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Globalfoundries Dresden tritt beim Personal auf die Bremse

Dresdens größte Fabrik dementiert zwar einen Einstellungsstopp. Aber während die Nachbar-Chipfabriken wachsen, hält sich Globalfoundries nun mit Neueinstellungen zurück.

Lesedauer: 2 Minuten

Mitarbeiter mit Schutzkleidung bewegen eine Maschine.
Die Dresdner Mikrochipfabrik von Globalfoundries bekommt zusätzliche Maschinen, aber die Belegschaft wächst nicht weiter.

Von Georg Moeritz

DresdenKräftiges Produktionswachstum, aber ohne zusätzliche Mitarbeiter: Die Dresdner Mikrochipfabrik des Konzerns Globalfoundries ist nach eigenen Angaben derzeit „zurückhaltend, was Neueinstellungen betrifft“. Firmensprecher Jens Drews sagte am Mittwoch auf Nachfrage von sächsische.de, es gebe aber keinen kategorischen Stopp aller Neu- und Nachbesetzungen. Demnach werden noch einzelne Positionen besetzt.

Während Infineon in Dresden eine zusätzliche Chipfabrik mit 1.000 Arbeitsplätzen bauen will, Bosch in Dresden von 450 auf 700 Stellen wachsen will und Intel in Magdeburg seine neue Fabrik mit mindestens 3.000 Beschäftigten plant, tritt Globalfoundries beim Personal auf die Bremse. Voriges Jahr hatte Dresdens größte Fabrik ihre Belegschaftsstärke noch mit rund 3.400 Beschäftigten angegeben, nun ist nur noch von 3.200 die Rede.

Sprecher Drews wollte Informationen aus der Belegschaft nicht bestätigen, denen zufolge in diesem Jahr eine ganze Abteilung geschlossen werden soll und mindestens 100 Mitarbeitern deswegen Abfindungen angeboten werden. Der Sprecher sagte dazu: „Wir prüfen ständig, wie wir unsere Ressourcen am besten einsetzen.“ Der Betriebsrat äußerte sich auf Nachfrage nicht.

Für Dresden vorwiegend Lehrstellen ausgeschrieben

Weder bestätigen noch dementieren wollte der Sprecher eine Aussage aus der Belegschaft, dass die „Bump Test Facility“ auf dem Fabrikgelände in Wilschdorf vor der Schließung stehe – in diesem Teil der Mikrochipfabrik werden fertig belichtete Siliziumscheiben für die Weiterverarbeitung vorbereitet. Globalfoundries hat auch Fabriken in den USA und Singapur, die Verwaltung sitzt in den USA, der Firmensitz ist auf den Kaiman-Inseln in der Karibik. Besitzer ist vorwiegend das Emirat Abu-Dhabi, ein Teil der Aktien ist im Börsenhandel.

Im November hatten Medien in den USA berichtet, der Globalfoundries-Konzern habe einen Einstellungsstopp verhängt und wolle seine Betriebsausgaben um jährlich 200 Millionen US-Dollar verringern. Auf der Karriere-Seite des Konzerns sind derzeit zwölf Stellen für Dresden ausgeschrieben, vorwiegend Ausbildungsplätze, aber auch Instandhaltungstechniker. Voriges Jahr hatten sich bei Globalfoundries Dresden etwa 200 Jugendliche auf 35 Lehrstellen beworben.

Die Produktionskapazität der Anlagen wächst unterdessen weiter. Die Fabrik ist hoch automatisiert, unter der Decke fahren Transportbehälter an Schienen. Drews sagte, die Produktion sei von 2020 bis 2022 mehr als verdoppelt worden. Dieses Jahr solle sie „entsprechend der Kundennachfrage“ weiter gesteigert worden. Auch die Energieversorgung im eigenen Kraftwerk wird ausgebaut und soll 2025 zum Teil mit Wasserstoff funktionieren.

Tarifverhandlung mit Chemiegewerkschaft geht weiter

Nach früheren Angaben soll die Fabrik 850.000 Siliziumscheiben pro Jahr bearbeiten können, wenn sie mit Anlagen ganz gefüllt ist. Voriges Jahr lag die Kapazität bei 680.000 Scheiben. Eine Scheibe kann zu Hunderten oder Tausenden Mikrochips verarbeitet werden, je nach Art und Größe. Im Werk Dresden werden daraus laut Geschäftsführer Manfred Horstmann Chips für „Kundenprodukte in allen Bereichen unseres Alltags“, vom Smartphone bis zur Bankkarte.

Globalfoundries Dresden möchte auch zunehmend Mikrochips für die Autoindustrie liefern, die in den vergangenen Jahren über Nachschubmangel bei Elektronik geklagt hatte. Mehrere Chipkonzerne hatten daraufhin Ausbau ihrer Kapazitäten angekündigt, zuletzt allerdings gab es weniger Berichte über Chipmangel und mehr über Zögern bei Investitionen. Der US-Konzern Wolfspeed baut aber eine Chipfabrik im Saarland mit seinem deutschen Partner ZF, der dort schon stark vertreten ist und Mitarbeiter beisteuern soll. Wolfspeed galt vor einigen Jahren als Kaufobjekt von Infineon, doch die US-Regierung verbot den Verkauf an die Deutschen.

Die Tarifverhandlungen zwischen Globalfoundries Dresden und Chemiegewerkschaft IG BCE werden laut Firmensprecher Drews fortgesetzt. Vor einem Jahr hatten sich Firmenleitung und Gewerkschaft auf ein „Eckpunktepapier“ geeinigt. Damit steigt der Urlaubsanspruch für Schichtarbeiter von 28 auf 30 Tage im Jahr, die Wochenarbeitszeit sinkt von 36,75 auf 36,11 Stunden. Über die Vergütung sollte weiter verhandelt werden. Lange Zeit hatte das Unternehmen Verhandlungen mit Gewerkschaften abgelehnt.

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