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Die Schröders im Reich des Weißen Goldes

Der Altkanzler besuchte als Teil seiner Hochzeitsreise auch die Porzellanmanufaktur Meissen – und blieb stundenlang.

Lesedauer: 2 Minuten

Meißen. Schnell werden um kurz vor 11 Uhr am Dienstagvormittag noch die herabgefallenen Blätter vor dem Besuchereingang zusammengekehrt. In ein paar Minuten soll alles tipptopp aussehen. Viel Zeit zur Vorbereitung vor dem hohen Besuch blieb nicht, erst am Morgen habe man erfahren, dass kein Geringerer als Altkanzler Gerhard Schröder mit seiner neuen Ehefrau Soyeon Schröder-Kim zu einer Stippvisite in die Porzellanmanufaktur Meissen kommen wolle. Das berichtet Geschäftsführer Tillmann Blaschke, der zusammen mit Co-Chef Georg Nussdorfer bereitsteht, um den 74-Jährigen und seine Gattin gleich persönlich zu empfangen.

Letztere kommen um kurz nach 11 Uhr in zwei schwarzen Audis mit Berliner Kennzeichen an. Falls darin auch Personenschützer des früheren Bundeskanzlers sitzen, haben diese heute wenig zu tun. Denn wer aus einem Wagen aussteigt, ist allein das Ehepaar, das nun händchenhaltend Richtung Besuchereingang schlendert.

Schröder und seine Frau haben beste Laune, als sie die beiden Geschäftsführer begrüßen, und der Altkanzler plaudert gleich darauf los, erzählt im gewohnt saloppen Ton von seiner Lehre zum Einzelhandelskaufmann in einem Porzellangeschäft im nordrhein-westfälischen Lemgo: „In der Klitsche, in der ich gelernt habe, kriegte man kein Meissener.“ Auch Schröder-Kim kennt das berühmte Porzellan gut, erzählt sie. Wenn die 49-jährige Dolmetscherin Delegationen in Korea begleitete, habe das Porzellan eine wichtige Rolle gespielt, wurde auch gerne mal verschenkt.

Um den Altkanzler und seine Frau hat sich schnell eine kleine Traube aus Fotografen und Besuchern gebildet, die mit ihren Smartphones ein Foto des Promi-Paares ergattern wollen, das sicher kurz darauf in sozialen Netzwerken geteilt werden wird. „Ein Star“, raunt eine Besucherin ihrer Freundin zu. Blaschke und Nussdorfer führen das Paar derweil durch das Foyer und ein paar Treppenstufen hoch zur „Saxonia“ aus Meissener. Während Blaschke Schröder die Details der 1,80 Meter großen Figur erläutert, erzählt Manufaktur-Produktionschefin Beate Preuß seiner Frau, dass man die Saxonia so hoch modellieren wollte, wie möglich. „Können wir näher ran?“, fragt Schröder-Kim, und das Paar tritt bis an die Absperrung heran, um das blütenübersäte Kleid genauer zu betrachten. Dieses erinnert stark an das Kleid, das Soyeon Schröder-Kim zur Hochzeit trug.

Hochzeitsgeschenk aus Meissener

Keine zehn Minuten dauert dieser kurze Auftritt im Foyer, dann verschwinden die Geschäftsführer mit Altkanzler und Ehefrau durch eine Tür neben der Garderobe. Erst gut drei Stunden später werden sie die Porzellanmanufaktur wieder verlassen – und das nicht mit leeren Händen: Als Hochzeitsgeschenk erhielten sie einzelne Porzellane mit Ming-Drachen-Dekor, wie eine Sprecherin erzählt. Das Paar habe sich zuvor den gesamten Produktionsvorgang angesehen, von der Weißfertigung über das Bossieren der Figuren bis zum Bemalen. Danach besichtigten sie auch das Museum und beendeten den Besuch mit einem gemeinsamen Mittagessen.

Der Besuch der Schröders in Sachsen ist privat, soll aber ein Zeichen setzen: Am Montag erklärte der Altkanzler, die Ereignisse von Chemnitz dürften nicht den weltweit guten Ruf Sachsens beschädigen. Das Paar hatte vor dem Abstecher nach Meißen schon die Oper Carmen in der Semperoper gesehen und das Grüne Gewölbe in Dresden besucht. Sie übernachteten bis Dienstag im Taschenberg-Palais am Zwinger.

Zuletzt besuchte Gerhard Schröder im Jahr 2009 den Landkreis Meißen. Auf Einladung von Unternehmer Martin Spieß – schon damals mehrfach vorbestraft, unter anderem wegen räuberischer Erpressung – kam Schröder damals zum „Tag des Ausbildungsplatzes“ nach Lommatzsch.

 

Von Dominique Bielmeier

Fotos: © Jürgen Lösel, privat

 

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