Von Nadja Laske
Dresden. Wird sich das rechnen? Finanziell? Personell? Emotional? Als Madlen Wenerski vor fast genau einem Jahr in ihrem Salon auf der Ostra-Alle die Vier-Tage-Woche einführte, war das ein Experiment und mutiger Schritt. Er hatte seine guten Gründe, doch die Konsequenz daraus hätte nicht zwingend gut werden müssen.
Als Unternehmerin musste sie auf mehrere Herausforderungen gleichzeitig reagieren: auf den Fachkräftemangel auch in ihrer Branche, auf steigende Energie- und Wasserkosten sowie Produktpreise und auf die veränderten Anforderungen ihrer Mitarbeiter an Job auf der einen und Privatleben auf der anderen Seite.
„Schon lange hatten die meisten meiner Mitarbeiterinnen auf eigenen Wunsch hin verkürzt gearbeitet“, erzählt die 49-Jährige. Mittwochs nahm das Gros dieser Kolleginnen ihren freien Tag. Damit standen sie pro Woche 32 Stunden zur Verfügung und verdienten entsprechend weniger Geld im Vergleich zu Vollbeschäftigten.
Verschwendung verschwindet
„Dieser personell extrem dünn besetzte Mittwoch fühlte sich für mich an wie ein Totentag“, erinnert sich Madlen Wenerski. Weniger Friseurinnen im Einsatz zu haben, bedeutete zwangsläufig weniger Kunden im Salon. „Aber Heizung und Licht verbrauchten wir genau so viel wie an anderen Tagen. Das war Verschwendung und unsinnig.“ Vor allem in Zeiten, in denen im Zuge der Energiekrise die pure Panik vor bevorstehenden Stromkosten ausgebrochen war.
Schließlich entschloss sich Madlen Wenerski dazu, die reduzierte Arbeitszeit des Teams effektiver zu nutzen und die Lebensqualität aller zu verbessern. „Wir haben unsere Öffnungszeiten auf Dienstag bis Freitag, 9 bis 21 Uhr, beschränkt. Damit bleibt der Salon drei Tage geschlossen, verbraucht nur einen Bruchteil Heizkosten und Strom und das Team hat immer ein langes Wochenende.“ Trotzdem zahlt Madlen Wenerski ihren Mitarbeitern volles Gehalt, was nicht bedeute, dass sie an vier Tagen für fünf schuften.
„Es lag mir am Herzen, unsere Arbeitszeit besser zu organisieren und effektiver zu nutzen.“ Um zugleich möglichst alle zeitlichen Bedürfnisse ihrer Kundinnen und Kunden abzudecken, bietet sie zwölf Stunden pro Arbeitstag Termine, bis in den späteren Abend hinein. Zudem beschäftigt sie zwei Rezeptionistinnen, die den Terminkalender der Mitarbeiterinnen und der Chefin optimal füllen. Das funktioniere in persönlicher Abstimmung mit den Kunden viel besser, als über ein Online-Reservierungsportal, findet sie. Ihre Mitarbeiterinnen an Counter und Telefon können genau einschätzen, wie lange für welche Haarbehandlung vonnöten ist. Das vermeidet Stress und Leerläufe gleichermaßen.
Ein Jahr nach dieser Veränderung blickt die Friseurmeisterin zurück und sagt: „Wir haben es richtig gemacht.“ Zwischenzeitlich habe sie besorgt auf Auslastung und Umsätze geblickt, doch das sei vorbei. „Es kommt an vier Tagen genau so viel rein, wie früher von Montag bis Freitag.“
Effektive Effekte
Gelegentlich nutzt Madlen Wenerski die montäglichen Schließtage für Meetings und Schulungen. „Der zeitliche Aufwand dafür gilt als Überstunden.“ Als Chefin und Betreiberin mit engagiertem Team und ihrem Mann für alle geschäftlichen Themen an ihrer Seite bleiben Madlen Wenerski sogar wieder Freiräume für besondere Projekte. „Ich habe mich für den Award „TOP Salon – The Challenge 2024″ beworben und gehöre zu den drei Nominierten“, erzählt sie stolz. Den Preis lobt der Beauty- und Messeanbieter Top Hair in verschiedenen Kategorien aus.
„Ich bin in der Kategorie Design angetreten, weil wir erst seit zwei Jahren in unseren neuen Räumlichkeiten arbeiten, mit komplett neuem Raumkonzept.“ Auch in dieser Hinsicht beweist die Unternehmerin Sinn für Effektivität. „Für meine neue Präsentation im Internet habe ich ja sowieso frische Texte geschrieben und Fotos zusammengestellt.“ Also nutzte sie das Material gleich für ihre Bewerbung in Form eines hochwertig gestalteten und in Leinen gebundenen Buches voller illustrierter Beschreibungen ihrer Arbeit, Entwicklung und Räumlichkeiten.
„Insgesamt haben sich rund 200 Friseure in fünf Kategorien beworben“, weiß Madlen. Ob sie die Allerbeste der besten drei Kandidaten ihrer Kategorie sein wird, das erfährt sie im kommenden März im Zuge der Friseur-Fachmesse Top Hair in Düsseldorf. „Dahin reisen wir alle zusammen als 14-köpfiges Team“, sagt sie. Das werde zugleich ein schöner Ausflug, auf dem der gemeinsame Erfolg gefeiert wird- mit oder ohne Award.