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Teambuilding kann das Miteinander nachhaltig stärken. Ohne gute Planung geht aber auch hier nichts.

Lesedauer: 3 Minuten

Eine Gruppe Menschen erklimmt einen Berg.
Im Team gemeinsam auf den Gipfel. Der Ansatz stimmt, allerdings sind ganz reale Klettertouren nicht für jeden etwas. Wer Teambuilding-Aktionen plant, sollte daher alle Mitarbeiter im Blick haben – und im Zweifel eine weniger sportlich ambitionierte Unternehmung organisieren. Foto: Adobestock

Von Annett Kschieschan

Sie ist eine der zentralen Herausforderungen der modernen Arbeitswelt: Die Pflege von Austausch und Verbindung in Teams, die nicht an einem Ort arbeiten. Aber auch wenn Menschen jeden Tag ins selbe Werk- oder Bürogebäude gehen, bleibt im oft stressigen Arbeitsalltag wenig Zeit für verbindende Kommunikation. Und selbst das Großraumbüro, eine Zeit lang als Heiliger Gral der Teamarbeit beworben, ist kein Garant für ein effektives und gutes Miteinander.
Oft, das legt zum Beispiel eine Studie der Harvard-Wissenschaftler Ethan S. Bernstein und Stephen Turban nahe, ist am Ende sogar eher das Gegenteil der Fall. Demnach behindert das Arbeiten auf engem Raum mit Anderen die Konzentrationsfähigkeit, erhöht vor allem langfristig den Stress und verringert sogar die Kommunikation untereinander.
Und nun? Kommt das Teambuilding ins Spiel. Und hier scheiden sich die Geister. Während vor allem eher introvertierte Mitarbeiter entsprechende Events schnell als Belastung empfinden, sehen ihre extrovertierten Kollegen die Chance, auch außerhalb des klassischen Arbeitsumfelds Verbindungen zu schaffen. Die große Kunst ist es also, Teambuilding so zu organisieren, dass möglichst alle Mitarbeiter davon profitieren.
In den letzten Jahren ist das für viele Unternehmen zu einem wichtigen Anliegen geworden, denn die sogenannten weichen Faktoren spielen beim Thema Mitarbeiterzufriedenheit eine große Rolle.
Eine Studie der Boston Consulting Group, einer internationalen Unternehmensberatung, ergab, dass es oft gar nicht die Höhe des Gehalts ist, die Mitarbeiter langfristig überzeugt, sondern eben jene „weichen“ Faktoren, zu denen klare und freundliche Kommunikation, Anerkennung für Leistung, Unterstützung, Feedback-Möglichkeiten und Fürsorge für das persönliche Wohlbefinden gehören.

Die Chancen der Gamifikation nutzen
Teamevents sollten das persönliche Wohlbefinden also am besten steigern, es aber keinesfalls verringern. Sportevents – vom gemeinsamen Besuch in der Kletterhalle bis zum Wildwasserrafting – klingen spektakulär, schrecken aber weniger sportbegeisterte Mitarbeiter eher ab. Ein gemeinsamer Museumsbesuch dagegen langweilt die Action-Fans im Team. Die Lösung kann ein Mittelweg sein, bei dem man zum Beispiel als Team eine interaktive Ausstellung besucht, gemeinsam wandert oder auch an einem der inzwischen in den meisten größeren Städten angebotenen Escape-Room-Spiele teilnimmt.
Letztere sind oft so aufgebaut, dass gemeinsam Rätsel gelöst werden müssen, um sich aus dem spielerischen Gefängnis zu befreien. Hier können Mitarbeiter unterschiedliche Stärken einbringen, sich ergänzen und am Ende gemeinsam freuen, wenn die Aufgabe geschafft ist. Also genau das, was idealerweise auch im Arbeitsleben funktionieren sollte. Angebote wie dieses nehmen Anleihen bei der Gamifikation, die schon seit einigen Jahren fester Bestandteil der Rekrutierung vieler Unternehmen ist.

Gutes Essen kommt immer an
Die Theorie dahinter: Spielerisch geht es schneller und vor allem entspannter zu. Und viele Bewerberinnen und Bewerber spielen in ihrer Freizeit ohnehin gern – ob Strategie oder Multi-Player-Rollenspiele, ob Egoshooter oder Browsergames. Ein Thema ist das nicht nur für die ganz Jungen. Auch wer heute 50 ist, kennt sich in der Welt der Spiele oft ganz passabel aus. Warum also nicht das Teamevent entsprechend gestalten? Der Markt für bereits konzeptionierte Angebote wächst – längst haben die Veranstalter das Potenzial für Unternehmen erkannt.
Ausklingen kann so ein Teambuilding-Tag dann am besten bei einem gemeinsamen Essen. Und auch hier raten Experten eher zum entspannten Mittelweg zwischen dem exklusiven Luxusmahl im Sterne-Restaurant und dem schnellen Burger auf die Hand. Ein großer Tisch in einem Lokal mit Biergarten, vielleicht ein Buffet, an dem sich jeder selbst bedienen kann, lockere Runden in entspannter Atmosphäre können der perfekte Abschluss des Tages sein.
Die Untersuchung der Boston Consulting Group legt nahe, dass Events, die möglichst viele Mitarbeiter „abholen“, lange positiv nachwirken. Die Studie „Einfluss und Wirkung von Mitarbeiterevents in Großunternehmen“ deutet in eine ähnliche Richtung. Auch sie zeigt, dass gerade der zwischenmenschliche Aspekt nach wie vor wichtig für einen Großteil der Mitarbeiter ist.

Am liebsten ganz zwanglos zusammensitzen
Und noch mehr als das: Die befragten Beschäftigten legen demnach durchaus Wert auf Teambuilding-Events, nehmen gern kulinarische und kulturelle Angebote wahr. Hoch im Kurs steht vor allem eines: die Möglichkeit,, sich in möglichst netter Atmosphäre ganz zwanglos auszutauschen.

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