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Ehemalige Landesbanker in Pleite von Leipziger Immobilienfirma involviert

Die Publity AG gehörte bis 2003 zur später kollabierten sächsischen Landesbank. Ex-Manager der Bank führten die Tochterfirma fort, um im milliardenschweren Markt für Büroimmobilien mitzumischen. Bei einer Beteiligung ist das schiefgelaufen.

Lesedauer: 3 Minuten

Man sieht Hans-Jürgen Klumpp, Vorstand der Sachsen-LB
Hans-Jürgen Klumpp (Archivbild) war seit 1993 im Vorstand der Sachsen-LB und lange Zeit deren Vize-Chef. Er übernahm sogar kurzfristig die Führung der Bank, musste aber im November 2005 gehen. Von 2019 bis 2022 war er dann Aufsichtsratschef der ehemaligen Sachsen-LB-Tochter Publity AG.

Ulrich Wolf

Leipzig. Ein Immobilienunternehmen der ehemaligen Landesbank-Sachsen-Tochter Publity AG ist zahlungsunfähig. Der vom Amtsgericht Leipzig eingesetzte Verwalter für die Preos Global Office Real Estate & Technology AG, Rainer M. Bähr, teilte Sächsische.de auf Anfrage mit, das Insolvenzverfahren über das Vermögen der Firma werde zu Beginn nächsten Monats eröffnet.

Der Preos-Vorstand selbst habe den Antrag eingereicht, sagte Wirtschaftsjurist Bähr. Ursache der Zahlungsunfähigkeit sei der Preisverfall am Markt für Büroimmobilien bei gleichzeitig steigenden Zinsen. Zur Zukunft des in Leipzig ansässigen Immobilieninvestors Preos teilte er mit: „Es gibt keine positive Prognose für eine Fortführung des Unternehmens.“ Die Internetseite der Firma ist bereits abgeschaltet. Dafür gebe es „kein Geld und keinen Bedarf mehr“, sagte Bähr. Es gebe keine Preos-Immobilienprojekte mehr.

Es gibt keine positive Prognose für eine Fortführung des Unternehmens.

Rainer M. Bähr, Insolvenzverwalter der Preos Global Office Real Estate & Technology AG

Der Insolvenz ging ein monatelanger Streit um eine rund 250 Millionen Euro schwere und mit sieben Prozent verzinste Unternehmensanleihe voraus. Die Anleger hätten in diesem Jahr die Zinsen der Anleihe erhalten sollen. Nach Schätzungen der Schutzgemeinschaft für Kapitalanleger liegt der fällige Betrag bei fünf Millionen Euro – doch schon dafür fehlte offenbar das Geld. Eine von Preos erhoffte Zinsstundung sowie eine längere Laufzeit der Anleihe hatte das Oberlandesgericht in Frankfurt am Main zuvor abgelehnt.

Vorzeigeprojekt der Leipziger Investmentfirma war eine Zeitlang der Centurion Tower in Frankfurt am Main. Das Bürohochhaus sollte zum grünen Vorzeigeobjekt werden. Doch schon 2023 wies die Preos-Bilanz wegen des Wertverlusts ihrer Immobilienbeteiligungen Verluste aus. Zudem entdeckte die Finanzaufsicht Hinweise darauf, dass Preos irreführend Werbung machte für seine Wertpapiere.

Die Publity AG war 1999 als erstes Internet-Aktion-Emissionshaus gegründet worden. Die Gesellschaft gehörte bis Ende 2003 zur sächsischen Landesbank (Sachsen-LB), die dann selbst während der Finanzkrise 2007/08 an die Landesbank Baden-Württemberg notverkauft wurde. Der ehemalige Sachsen-LB-Vorstand Hans-Jürgen Klumpp fungierte von 2017 bis 2022 als Aufsichtsratsmitglied bei Publity, ab 2019 sogar als Vorsitzender des Gremiums. Seit 2023 ist dort Thomas Olek Aufsichtsratschef, er war einst Berater der Sachsen-LB.

Zu seinen besten Zeiten verwaltete Publity ein Immobilienvermögen von 4,6 Milliarden Euro. Doch dann begann man zu verkaufen: 2019 etwa trennten sich die Ex-Landesbanker von einem Bürogebäude in Essen, in dem die Zentrale von Galeria-Kaufhof sowie das Polizeipräsidium untergebracht waren; es ging an die mittlerweile ebenfalls insolvente österreichische Signa-Gruppe. Zudem gehörte zum Preos-Bestand beispielsweise eine Büroimmobilie in Eschborn, in der als Mieter etwa Cisco Systems und Continental-Teves saßen oder der Großmarkt im Leipziger Güterverkehrszentrum.

2011 hatte die Leipziger Publity AG diesen sechs Millionen Euro teuren Neubau auf dem Areal der Alten Messe in Leipzig bezogen. 2021 übernahm die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben das Gebäude.

Die juristisch in Frankfurt ansässige Publity AG, die operativ jedoch nach eigenen Angaben von Leipzig aus arbeitet, weist für das Jahr 2023 ein Minus von rund 237 Millionen Euro aus. Die Gesellschaft bezeichnet sich als Vermögensverwalter der Preos. Dem Mutterkonzern Publity zufolge war bis Ende dieses Jahres ursprünglich vorgesehen, das verwaltete Vermögen in Immobilien „in Top-Lagen von Metropolen wie Frankfurt, London und Paris auf acht Milliarden Euro“ auszubauen.

Immobilienfirmen und -projekte erregen Aufsehen mit großen Pleiten

Leipzig erregt derzeit ohnehin Aufsehen mit einigen Pleiten im Immobiliensektor. So ist der mit 600 Millionen Euro verschuldeten, österreichischen Imfarr-Beteiligungs-GmbH die Luft ausgegangen, die am ehemaligen Eutritzscher Freiladebahnhof ein Großprojekt mit 2.400 Wohnungen umsetzen wollte. Die Stadt Leipzig betonte unlängst, ihr seien durch diese Insolvenz bislang „keine finanziellen Schäden“ entstanden. Dies wäre erst der Fall, wenn die zuständige Projektgesellschaft, die von der Imfarr mit Kapital ausgestattet wird, ihren vertraglichen Pflichten nicht mehr nachkommen könne. Der Stadtrat lehnte auf seiner jüngsten Sitzung im November einen Forderungsverzicht in jedweder Form ab.

Auch der über Leipzigs Grenzen hinaus bekannte Bauunternehmer Christoph Gröner steckt in Schwierigkeiten. Die Gröner Group GmbH sowie mehrere Projekt-Tochtergesellschaften sind zumindest vorläufig insolvent. Mitte November teilte der Konzern mit, es drohten insgesamt elf Verfahren. In Dresden ist Gröners Konzern ebenfalls aktiv. Er sanierte das ehemalige Postgebäude am Postplatz, ergänzte es um Neubauten und schuf so die Residenz am Postplatz. Gröner war Investor des Quartier Hoym nahe der Frauenkirche, des Carré Löbtau, der Königshöfe am Palaisplatz sowie Sponsor des Festivals Dresdner Palais-Sommer.

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