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Chinesischer Investor trennt sich von großem sächsischen Autozulieferer

Vor zehn Jahren kaufte ein chinesisches Staatsunternehmen den fast 800 Mitarbeiter starken Systemlieferanten Koki in Sachsen. Gut 300 Beschäftigte weniger und zehn Jahre später saniert sich Koki selbst und sucht einen neuen Investor.

Lesedauer: 2 Minuten

Ulrich Wolf

Glauchau/Niederwürschnitz. Für die rund 560 Beschäftigten des sächsischen Autozulieferers Koki Technik Transmission Systems GmbH hat ein neues Firmenkapitel begonnen. Der bisherige Eigentümer, der chinesische Staatskonzern Avicem, verkauft das sächsische Unternehmen, die Managementholding der Koki saniert sich selbst mit einer Insolvenz in Eigenverwaltung.

Koki-Geschäftsführer Andreas Elsäßer teilte mit, die Chinesen hätten „erheblich in die Zukunftsfähigkeit des Betriebs investiert“; nun aber sei Avicem zu der Überzeugung gelangt, dass das Unternehmen eine andere Eigentümerstruktur benötige. Diese soll „verstärkt Potenziale außerhalb der Autoindustrie eröffnen“, sagt Elsäßer. Man verfüge über genügend finanzielle Reserven, um die Neuausrichtung mit einem neuen Eigentümer zu gestalten.

Wir haben die Dinge in der eigenen Hand. – Andreas Elsäßer, Koki-Geschäftsführer

Um sich von den Chinesen zu entflechten, hat das Koki-Management eine Insolvenz in Eigenverwaltung eingeleitet. Elsäßer zufolge erleichtert das die Suche nach einem Investor und hilft bei der strategischen Neuausrichtung. „Wir haben die Dinge in der eigenen Hand“, so Elsäßer. Neue Märkte für das Unternehmen könnten Bau- und Landmaschinen sein, Schienenfahrzeuge oder auch Windkraftanlagen.

Koki produziert in Niederwürschnitz und Glauchau Schaltsysteme für Getriebe, bislang fast nur für die Automobilindustrie. Ein weiteres Werk gibt es in China. In dem Unternehmen wechselte Mitte 2023 die Geschäftsführung. Im vorigen Jahr machte Koki einen Umsatz von rund 91 Millionen Euro. 2022 und 2023 schrieb das Unternehmen Verluste in Millionenhöhe.

1995 war man als Zulieferer für Dreh- und Stanzteile mit 25 Beschäftigten gestartet. Im Sommer 2014 hatte dann die Avicem, eine Tochterfirma der staatlichen Aviation Industry Corporation of China, den Zulieferer mit mehr als 800 Leuten übernommen. 2021 drohte sogar die Schließung des Standorts Niederwürschnitz. Nach Angaben der Wirtschaftsförderung Sachsen war Avicem bis dahin der größte Investor aus China im Freistaat.

Über das Vermögen der chinesisch dominierten Deutschland-Tochter Avicem Germany GmbH mit Sitz in Glauchau hat das Amtsgericht Chemnitz Mitte März zudem ein klassisches Insolvenzverfahren eröffnet. Das könnte helfen, die finanzielle Verflechtungen wie die aus China stammenden millionenschweren Gesellschafterdarlehen zu überwinden.

SZ

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