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30 neue Bahnen für Leipzig: Stadtrat ebnet Weg für Straßenbahn-Kauf und Heiterblick-Rettung

Unter Ausschluss der Öffentlichkeit hat der Stadtrat den Weg für die Bestellung von 30 neuen Straßenbahnen des Krisen-Unternehmens Heiterblick frei gemacht. Warum es der wohl wichtigste Schritt zur Heiterblick-Rettung ist.

Lesedauer: 2 Minuten

Kommen bald die neuen XXL-Straßenbahnen für Leipzig? Quelle: Hendrik Schmidt/dpa

Lucas Grothe und Florian Reinke

Leipzig. Die Rettung des Leipziger Straßenbahnherstellers Heiterblick hat eine wichtige Hürde genommen. In einer nicht öffentlichen Sitzung hat der Stadtrat nach Informationen der Leipziger Volkszeitung grünes Licht für den Erwerb von 30 neuen Straßenbahnen erteilt. Die erweiterte Bestellung aus Leipzig gilt als eine Voraussetzung dafür, dass das polnische Unternehmen PESA bei der kriselnden Heiterblick GmbH einsteigt.

Wichtig ist: Die Stadt erwirbt die Bahnen nicht direkt. Den Kauf übernimmt die stadteigene Leipziger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft (LVV). Damit der Deal zustande kommt, brauchte es jedoch die Zustimmung der Stadt: Denn der Kauf erfordert eine Bürgschaft der Kommune. Nach LVZ-Informationen geht es um eine Summe von höchstens 150 Millionen Euro, die die Stadt im Notfall aufbringen müsste.

Einstieg von Investor bei Leipziger Straßenbahnbauer steht kurz bevor

Hintergrund der Bürgschaft ist die Neuaufstellung der Firma Heiterblick, die ihre Produktion im Leipziger Westen hat. Heiterblick sollte der LVV, zu der auch die Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) gehören, ab diesem Jahr 25 neue Straßenbahnen liefern. Allerdings rutschte Heiterblick wegen Kostensteigerungen in die Insolvenz und konnte noch keine der bestellten Bahnen ausliefern. Monatelange wurde nach einer Lösung gesucht – nun steht der Einstieg des polnischen Unternehmens PESA als Investor nach LVZ-Informationen kurz bevor.

Ein Knackpunkt bei den Verhandlungen, so ist von Insidern zu hören, ist die künftige Auslastung des Heiterblick-Werks. Demnach forderte PESA die Bestellung von weiteren 30 Straßenbahnen durch die LVB. Nach monatelangen Verhandlungen wurde offenbar eine Einigung erzielt.

Problem: Bei einem so großen Industriekauf brauchen die Unternehmen externe Bürgschaften, falls das Geschäft platzen sollte. Beim Kauf der 25 Straßenbahnen bürgte ein Bankenkonsortium, das die bereits von der LVB überwiesenen Mittel hätte zurückzahlen müssen.

Risiko liegt bei der Stadt, im besten Fall hat sie aber keine Mehrkosten

Das Risiko beim Kauf der neuen 30 Bahnen war ungleich höher – denn die neue Produktionsgemeinschaft müsste sich erst bewähren. Deshalb brauchten LVV und LVB eine Bürgschaft durch die Stadt Leipzig. Diese stellt vorerst keine Mittel aus dem Haushalt zur Seite – müsste im schlimmsten Fall aber das Geld bereitstellen. Sollte mit der Auslieferung der 30 Bahnen alles ohne größere Probleme klappen, hat die Stadt keine Mehrkosten.

Der Kauf der Bahnen steht nach LVZ-Informationen noch unter Vorbehalt einer Förderung von mindestens 70 Prozent der Kosten. Das sächsische Infrastrukturministerium hatte der LVZ kürzlich bestätigt, dass man hinsichtlich einer Förderung für die 30 neuen Bahnen im „engen Austausch“ mit der LVB stehe.

Noch keine Rettung für Heiterblick – aber kurz davor

Die Stadtverwaltung hatte letztlich kaum eine Wahl. Hätte man nicht gebürgt, wäre ein potenzieller Einstieg von PESA sehr unwahrscheinlich gewesen. Damit wären auch die 25 schon bestellten Bahnen nicht ausgeliefert worden. In Folge hätte die Stadt den Auftrag neu ausschreiben und jahrelang auf neue Straßenbahnen warten müssen. Zudem wäre der Industriebetrieb Heiterblick mit rund 250 Beschäftigte wohl nicht mehr zu retten gewesen.

Gerettet sind das Unternehmen Heiterblick und der Leipziger Straßenbahnkauf mit der Entscheidung des Stadtrats noch immer nicht. Denn Heiterblick hat die Verkehrsbetriebe weiterer Städte als Kunden, mit denen offenbar auch Verhandlungen laufen. Mit dem Leipziger Votum ist der größte Brocken aber beiseite geräumt.

PESA, der größte polnische Schienenfahrzeugbauer, verhandelt nach Informationen dieser Zeitung schon seit Wochen mit Heiterblick. Informierten Kreisen zufolge möchte PESA Leipzig als Hub für die Expansion in neue Märkte nutzen. Damit wäre der Standort gerettet.

Positive Nachrichten aus Dortmund

Eine weitere positive Nachricht für Heiterblick kommt aus Dortmund. Die dortigen Verkehrsbetriebe sind ebenfalls Heiterblick-Kunde und teilten am Freitag mit, dass eine Einigung für zehn ausstehende Straßenbahnen erzielt wurde. Die Produktion war wegen der Insolvenz für Monate unterbrochen – nun habe man sich auf eine Lieferung bis Ende 2027 geeinigt.

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