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Mehr Filialen, weniger Arbeitsstunden: Wie Bäcker Schwerdtner massiv wächst

Die Löbauer Bäckerei Schwerdtner setzt auf attraktive Arbeitszeitmodelle und moderne Filialkonzepte. Die nächste Premium-Filiale eröffnet bald an bester Adresse in Görlitz.

Lesedauer: 3 Minuten

Man sieht das Führungsteam der Bäckerei Schwerdtner
Das Führungsteam der Bäckerei Schwerdtner (v.l.n.r): Jonas Löffler, Wicky Löffler, Ines Gottschling und Betriebsleiter Michael Heidler. © Matthias Weber

Von Markus van Appeldorn

Die Löbauer Bäckerei Schwerdtner ist nicht nur die größte Bäckerei weit und breit – sondern in den Altlandkreisen Löbau und Zittau auch der nach Mitarbeitern größte Handwerksbetrieb überhaupt. Nach einer Pause in der Corona-Zeit hat SZ 2023 wieder die größten Arbeitgeber im Kreissüden vorgestellt. Dabei zeigte sich: Schwerdtner ist mit einer Mitarbeiterzahl von einst 416 (2019) auf aktuell 477 (Stand: 30. April 2023) erheblich gewachsen. Das hat mit tatsächlicher Expansion zu tun – aber auch mit modernen Arbeitszeitmodellen. Wann knackt Schwerdtner die Marke von 500 Mitarbeitern?

50 Filialen betreibt das Unternehmen aktuell. Im Süden des Kreises Görlitz ohnehin beinahe allerorten – aber 24 alleine auch in Dresden. Inhaber Wicky Löffler lacht auf die Zahl der magischen 500er-Marke angesprochen: „Unser Ziel ist ja gar nicht irgendeine Rekordmarke.“ Mitunter müsse man sogar mancherorts Filialen schließen, weil sich an gewissen Standorten wirtschaftliche Bedingungen geändert hätten. Dennoch: Wicky Löffler geht mit seinem neuesten Projekt stramm auf die 500 Mitarbeiter zu.

Auf dem Postplatz in Görlitz baut er gerade die Räumlichkeiten der dort ehemals ansässigen Brasserie um. „Dort entsteht unser viertes Café-Haus unseres Konzepts ,Süßes Leben'“, sagt er – gewissermaßen Premium-Filialen mit zusätzlichem Restaurant-Charakter. Neben dem Backwaren-Sortiment der Bäckerei gibt’s dort auch Pizza, Pasta und Burger. Als Erstes hatte Schwerdtner dieses Konzept in seinem Stammhaus an der Breitscheidstraße in Löbau umgesetzt. Es folgten die Filiale an der Leipziger Straße in Zittau und eine in Dresden. Seit August baut Schwerdtner nun am Postplatz um, 60 Innenplätze und 54 Außenplätze sollen entstehen, „Mit einem Superblick auf die Muschelminna“, sagt er, und: „Eigentlich wollten wir schon vor ein paar Tagen eröffnen.“ Dann kamen ein paar Probleme mit dem Stromanschluss, weswegen es jetzt Anfang November wird. Und eben: „Neun neue Mitarbeiter habe ich dort eingestellt“, sagt er – wären dann also schon 486 insgesamt.

Moderne Arbeitszeitmodelle und Prämien

Ende November wird der Betrieb der 500er-Marke dann noch näher kommen. „Dort eröffnen wir in der Vorkassenzone im Marktkauf in Bautzen eine Filiale“, kündigt Betriebsleiter Michael Heidler an. Aber allein mit der Eröffnung weiterer Filialen sei der starke Personalanstieg der letzten Jahre nicht erklärbar. Der Hauptgrund: Immer mehr Mitarbeiter bei Schwerdtner arbeiten keine 40-Stunden-Woche mehr, sondern nur noch sieben oder gar sechs Stunden täglich. „Vor 20 Jahren gab’s nur 40-Stunden-Verträge, aber mittlerweile haben wir zu 60 Prozent Verträge mit sechs oder sieben Stunden täglicher Arbeitszeit“, sagt Löffler. Deshalb gebe es aber nicht weniger Arbeit. „Für uns steigt damit die Zahl der benötigten Arbeitskräfte“, erklärt er.

Ein Umstand, mit dem er gar keine Probleme hat. „Wir wollen unseren Mitarbeitern gerne entgegenkommen. Es ist eine gesellschaftliche Entwicklung, dass Menschen heute gerne mehr Freizeit haben möchten“, sagt er. Also teilt man die Arbeit eben unter mehr Menschen auf. Löffler kennt auch den Trend zur 4-Tage-Woche – etwa auch mit dem Modell, an vier Tagen zehn Stunden zu arbeiten. Das aber sei für seinen Betrieb kaum machbar. „Unsere Filialen haben fünf bis sechs Tage geöffnet, die Produktion läuft sogar sieben Tage“, sagt er und sein Sohn Jonas Löffler ergänzt: „Wir haben mit Lebensmitteln und Frischeprodukten zu tun. Die kann man nicht an einem Tag in zehn Stunden Arbeitszeit vorproduzieren und dann am nächsten Tag gar nicht“, sagt er – das Frühstücksbrötchen wollen die Kunden eben stets frisch gebacken.

Um weiterhin ein attraktiver Arbeitgeber zu sein, setzt Wicky Löffler auch auf gute Löhne und zusätzliche Prämien. „Im letzten Jahr haben wir die Löhne um 12 Prozent erhöht“, sagt er. Für jeden Monat Anwesenheit ohne ungeplante Fehltage zahle er jedem Mitarbeiter 70 bis 100 Euro Leistungsprämie, für Feiertagseinsätze gar 130 Prozent des Stundenlohns zusätzlich – statt der gängigen 100 Prozent. Für je fünf Jahre Betriebszugehörigkeit gebe es einen zusätzlichen Urlaubstag für Mitarbeiter.

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