Kamenz. Die Große Kreisstadt Kamenz kann sich über eine weitere wirtschaftliche Investition in Millionenhöhe freuen. Das Batterie-Unternehmen Liofit schaut nach einem schweren Schicksalsschlag optimistisch in die Zukunft. Und baut im Gewerbegebiet am Ochsenberg in Kamenz einen neuen Unternehmensstandort auf.
Was war passiert? Über das Pfingstwochenende 2023 brannten die Produktionsräume an der Nordstraße in Kamenz komplett aus. Noch ein paar Monate später meinte Geschäftsführer Rico Günther: „Zuerst hatten wir schon ans Aufgeben gedacht.“ Immerhin habe die Firma vor einem Totalschaden gestanden.
Nach großem Schock wuchs der Mut
Als der große Schock vorbei gewesen sei, hätten er und sein Vater, Firmengründer Dr. Ralf Günther, aber schnell wieder Mut gefasst und die wichtigste Technik bestellt. Man wollte sich nicht unterkriegen lassen. Ein Neustart wurde gewagt.
Liofit ist Deutschlands führender Spezialist für die Reparatur von E-Bike-Akkus und ein starker Partner für den Fahrradfachhandel, Servicebetriebe und Recycler in Deutschland und Europa. Über 100.000 instandgesetzte Akkus gingen bereits durch die Produktion.

Der sächsische Wirtschaftsminister Dirk Panter (l.) überreichte den Fördermittelbescheid über rund 1,38 Millionen Euro an Firmengründer und Geschäftsführer Ralf Günther (r.)
Zwei Jahre später wird nun ein weiteres Kapitel aufgeschlagen. Beim symbolischen Spatenstich für den neuen Betriebsstandort, ließ man noch einmal kurz Revue passieren, was damals in der Unglücksnacht passiert war. Doch das Hauptaugenmerk lag auf der Zukunft. Und einer freudigen Nachricht.
Unter den Gästen war auch Sachsens Wirtschaftsminister Dirk Panter. Er übergab einen Förderbescheid über rund 1,38 Millionen an die Liofit-Führungsebene. Insgesamt investiert das Kamenzer Unternehmen in den nächsten Monaten drei Millionen Euro in den Neubau.
Wir investieren also nicht nur in Gebäude, sondern in Zukunftstechnologie und Arbeitsplätze in der Region. – Rico Günther, Geschäftsführer Liofit
Mit dieser Investition setze Liofit ein wichtiges Zeichen für die Zukunft des Unternehmens und das Engagement in der Region. „Wir schaffen hier die Basis, um noch mehr Akkus vor der Verschrottung zu retten und damit aktiv Ressourcen zu schonen“, so Firmengründer Dr. Ralf Günther.
Es habe zuletzt bereits einen deutlichen Mehrbedarf an Lagerkapazitäten gegeben und die Möglichkeiten zur Weiterentwicklung des Unternehmens seien beschränkt gewesen. Im Gegenzug dazu sei aber die Nachfrage gestiegen. Auch am Recyclinggeschäft.
Doch man wolle sich nicht nur räumlich vergrößern, heißt es. Zusätzlich zum Tagesgeschäft wolle man in den nächsten Monaten eine Pilotanlage für die Kombination von Reparatur und Recycling aufbauen. Damit könne die Firma endlich auch ihre neuesten Ergebnisse aus der Entwicklungsabteilung in der Produktion sichtbar machen.
„Wir investieren also nicht nur in Gebäude, sondern in Zukunftstechnologie und Arbeitsplätze in der Region“, so Geschäftsführer Rico Günther.
Liofit verbindet Pioniergeist, nachhaltige Technologie und das klare Bekenntnis zum Standort Kamenz. – Dirk Panter, Wirtschaftsminister Sachsens
Derzeit umfasst das Team 20 Mitarbeiter. Erklärtes Ziel sei es, zehn weitere Arbeitsplätze in den nächsten Jahren in den Bereichen Reparatur, Entwicklung und Service zu schaffen.
„Liofit verbindet Pioniergeist, nachhaltige Technologie und das klare Bekenntnis zum Standort Kamenz. Die Förderung unterstützt einen ganzheitlichen und zukunftsweisenden Ansatz, von dem Region und Umwelt gleichermaßen profitieren“, so Wirtschaftsminister Dirk Panter.
Mit dem neuen Zentrum entstehe nicht nur ein wegweisendes Projekt für die Kreislaufwirtschaft, sondern auch ein wichtiger Beitrag zur Sicherung von Wertschöpfung und Fachkräften in Ostsachsen. Die Investition zeige zudem, wie innovative Mittelständler die Vision einer klimaneutralen Zukunft praktisch umsetzen.

Noch im September sollen die Bauarbeiten der neuen Gebäude beginnen. Läuft alles nach Plan, wolle man bereits im Mai 2026 Einweihung feiern. An der Nordbahn 3 in Kamenz entsteht eine Haltec-Stahlhalle in Sandwichbauweise.
„Es war eines der letzten Grundstücke im Gewerbegebiet am Ochsenberg, das noch verfügbar war“, freut sich Oberbürgermeister Roland Dantz (parteilos) mit dem Unternehmen. Insgesamt handelt es sich um eine Fläche von 6500 Quadratmeter.
Mit Sicherheit hätten wir auch ohne Brand irgendwann einmal hier an dieser Stelle gestanden. – Roland Dantz, Oberbürgermeister Kamenz (Parteilos)
Unmittelbare Nachbarn sind die Würth-Niederlassung Kamenz, die freie Autowerkstatt Hommel, Sachsen Fahnen und H+K Baustoffe.
Roland Dantz erinnere sich an das Jahr 2013, als Liofit sozusagen ganz klein im Hinterhof eines Autohauses startet. Aber das Klischee habe sich wieder einmal bewahrheitet: von der „Garagenfirma“ zum innovativen Unternehmen mit weiter Strahlkraft, so Dantz.
„Mit Sicherheit hätten wir auch ohne Brand irgendwann einmal hier an dieser Stelle gestanden.“ Das Unglück habe es vielleicht beschleunigt. „Man spürt vor allem auch Ihre Freude, dass etwas vorwärtsgeht“, so der Oberbürgermeister. Und das sei schön anzusehen.
Die neue Produktionshalle bekommt übrigens Tageslicht-Arbeitsplätze, was mitarbeiterfreundlich sei. Auch zusätzliche Aufenthaltsbereiche sind geplant sowie E-Bike- und Auto-Ladestationen. Für die Produktion nutze man außerdem gleich den Entladestrom aus dem Zerlege-Prozess der Batterien.
Viele Kamenzer freuen sich mit
„Das Unternehmen hat sich am Markt behaupten können. Und viele haben damals mitgefiebert und die Daumen gedrückt, als der Brand beinahe die gesamte Existenz vernichtet hatte“, so Roland Dantz.
Auch Dr. Romy Reinisch, Beigeordnete im Landkreis Bautzen, kam gratulieren. Und freute sich über „einen symbolischen Aufbruch nach sehr realem Rückschlag“. „Dieser Tag zeigt, was wir schaffen können, wenn alle das gleiche Ziel haben!“
SZ