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Görlitzer Kaufhaus-Investor Stöcker: „Heute ist für mich ein Glückstag“

Seit Jahren steht das traditionsreiche Kaufhaus am Görlitzer Demianiplatz leer. Nun hat die Landesdirektion Sachsen den Umbauplänen von Winfried Stöcker zugestimmt. Aus der Stadt gibt es Zuspruch und Kritik.

Lesedauer: 4 Minuten

Matthias KlausSusanne Sodan und Anja Beutler

Görlitz. Winfried Stöcker bringt es mit wenigen Worten zum Ausdruck. „Heute ist für mich ein Glückstag“, sagt der Unternehmer und Görlitzer Kaufhaus-Investor der SZ. Den Görlitzer Politikern sei es gelungen, die Behörden des Denkmalschutzes in Dresden zu bewegen, seinem Vorhaben des Görlitzer Kaufhauses endlich zuzustimmen, teilt er mit.

Nach intensiver Prüfung und Abwägung der denkmalrechtlichen Fragen wurde der Bauvorbescheid positiv entschieden. Damit kann das Genehmigungsverfahren für die Reaktivierung des Gebäudes fortgeführt werden. Es geht um das generelle Baurecht, der Denkmalschutz ist nur ein Teil davon.

„Das Görlitzer Kaufhaus wird sich auf Dauer nur dann behaupten können, wenn es wirtschaftlich betrieben wird.“

Winfried Stöcker, Besitzer des Kaufhauses Görlitz

„Das Görlitzer Kaufhaus wird sich auf Dauer nur dann behaupten können, wenn es wirtschaftlich betrieben wird“, so Winfried Stöcker. Dazu bedürfe es einer ausreichend großen Verkaufsfläche. „Wir werden deshalb im historischen Gebäude den Keller und zwei brachliegende Ebenen des Dachgeschosses ausbauen, ohne dass die vorhandene Architektur gestört wird. Von ganz oben bekommt man dann zum Beispiel einen Blick in alle Himmelsrichtungen über ganz Görlitz, eine Attraktion, die man früher nicht in Betracht gezogen hatte“, schildert der Investor.

„Es war keine einfache Entscheidung“, erklärt Béla Bélafi, Präsident der Landesdirektion Sachsen. Die Experten der Behörde hätten alle Argumente sorgfältig geprüft und gegeneinander abgewogen. Das Ergebnis schaffe nun Klarheit und ermögliche die weitere Planung.

Zustimmung unter Auflagen des Denkmalschutzes

Die Genehmigung erfolgt unter der Voraussetzung einer engen Zusammenarbeit mit der Denkmalschutzbehörde der Stadt Görlitz während der Bauausführung. Denkmalgeschützte Elemente sollen so weit wie möglich erhalten bleiben.

So sieht der letzte Planungsstand für das Kaufhaus und das City-Center in Görlitz aus. Deutlich zu sehen der Anbau ans Kaufhaus und das Aussichts-Restaurant sowie der Übergang ins City-Center.

So sieht der letzte Planungsstand für das Kaufhaus und das City-Center in Görlitz aus. Deutlich zu sehen der Anbau ans Kaufhaus und das Aussichts-Restaurant sowie der Übergang ins City-Center.

Quelle: Julia Born

Die Entscheidung war notwendig geworden, weil sich Stadt und Landesamt für Denkmalpflege zuvor uneinig über zwei zentrale Punkte gezeigt hatten: die gewerbliche Nutzung der oberen Geschosse sowie den Neubau des Daches mit Gauben und Schutzdachkonstruktion über dem Lichthof.

Konkret will Winfried Stöcker nicht nur ein neues Schutzdach bauen, sondern dieses deutlich weiter oben anbringen, sodass eine neue Ebene entstehe. Diese Etage solle dann für Sonderverkäufe und „bunte Aktionen“ genutzt werden.

Öffentliche Interessen überwiegen

Die Landesdirektion gab dazu nun in beiden Punkten grünes Licht. Nach ihrer Einschätzung überwiege das öffentliche Interesse am Umbau und an der Wiederbelebung des Gebäudes die denkmalrechtlichen Bedenken. Der Erhalt des Kaufhauses sei wichtiger, als es weiterhin dem Verfall zu überlassen, betonte Bélafi.

Der Görlitzer Oberbürgermeister Octavian Ursu begrüßte die Entscheidung: Sie sei ein wichtiger Schritt, um die Sanierung voranzutreiben und das Haus als Magnet für den innerstädtischen Einzelhandel wieder zu etablieren.

Jesco Huhle, Chef des Görlitzer Händlervereins Aktionsring, sieht die Entscheidung „als ein positives Signal, auch nach außen. Der Kohleausstieg bietet uns die Chance, Neues anzusiedeln“, wie das Großforschungszentrum DZA oder das Construction Future Lab, ein Bauforschungszentrum in Klingewalde. „Da können positive Nachrichten aus der Stadt nur helfen“, sagt Huhle.

Kritik und Zuspruch in der Stadt

Teile von Winfried Stöckers Sanierungsplänen sind umstritten, auch im Görlitzer Stadtrat. Einig ist man sich jedoch, dass die Wiederbelebung des Kaufhauses eine große Bedeutung für die Innenstadt und den dortigen Handel hätte. Das bestätigte der Stadtrat im Juli in einer Stellungnahme.

Das sieht auch Jesco Huhle so: „Grundsätzlich halte ich das Kaufhaus für einen zentralen Punkt in Görlitz, es ist wichtig, dass es wiederbelebt wird.“ Dass dafür Veränderungen an dem historischen Gebäude nötig sind, ist aus seiner Sicht verständlich. „Man muss auf die Geschichte solcher Kaufhäuser schauen. Als sie entstanden, gab es einen Besitzer, der die Fläche komplett alleine nutzte.“ Heute, mit verschiedenen Geschäften, die ins Kaufhaus ziehen sollen, seien die Voraussetzungen andere.

Gratwanderung für Einzelhandel

Es gebe aus dem Görlitzer Einzelhandel auch kritische Stimmen, sagt Jesco Huhle. Denn die lokalen, „kleinen“ Einzelhändler werden sich vielleicht eher nicht einmieten. Die Belegung des Kaufhauses – eine Gradwanderung für den Görlitzer Einzelhandel, sagt Huhle.

Ralf Thies ist zwiegespalten über die Entscheidung der Landesdirektion. Der Berliner kennt das Kaufhaus gut, wollte es vor Jahren über ein bürgerschaftliches Genossenschaftsmodell erwerben. „Für die Zukunft des Hauses ist es erst einmal gut, dass diese Grundsatzpunkte geklärt sind, keine Frage“, sagt Thies. „Es ist eine denkmalschutzrechtliche Frage, die entschieden wurde. Ich hoffe, dass Herr Stöcker und die Görlitzer Verwaltung das nicht als Zeichen nehmen, um baurechtlichen Fragen vorzugreifen“, fügt er an und zielt damit auf die weiteren Schritte des Genehmigungsverfahrens ab.

Öffentlichkeit muss informiert werden

Thies fordert wie einige Stadträte, dass Stöcker seine Pläne und den Stand des Verfahrens öffentlich kommuniziere, „denn den kennt man nicht wirklich“. Er sehe die Gefahr, dass dem Investor ein vorzeitiger Baubeginn gewährt werde, dabei aber Stadtrat und Öffentlichkeit nicht ausreichend einbezogen werden. „In Anbetracht der politischen Haltung von Herrn Stöcker halte ich es für umso wichtiger, sich an Recht und Gesetz zu halten.“

Wie es jetzt weitergeht, bei der Kaufhaussanierung werde „auf Fachebene mit den Planern besprochen“, teilt die Stadt Görlitz mit. Der Bauvorbescheid war im Juni 2024 von der Stöcker Kaufhaus GmbH & Co. KG beantragt worden. Das ehemalige Kaufhaus „Zum Strauß“ gilt wegen seiner bau- und kunstgeschichtlichen Bedeutung als Kulturdenkmal. Seit der Schließung des früheren Hertie-Kaufhauses im Jahr 2009 steht das Gebäude leer.

„Man kann sich mancherorts meine Bauprojekte ansehen, sie zeugen von Qualität und Verantwortungsbewusstsein, etwa unser attraktives Modehaus in der Görlitzer Jakobstraße, einen Gasthof und Fabriken in Bernstadt, Rennersdorf und an einigen anderen Orten der Welt“, sagt Winfried Stöcker. Und: „Vielleicht hat die Wiedereröffnung des Gasthofes Brauner Hirsch im September 2025 in Bernstadt den Anstoß für die Genehmigung gegeben, wo man sich von der Sinnhaftigkeit meiner Projekte überzeugen kann.“

SZ

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