Ein Bitte-nicht-anfassen-Schild wäre in Adams Gärtnerei ein Jammer. Statt darauf hinzuweisen, dass seine Waren unberührt bleiben sollen, tut Veith Adam genau das Gegenteil: „Reiben Sie ein Blatt zwischen Ihren Fingern und riechen Sie daran!“, ermuntert er jeden, der sein Gewächshaus betritt. Das haben am Wochenende viele Neugierige getan. Sie sind zu den Tagen der offenen Gärtnerei gekommen, um sich Tipps und Anregungen fürs Grünen und Blühen rund ums eigene Haus, auf Terrassen und Balkonen zu holen.
In Adams Gärtnerei finden sie dabei eine ganz besondere Vielfalt. Vor etwa 15 Jahren hat der 56-Jährige begonnen, sich auf Kräuter und Duftpflanzen zu spezialisieren. Von den Zierpflanzen, die noch seine Eltern auf dem Mobschatzer Gelände produzierten, hat er sich verabschiedet. Trotzdem sieht es bei ihm nicht einfach nur grün aus. „Zupfen Sie sich dort eine der roten Blüten ab“, sagt Adam und zeigt auf den Ananassalbei. Und weil die Kundin noch zögert, steckt er sich gleich selbst einen der leuchtenden Kelche in den Mund. Süß und fruchtig schmeckt er, noch besser passt er nur als essbare Deko auf ein Dessert. Rund 200 verschiedene Kräuter hat Veith Adam im Angebot. Allein 20 unterschiedliche Minzsorten sind darunter: Grapefruit-, Erdbeer-, Mandarinen-, Orangen-, Bananenminze, Mojitominze und natürlich die altbekannte Pfefferminze.
Ähnlich vielfältig präsentieren sich die Salbeisorten. Sie riechen nach Pfirsich, Zitrone oder Muskat. Anis, Estragon, Schnittlauch, Colakraut und Knoblauchgras – wofür welches Kraut am besten gewachsen ist, auch dazu hat Veith Adam reichlich Ideen. Oder er empfiehlt kurzerhand die Kräuter-Torten seiner Frau. Auf dem Grill duften unterdessen Bratwürste, die ein Fleischer mit Adams Kräutern zubereitet hat. Aufstriche, Pestos, Limonaden bieten sich an. Doch nicht nur schmecken lassen kann man sich die Vielfalt. Manche Kräuter bilden dekorative Pflanzenkissen und bewachsen ganze Flächen. So begrünen sie den Garten und stehen der Küche ständig zur Verfügung.
„Als mein Vater vor 65 Jahren seine Gärtnerei aufbaute, hatte er nicht mehr als 50 Mark, einen Spaten und das Land, das er bewirtschaften durfte“, erzählt Veith Adam. Der Vater verunglückte, und seine Mutter führte den Betrieb weiter. „Sieben Tage die Woche hat sie in der Gärtnerei geschuftet. Das wollte ich nicht.“ So wurde er Instandhaltungsmechaniker, begeisterte sich später für den Familienbetrieb und sagt sich heute: „Als Gärtner braucht man ohnehin viele Berufe gleichzeitig.“
Von Nadja Laske
Foto: © Marion Doering