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Droht die Eskalation im Zoll-Streit? Das steht für Sachsen auf dem Spiel

Kommt der Zollhammer für alle Waren aus der EU? US-Präsident Trump will europäische Waren mit einem Zollsatz von 30 Prozent belegen – das hätte für Sachsen harte Folgen. Unternehmen und Wirtschaftsvertreter warnen.

Lesedauer: 3 Minuten

Florian ReinkeLuisa Zenker und Andreas Dunte

Dresden/Leipzig. Die drohende Eskalation im Zollstreit mit den USA versetzt die sächsische Wirtschaft in Alarmstimmung. Wirtschaftsvertreter und Unternehmen warnen vor erheblichen Schäden für die exportorientierte Region, sollten die USA ab August tatsächlich 30 Prozent Zoll auf Importe erheben, wie von US-Präsident Trump angekündigt.

Sachsen ist stark auf den US-amerikanischen Markt angewiesen: Im vergangenen Jahr exportierten die sächsischen Unternehmen Waren im Wert von 5,1 Milliarden Euro in die Vereinigten Staaten. Die USA sind damit der zweitwichtigste Handelspartner Sachsens – gleich hinter China.

Sachsens Maschinenbauern drohen Auftragsverluste

Sachsens Wirtschaftsminister Dirk Panter (SPD) äußerte sich besorgt: „Ein aufziehender Zollstreit zwischen den USA und Europa wird allen schaden.“ Tatsächlich führen Zölle auf europäische Waren zu höheren Preisen für US-Verbraucher, da die Zusatzkosten in der Regel weitergegeben werden. Europäische Unternehmen hingegen verlieren an Wettbewerbsfähigkeit auf dem US-Markt. Die Folge: Exporte in die USA würden massiv einbrechen. Können Unternehmen die Zoll-Mehrkosten nicht an ihre Kunden weitergeben, drohen Auftragsverluste und Arbeitsplatzabbau.

Wirtschaftsforscher Marcel Thum, Leiter der Dresdner Niederlassung des ifo Instituts, schätzt, dass Sachsen bei einer Eskalation des Zollstreits ähnlich stark betroffen wäre wie der deutsche Durchschnitt. Die Zölle könnten fast einen halben Prozentpunkt des Bruttoinlandsprodukts kosten. „Neben Automobil ist Sachsen – im Vergleich zu den anderen Bundesländern – relativ stark bei Maschinenbau und Metallverarbeitung“, erklärt Thum.

Auch der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau Ost weist auf die Risiken hin. 60 Prozent der ostdeutschen Maschinenbauprodukte werden exportiert, erklärt der Vorsitzende Alexander Jakschik. „Die Zölle setzen die Firmen massiv unter Druck.“

Alexander Jakschik führt gemeinsam mit seinem Bruder Stefan (v.l.n.r.) die ULT AG in Löbau. Sie stellen Luftfilteranlagen für Industriebetriebe her und exportieren am meisten in die USA.
Alexander Jakschik führt gemeinsam mit seinem Bruder Stefan (v.l.n.r.) die ULT AG in Löbau. Sie stellen Luftfilteranlagen für Industriebetriebe her und exportieren am meisten in die USA.
Quelle: Matthias Weber

Jakschik, Co-Chef der Umwelt-Lufttechnik Aktiengesellschaft Löbau, rechnet damit, dass die Zölle teilweise an die Händler weitergegeben werden, was die Preise steigen lässt. Gleichzeitig befürchtet er, dass ein Teil seiner Anlagen durch günstigere US-Produkte ersetzt wird. Ähnlich ergeht es Koenig & Bauer, einem der weltweit größten Druckmaschinenhersteller mit allein 1.700 Beschäftigten in Radebeul. Die Gruppe erzielte 2024 ein Drittel seines Umsatzes in Nordamerika. Sollten die US-Zölle kommen, rechnen sie mit einem Nachfragerückgang.

Doch trotz der Unsicherheit bleiben viele sächsische Unternehmen optimistisch, meint Lars Fiehler, Geschäftsführer der IHK Dresden. Seine Einschätzung basiert auf einer Befragung der sächsischen Unternehmen zu den bisherigen Zöllen für Automotiv- und Stahlprodukte. Zur Einordnung: Für diese Waren gelten in den USA bereits Einfuhrzölle von 25 beziehungsweise 50 Prozent. Sie haben bereits zu einem Exportrückgang in Sachsen laut IHK zwischen sieben und 15 Prozent geführt.

Tenor der Unternehmen: Die USA sind auf Sachsen angewiesen

Da die USA kein traditionelles Maschinenbauland ist und diese Industrie nicht schnell aufbauen kann, bleiben die sächsischen Unternehmen „selbstbewusst“, so Fiehler. Dennoch betont er: „Die Unsicherheit nervt alle.“

Ein Lichtblick: Noch verhandeln beide Seiten. Jedoch bereitet inzwischen auch die EU zusätzliche Gegenzölle auf Importe aus den USA im Wert von 72 Milliarden Euro vor, wie EU-Kommissar Maros Sefcovic nach einem Handelsministertreffen in Brüssel ankündigte.

Kritik an den US-Zollplänen kommt auch aus der sächsischen Autoindustrie. Die Einfuhrabgaben seien „unsinnig und schaden auch den US-Verbrauchern“, sagt Jens Katzek, Geschäftsführer des Automobilclusters Ostdeutschland. Die Autoindustrie ist für Sachsen besonders wichtig und ebenfalls exportabhängig.

Doch die Zölle seien nicht das alleinige Problem. Katzek verweist außerdem auf den stockenden Absatz bei der Elektromobilität, die hohen Energiepreise, die starke Dominanz des chinesischen Wettbewerbs und die belastende Bürokratie. Der Manager erwartet daher eine schnelle Antwort aus Brüssel.

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