Von Maik Brückner
Eigentlich wollte Thilo Mühle schon 2019 seinen neuen Anbau in Betrieb nehmen. Denn in jenem Jahr feierte das Unternehmen zwei Jubiläen: Die Gründung der Firma vor 25 Uhren und die Erstgründung einer Mühle-Firma 150 Jahre zuvor. Doch die Arbeiten am Neubau zogen sich hin. Es waren Umplanungen notwendig, um das Gebäude auf sichere Füße zu stellen. Nun ist der Anbau fertig. Es entstanden ein Beratungsraum, ein neues Büro für den Geschäftsführer und Räume für zwei Abteilungen. "Alles ist so geworden, wie wir es zuletzt geplant hatten", sagt Geschäftsführer Thilo Mühle.
Ursprünglich sollte der Anbau etwas anders aussehen. Mühle wollte die auf dem Grundstück stehenden Garagen abreißen und dort einen Neubau errichten, der das Areal zu einer Art Dreiseithof hätte werden lassen. Doch baurechtlich habe das nicht funktioniert, erklärt der Geschäftsführer. Deshalb entstand ein Anbau auf Stelzen. Weil das Bauland aber Schwemmland ist, mussten diese Stelzen sehr tief ins Erdreich eingelassen werden. Das hat den Baupreis erhöht. Dennoch ist Thilo Mühle mit der gefundenen Lösung zufrieden. "Der Bau ist sehr gradlinig geworden, die großen Fenster lassen viel Licht hinein." Ausgeführt wurden die Arbeiten von Firmen aus der Region. Die Federführung am Bau hatte seine Frau Mandy. Sie schaffte es, den Kostenrahmen einzuhalten. Der Neubau kostet zusammen mit der Innenausstattung 1,5 Millionen Euro.

Eine Einweihungsparty gab es indes noch nicht. "Die ist Corona zum Opfer gefallen", so Mühle. "Momentan macht es auch keinen Sinn, neu zu planen. Wir überlegen aber, ob wir das im kommenden Jahr nachholen werden." Abgesagt wurde auch die hier geplante Weihnachtsfeier für die Mitarbeiter. "Ich kann es nicht verantworten, hier mit 50 Leuten zu feiern", begründet der Firmenchef die Entscheidung.
Bezogen wurden die Räume indes schon. Im Obergeschoss entstanden die Räume für die Abteilungen Technische Entwicklung und Produktentwicklung sowie für den Geschäftsführer. Auf der unteren Etage wurde ein größerer Besprechungs- beziehungsweise Schulungsraum geschaffen. Dieser ist noch nicht ganz fertig. "Wegen Corona habe ich auf die Bremse getreten", so Mühle.
Künftig sollen hier nicht nur Mitarbeiterschulungen und hin und wieder mal eine Mitarbeiterfeier stattfinden. Hier soll das Verkaufspersonal der Händler geschult werden, die Mühle-Uhren verkaufen. "Mit kleineren Events wollen wir sie stärker an die Marke binden", sagt Mühle. "Hier können wir besser vermitteln, was wir tun und warum wir das tun." Das könne der Außendienst nicht leisten. Die Mitarbeiter können zwar mithilfe von Broschüren vieles erklären. Das machen andere Unternehmen aber auch.
Armbanduhren sind emotionale Produkte
Nachhaltiger sind da eher Treffen vor Ort. Denn die Atmosphäre einer Manufaktur könne man nicht mit Hochglanzmagazinen vermitteln, ist sich Mühle sicher, der selbst im Außendienst gearbeitet hat. Das Funktionale könne man nur in einer Firma spüren. Letztlich gehe es darum, mehr potenzielle Käufer zu erreichen. Und das sei nicht so leicht. "Machen wir uns nichts vor, wir stellen emotionale Produkte her, die man nicht zum Überleben braucht", erklärt Mühle.
Doch nicht nur die Verkäufer der Fachhändler möchte Mühle hier schulen. Das Unternehmen möchte auch Händler einladen, die dann ihre Stammkunden mitbringen können. Die Betriebsbesichtigungen werden mit einem Besuch im Uhrenmuseum verbunden. "In Glashütte lässt sich das gut kombinieren", sagt Mühle.