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Zwischen Job und Familie: Wie sich die kleine Hofkäserei Schönborn auf dem Markt behauptet

Zehn Jahre schon betreibt Norman Oehmichen die Hofkäserei Schönborn. Wie sich das Geschäft gewandelt hat und warum der Käser auf vielfältige Vertriebswege angewiesen ist.

Lesedauer: 3 Minuten

Verena Belzer

Dresden/Radeberg. Norman Oehmichen hat schon auf vielen Flecken der Erde gearbeitet. In Australien, in Irland, in Südafrika – und doch ist er wieder in seiner sächsischen Heimat gelandet. Genauer gesagt, in Schönborn. Denn hier fühlt es sich für den 52-Jährigen richtig an, hier hat er sich den Traum von der Selbstständigkeit erfüllt. Seit zehn Jahren betreibt er hier die Hofkäserei.

Ein Geschäft, für dessen Handwerk er brennt, das seine Leidenschaft ist. Aber auch eines, das mit viel Arbeit und manchmal auch Sorgen verbunden ist.

Südafrika, Irland, Australien – und jetzt in Schönborn

Ursprünglich stammt Norman Oehmichen aus Chemnitz und wollte Tierarzt werden. „Aber dafür waren meine Noten nicht gut genug“, sagt er. Die Alternative: eine Ausbildung zum Landwirt. Nach der Wende leistete er seinen Zivildienst in einem Altenheim in Stuttgart ab, doch dann rief die große weite Welt.

Vier Jahre lang arbeitete er auf einem Hof in Südafrika und kam dort erstmals in Kontakt mit dem Beruf des Käsers. „Vorher hatte ich nichts mit Käse zu tun, außer natürlich, dass ich schon immer sehr gerne Käse esse“, erzählt er. Doch dort musste er auf einmal ran, die Käserin war weggezogen. „Reiner Zufall“, sagt er heute. Und damit war der Grundstein gelegt für seinen weiteren Berufsweg.

Nach vielen Jahren im Ausland kehrte er 2007 zurück und machte berufsbegleitend einen Master in Molkerei. Seine heutige Frau, eine Schönbornerin, hatte er in Irland kennengelernt. Als er wieder fest in Deutschland war, führten die beiden zunächst eine Fernbeziehung. 2009 schließlich zog er zu ihr in den familieneigenen Dreiseithof, nach dem heute seine Käserei benannt ist.

Hauptkunde ist die Verbrauchergemeinschaft Dresden

Doch wie waren die Anfänge als kleine, regionale Käserei? Mit einer Idee, mit Leidenschaft und Enthusiasmus – aber ohne viel Geld und ohne Kundenstamm? „Die Maschinen habe ich alle gebraucht gekauft“, sagt er. „Und natürlich musste ich Kredite aufnehmen und erst einmal viele Klinken putzen.“

Bis zur Corona-Pandemie lief es die ersten Jahre gut für ihn. Neben der Verbrauchergemeinschaft Dresden mit ihren inzwischen fünf Filialen belieferte er namhafte Restaurants rund um die Frauenkirche.

Gleichzeitig steckte er nahezu jeden Gewinn in den Aufbau von Solaranlagen, einem kleinen Windrad und einer Wärmepumpe. „Das kommt mir heute, wo die Energiepreise hoch sind, sehr entgegen“, sagt er. „So kann ich die anderen Mehrkosten besser kompensieren, denn es ist ja auch alles andere teurer geworden.“ Die Milch für seinen Käse bezieht Oehmichen von einem Bio-Milchviehbetrieb aus Großdrebnitz. Seit vergangenem Jahr produziert er nur noch Bio-Käse. Und zwar ganz verschiedene Sorten. Aus 2700 Litern Milch produziert er wöchentlich in etwa 270 Kilo Käse.

Vielfältige Vertriebswege

Die Pandemie wirbelte sein Geschäft gehörig durcheinander, die Restaurants am Neumarkt mussten zeitweise schließen und nahmen den Schönborner Käse nicht mehr ab. Bis heute hat sich das nicht geändert.

Es ist immer wieder spannend, einen Käse aufzuschneiden und zu schauen, wie er geworden ist. – Norman Oehmichen, Inhaber der Hofkäserei

Heute setzen andere Gaststätten auf den Käse – darunter das Fischhaus und das Genussatelier. Seine Kreationen kann man auch im Hofladen von Gartenbau Naumann und in den Edeka-Filialen in Radeberg kaufen. Mittwochs ist er auf dem Wochenmarkt am Münchner Platz in Dresden. Und direkt vor seinem Haus steht ein Käseautomat.

Besonders wichtig ist auch die Weihnachtszeit. Da ist Norman Oehmichen auf vielen Märkten in der Region vertreten und verkauft Käse und Raclette. „Im Advent war ich auf 16 Märkten.“ Für das Geschäft sei das wichtig, „für die Familie ist das aber anstrengend“.

Ohnehin hat sich mit seiner Selbstständigkeit nicht für den einfachen Weg entschieden. „Montags und dienstags habe ich Zwölf-Stunden-Tage“, sagt der 52-Jährige. „Und ich gehe auch sonntags immer in die Käserei.“ Urlaub ist schwierig zu realisieren. „Letztes Jahr waren wir mal drei Wochen in Irland im Urlaub, das was richtig schön.“

Als Selbstständiger kann er immer wieder etwas Neues ausprobieren

Zwei junge Frauen unterstützen Oehmichen im Rahmen eines freiwilligen ökologischen Jahres. Die eine stammt aus Klotzsche, die andere aus der Nähe von Bordeaux. Außerdem beschäftigt er zwei Halbtageskräfte und einen Schüler, der samstags im Hofladen mithilft. Arbeit ist immer genug da, denn neben der Käseherstellung und dem Saubermachen der Maschinen sind Bestellungen vorzubereiten und Büroarbeit zu leisten.

Doch am Ende des Tages kann sich Norman Oehmichen trotz der vielen Arbeit nichts anderes vorstellen. „Kein Käse schmeckt gleich“, sagt er. „Es ist immer wieder spannend, einen Käse aufzuschneiden und zu schauen, wie er geworden ist. Und ich kann immer mal etwas Neues ausprobieren, das ist total spannend. Wir haben zum Beispiel schon Käse mit Schokolade oder Käse mit Lavendel ausprobiert.“ Er ist eben sein eigener Chef.

Info: Der Hofladen ist mittwochs von 16 bis 18 und samstags von 10 bis 12 Uhr geöffnet.

SZ

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