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Einer der weltbesten Azubis kommt aus Bannewitz

Bei der diesjährigen „WorldSkills“-Berufe-WM im französischen Lyon hat Moritz Gersch Platz zehn geholt und damit 23 Teilnehmer hinter sich gelassen. Weshalb er darauf besonders stolz ist und wie es für ihn beruflich weitergeht.

Lesedauer: 3 Minuten

Man sieht einen Auszubildenden.

Bannewitz. Die Medaille hat ihren Platz auf einem Regal im Zimmer von Moritz Gersch gefunden. Selbst im mehrere hundert Kilometer entfernten Schweden wird er für seinen Erfolg bewundert. Dort lebt die Freundin des Bannewitzers, die dem 19-Jährigen jüngst aus der Ferne ganz fest beide Daumen drückte. Denn Moritz Gersch löste zuvor das Ticket für die Berufeweltmeisterschaft „WorldSkills“ in Lyon und machte so von sich reden. Der Azubi setzte sich mit neun anderen in der Disziplin „Elektroinstallation“ an die Spitze und zählt damit rund um den Globus zu den Besten seines Fachs.

Wie Trainer Torsten Lippoldt, der gleichzeitig Ausbildungskoordinator in den Reihen des Energieversorgers SachsenEnergie ist, verriet, holte sein Schützling unterm Strich 713 Punkte – und damit 55 weniger als der Erstplatzierte aus China. „Ich bin einst durch Zufall in diese Position gekommen“, erzählt der Coach. Das war 2013, als in Leipzig eine Ausgabe der WM stattfand. Der Vorteil des renommierten Wettstreits liege darin, dass sich Verbindungen zu anderen Ausbildungsstätten knüpfen und ein Vergleich mit diesen vollziehen lässt. Und noch einen Vorteil kann er dem Ganzen abringen: „Berufsbilder werden dadurch bekanntgemacht.“ Wer allerdings bei der Weltmeisterschaft mit von der Partie sein möchte, müsse sich zunächst daheim behaupten. Die Kandidatenauswahl erfolge im Zuge eines internen Ausscheids.

Anspruchsvolle Aufgaben warten auf WM-Teilnehmer

Moritz Gersch hatte einen solchen für sich entschieden. Bei der anschließenden Deutschen Meisterschaft hinterließ er als Zweitplatzierter ebenso den Eindruck, dass er eine Medaille nach Hause holen könnte. Somit war eine Teilnahme des Bannewitzers in Frankreich für dessen Arbeitgeber und Trainer Torsten Lippoldt gebongt. Vom 10. bis 15. September behaupteten sich dort insgesamt 1.400 Teilnehmer aus mehr als 70 Nationen in 59 Wettbewerbsdisziplinen. Technisch gesehen erwarteten den angehenden Elektroniker für Betriebstechnik anspruchsvolle Aufgaben, wie der 19-Jährige erzählt.

Innerhalb von 20 Stunden mussten er und seine Kontrahenten eine komplette Haus- und Industrieinstallation anbringen. Und das vor den Augen zahlreicher Schaulustigen. „Mit dem Publikumsverkehr konnte ich gut umgehen“, resümiert Moritz Gersch. „Man konzentriert sich auf seine Arbeit, sonst macht man sich verrückt.“ In einer nach vorne hin offenen Holzkabine waren unter anderem Kabel zu verlegen und Lichtschalter anzubringen. Das gehörte noch zu den leichteren Aufgaben. Die Herausforderung habe in der Montage und Programmierung der Steuerungs- und Regelungstechnik gelegen, erinnert sich Torsten Lippoldt. Denn gefordert wurde neben einer automatisierten Licht- auch eine Motoransteuerung für einen Torantrieb. Allerdings zeigte sich, dass am Ende nicht alles funktionierte. „Das war nicht unbedingt selbstverschuldet“, erklärte der Coach mit Blick auf die zur Verfügung gestellten Gerätschaften.

Mittlerweile bestritt er dreimal die Berufeweltmeisterschaft – jeweils mit einem anderen Schützling. Eine weitere Ausgabe ist bereits absehbar. 2026 soll sie in Shanghai über die Bühne gehen. Zuvor stehen jedoch noch Wettbewerbe auf nationaler und europäischer Ebene an.

Moritz Gersch bleiben indes unvergessliche Momente. „Abgesehen von zahlreichen vermüllten Ecken ist Lyon sehr schön“, sagt er. „Wir haben vor der WM ein Teambuilding absolviert, eine Bootsrundfahrt unternommen, eine Schnitzeljagd absolviert und das Geburtshaus des berühmten Physikers André-Marie Ampère besucht, das heute ein Museum ist. An den Wettkampftagen waren wir die meiste Zeit auf dem weitläufigen Messegelände, wo die Weltmeisterschaft stattfand. Erst nach 22 Uhr kehrten wir ins Hotel zurück.“

Schwedischen Konkurrenten abgehängt

Wenige Tage danach zeigt er sich erleichtert darüber, dass es geschafft ist und das ihm verliehene Ehrenzeichen sein Zimmer im elterlichen Wohnhaus schmückt. Vor allem aber freut es den SachsenEnergie-Lehrling, dass er seinen schwedischen Konkurrenten hinter sich lassen konnte. Und das hat einen bestimmten Grund. „Wegen meiner Freundin pflege ich eine besondere Beziehung zu dem Land. Sollte es mich nach der Ausbildung doch einmal dorthin verschlagen, macht sich das gut im Bewerbungsschreiben“, sagt der Bannewitzer nicht ganz ohne Stolz.

Das Unternehmen indes tut sich schwer damit, einen solch kompetenten Azubi wie Moritz einfach so ziehen zu lassen. Personalvorstand Lars Seiffert: „Er hat bewiesen, dass er sein Handwerk auf Weltniveau beherrscht. Ich ziehe meinen Hut vor dieser Leistung.“ Ebenso findet er für Torsten Lippoldt und dessen Engagement lobende Worte: „Denn er hat dieses Talent maßgeblich gefördert.“ Der Trainer wiederum weiß, was er an Moritz hat: „Sein Fleiß, seine Genauigkeit und sein sehr gutes technisches Verständnis haben ihn zu diesem Erfolg geführt.“

Der junge Mann sicherte dem Energiekonzern die zweite Exzellenzmedaille. So lautet die richtige Bezeichnung der Ehrung. 2021 hatte er im Unternehmen seine Lehre begonnen. Im Dezember wird sich zeigen, wie er diese beendet. Dann steht zunächst der mündliche Test an. Der praktische Prüfungsteil folgt im Januar. Doch wer in der Schulzeit Physik zum Lieblingsfach hatte und mit Einsen glänzte, sollte das packen. Sowohl in Schweden als auch hierzulande werden ihm einige die Daumen drücken.

SZ

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