. In dieser wurde unter anderem davon ausgegangen, dass relativ schnell nach der Markteröffnung am Wiener Platz ein Fernbusterminal mit Fahrradparkhaus und Büros gebaut wird. Doch dessen Bau hat sich verzögert. „Unsere Hoffnung ging leider nicht so auf“, sagt Simmel. Und aus dem Hotel „Meininger“, was sich über dem Markt befindet, kommen offenbar nicht genügend Kunden, um den Markt rentabel zu führen.
Werbung auf allen Kanälen ohne Erfolg
Dabei ist es nicht so, dass der Unternehmer nichts unternommen hat, um mehr Kunden in den Markt am Wiener Platz zu locken. Er hat eine ganze Palette an Werbemaßnahmen versucht: über Handzettel, Werbung in Straßenbahnen sowie auf Großflächenplakaten. Auch bei Radio Dresden und in den sozialen Medien hat er Werbung geschaltet. „Teilweise mit verrückten Sonderpreisen.“ Auch dass der Marktvorplatz Spielstätte bei zwei Dixieland-Festivals wurde, hat nicht den erhofften Durchbruch gebracht.
„An manchen Standorten haben wir fünf Jahre gebraucht, bis wir keine Verluste mehr gemacht haben.“ – Peter Simmel, Einzelhändler
Deshalb hat Simmel nun die Reißleine gezogen. Er will den abgetrennten Bereich weitervermieten, man sei mit einigen Interessenten im Gespräch. „Unser Ziel ist, dass es Verkaufsfläche bleibt. Aber wenn das nichts wird, haben wir jetzt schon Anfragen für Büroflächen.“
Für die leerstehenden Flächen sucht Peter Simmel möglichst Einzelhandelsmieter. Kommen die nicht, gäbe es schon Anfragen für Büros.
Quelle: Rene Meinig
Den Markt zu schließen kommt nicht infrage
Einer der Gründe, weshalb sich zu wenige Kunden ins Simmel-Center verirren, könnte auch die Zufahrt zum Parkhaus sein, die nicht einfach ist, wenn man aus dem Tunnel am Wiener Platz kommt. Dort müssen Autofahrer auf der Ammonstraße zurückfahren, obwohl eine Linksabbiegespur vorhanden wäre. Doch ob das wirklich ein naheliegender Grund ist? Im Weihnachtsgeschäftsgeschäft, das am Wiener Platz sehr gut lief, wie Centermanagerin Susann Seidel sagt, hätten auch viele Kunden das Parkhaus genutzt. Dieses ist auch an Wochenenden geöffnet.
Eine Alternative hat Peter Simmel nie ins Auge gefasst: den Markt am Hauptbahnhof zu schließen. „Das kommt für uns nicht infrage“, sagt er. „An manchen Standorten haben wir fünf Jahre gebraucht, bis wir keine Verluste mehr gemacht haben.“
Baubeginn am Fernbusterminal im April
Dabei könnte helfen, dass es mit dem Bau des Fernbusterminals jetzt bald losgehen soll. „Wir wollen 2025 mit dem Bau starten“, sagt Ingo Seidemann, Geschäftsführer der S&G Development GmbH, die das Terminal samt Fahrradparkhaus bauen möchte. „Bereits im April sollen die Arbeiten an der Zufahrt beginnen.“ Nach den ersten Plänen von S&G Development sollte der Bau des Fernbusbahnhofs schon 2023 starten, was nicht klappte. Im Sommer 2024 wurde dann die Baugenehmigung erteilt. „Das Projekt hat sich aufgrund der allgemeinen Wirtschaftslage verzögert“, so Seidemann.
Der sogenannte Network-Hub soll sich an der Westseite des Hauptbahnhofes bis zur Auffahrt Budapester Straße erstrecken. Dort entsteht ein 43 Meter großes Hochhaus mit Büros. Außerdem ein Fahrradparkhaus mit 800 Stellplätzen, Ladestationen und Serviceangeboten für Radfahrer. Das Fernbusterminal soll zehn Steige bekommen. Direkt vorm Terminal wird eine neue Straßenbahnhaltestelle eingerichtet.
Märkte am Albertplatz und in Bannewitz erfolgreich
Bevor das alles fertig ist, wird sich Peter Simmel weiter Gedanken zur Belebung seines Marktes machen. Die braucht er für das Simmel-Center am Albertplatz nicht mehr. „Der läuft wie geplant stark und macht uns Freude“. Genau wie der erst im Dezember 2022 eröffnete Markt in Bannewitz, für den Simmel den ehemaligen Real-Markt umgebaut hat. Nachdem er Ende 2023 noch eingeschätzt hatte, dass es noch zu wenige Kunden gibt, sagt er heute: „Unser Markt Bannewitz entwickelt sich prächtig.“ Inzwischen plant er aber, einzelne Flächen für ein Ingenieurbüro und eine Physiotherapie zu nutzen. Die Gemeinde arbeitet dafür an einer Änderung des Bebauungsplanes.
SZ