Von Annett Kschieschan
Dresden. Licht und Schatten liegen dicht beieinander, wenn es um die sächsische Wirtschaft geht. Und so fällt auch der aktuelle ifo-Geschäftsklimaindex eher ambivalent aus, steigt aber mit Blick auf den Herbst leicht an.
Weniger Aufträge im verarbeitenden Gewerbe
Im verarbeitenden Gewerbe schätzen viele Unternehmen ihre aktuelle Geschäftslage als besser ein als in den vergangenen Monaten. Allerdings erwarten sie für den Herbst schlechtere Zeiten. Die Branche leidet unter rückläufigen Aufträgen, vor allem im Fahrzeug- und Maschinenbau, aber auch in der Pharmaindustrie und der Lebensmittelproduktion.
In der Dienstleistungsbranche fehlen Fachkräfte
Der Dienstleistungssektor leidet unter dem Fachkräftemangel. Er trifft vor allem die Logistik, aber ebenso den Bereich der Rechts-, Steuer- und Wirtschaftsprüfung. In der IT verzeichnet man indes eine leichte Entspannung der Situation. Insgesamt schauen die Unternehmen hier etwas positiver in die Zukunft und bewerten auch das Geschäftsklima als besser.
Die US-Zollpolitik setzt dem Handel zu
Der sächsische Handel schätzt seine gegenwärtige Lage dagegen schlechter ein. Beim Großhandel gilt das auch für die Erwartungen an die nächste Zeit, der Einzelhandel legt hier etwas mehr Optimismus an den Tag. Insgesamt ist die Branche vor allem durch die Zollpolitik des amerikanischen Präsidenten Donald Trump verunsichert. „Durch das Zollabkommen mit den USA haben sich die Rahmenbedingungen wiederum verschärft.“, erklärt Thomas Schulz, Prokurist der Creditreform Dresden Aumüller KG.
Verhaltener Optimismus im Baugewerbe
Im Bauhauptgewerbe haben sich sowohl die aktuelle Stimmung als auch die Erwartungen an die Zukunft etwas verbessert. Doch auch hier bleiben die Probleme gravierend. Vor allem die hohen Baustoffpreis, die Materialknappheit und der Fachkräftemangel setzen die Betriebe unter Druck. Der Wohnungsbau steckt weiterhin im Krisenmodus, die Baugenehmigungen für Neubauten sind rückläufig, steigen allerdings bei Sanierungen und Umbauten wieder.
Neuer Höchststand bei den Insolvenzen
Auch mit Blick auf den Herbst steht fest: Die Wirtschaft leidet auf vielen Ebenen. Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen hat in den ersten sechs Monaten des Jahres den höchsten Stand seit 2015 erreicht. Bundesweit wurden 11.900 Fälle registriert, in Sachsen stieg die Zahl um rund vier Prozent auf 417.
Immer häufiger kämpfen Betriebe mit Zahlungsverzug. In Sachsen hat sich dieser auf 27 Tage erhöht, liegt aber unter dem bundesweiten Durchschnitt von 31 Tagen. Doch auch hier zeigt sich die Entwicklung ambivalent: „Während die Anzahl der Unternehmen mit Zahlungsverzug bei der öffentlichen Hand, den kirchlichen Einrichtungen und dem Gesundheitswesen stark zunimmt, verbessern sich die Zahlen bei Verkehr und Logistik, Grundstoffen und Druckerzeugnissen deutlich“, so Thomas Schulz. Insbesondere habe sich das Zahlungsverhalten in den Branchen Erziehung und Unterricht, Öffentliche Verwaltung, Interessenvertreter, kirchliche & sonstige religiöse Vereinigungen, Gesundheitswesen, Verlagswesen und Medien verschlechtert. Viele Lieferanten und Kreditgeber reagieren auf die schwierige Wirtschaftslage und erweitern Zahlungsziele. Gleichzeitig ziehen viele von ihnen offene Forderungen aber am Ende konsequenter ein.
Entspannung ist also weiterhin nicht in Sicht. „Die wirtschaftliche Lage in vielen sächsischen Betrieben ist sehr angespannt. Die Aufhellung der Geschäftserwartungen ist vielfach eher auf das Prinzip Hoffnung zurückzuführen als auf den Zuwachs von Aufträgen“, so Thomas Schulz. Nun seien „schnelles Handeln der Politik und nachhaltige Reformen in den Bereichen Arbeitskosten, Bürokratieabbau und eine Senkung der Energiepreise gefragt.“
Das Sachsenbarometer, der Wirtschaftsindikator der „Wirtschaft in Sachsen“, erscheint in Kooperation mit der Dresdner Niederlassung des Ifo Instituts-Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München e.V. und der Wirtschaftsauskunftei Creditreform Dresden.