Radebeul. Weniger Zucker, mehr Kakao. Und natürlich kein Magermilchpulver. Die neue Nuss-Nougat-Creme der Radebeuler Firma Vadossi ist vegan. Seit dieser Woche ist sie zunächst in Geschäften des Konsums Dresden und über den Onlineshop zu erhalten.
„Wir sind gespannt, wie dieses Angebot bei einer speziellen Zielgruppe ankommt“, sagt Geschäftsführer Thomas Hartmann. Das Traditionsunternehmen möchte mit diesem Produkt vor allem jüngere Menschen ansprechen, die sowohl auf eine gesundheitsbewusste Ernährung als auch auf nachhaltige Herstellung achten.
Lange an der Rezeptur gefeilt
Der Markt dafür sei noch relativ klein, aber: „Wir können und wollen uns dem Trend nicht verschließen“, erklärt der 55-Jährige. Allerdings kommt Vadossi einige Wochen nach dem Marktführer mit einer veganen Variante der Marke Nudossi ins Geschäft. „Wir haben etwa zur gleichen Zeit mit der Entwicklung begonnen, nämlich Mitte vorigen Jahres, ohne dass wir voneinander wussten.“
Und eigentlich wähnten sie sich in Radebeul bereits Ende 2024 am Ziel. „Aber wir waren mit der Rezeptur noch nicht richtig zufrieden“, berichtet Hartmann. Schließlich sollte nicht nur das Magermilchpulver weggelassen werden, wodurch die Creme auch lactosefrei ist. Gleichzeitig wollten sie den Industriezucker deutlich reduzieren. Auf Palmöl verzichtet Nudossi sowieso schon länger.

Quelle: Arvid Müller
„Natürlich sind der Sache Grenzen gesetzt. Wer sich Nudossi aufs Brötchen schmiert, möchte eine Nuss-Nougat-Creme schmecken.“ Also haben sie weiter probiert und viele Leute kosten lassen, ohne dass sie wussten, dass sie eine vegane Variante probieren. Und die Zutaten weiter angepasst, wobei die 36 Prozent Haselnuss auch für diesen Aufstrich gesetzt sind. Der Anteil ist mehr als doppelt so hoch wie beim Konkurrenten.
Der geringere Zuckeranteil wurde schließlich durch fettarmes Kakaopulver, das sieben Prozent der Zutaten ausmacht, ausgeglichen. Dadurch schmecke diese Creme weniger süß, aber schokoladiger, die Haselnuss sei stärker wahrzunehmen. „Der Geschmack ist intensiver und abgerundeter“, sagt Hartmann und zitiert dabei nach eigener Aussage die Reaktionen der Vorkoster.
Das ist keine Preistreiberei, sondern den gestiegenen Rohstoffpreisen und der hochwertigeren Rezeptur geschuldet. – Thomas Hartmann, Geschäftsführer Nudossi
„Wir hatten Leute, die eigentlich sagen: Hör mir mit dem veganen Zeug auf. Aber dann staunten sie, dass diese Creme vegan ist, die sie gerade gekostet hatten.“ Geschmacklich, davon ist der Chef überzeugt, passt sie zur Tradition des Hauses. „Wir wollen die Welt ja nicht neu erfinden oder vollständig auf den veganen Trend setzen, sondern unsere bewährten Produkte um ein spezielles Angebot ergänzen.“
Die qualitativ hochwertigen Zutaten haben jedoch ihren Preis, zumal Kakao und Haselnüsse auf dem Weltmarkt sowieso in den vergangenen Jahren fast doppelt so teuer geworden sind. Nach eigener Kalkulation liegt das vegane Nudossi im 300-Gramm-Glas bei 4,49 Euro.
Verkaufspreis bestimmt der Handel
„Es ist etwa 1,20 Euro teurer als das traditionelle Nudossi“, sagt Hartmann. „Das ist keine Preistreiberei, sondern den gestiegenen Rohstoffpreisen und der hochwertigeren Rezeptur geschuldet.“ Den Verkaufspreis in den Märkten bestimmt der Handel.
Es sei alles andere als einfach, ein neues Produkt zu platzieren, erklärt der Geschäftsführer. Der Platz in den Regalen ist begrenzt und die Zielgruppe gilt derzeit als relativ klein. Das vegane Nudossi ist zunächst in Geschäften des Konsum Dresden zu bekommen, Rewe-Ost und andere Supermarkt-Ketten sollen jedoch zeitnah folgen.
Design mit Radebeuler Firma entworfen
Natürlich gibt es die Gläser im Fabrikverkauf in Radebeul und im neu gestalteten Onlineshop. Das Design erinnert nicht auf den ersten Blick an die Marke: grün statt rot. Übrigens auch eine ungewollte Parallele zum Mitbewerber aus Italien. Das Nudossi-Etikett wurde mit einer Radebeuler Firma entworfen und stand schon im Juni 2024 fest: ein schlichtes rundes Glas, ein Band geknackter Haselnüsse, weiße Schrift und ein grüner Button.
„Dabei verlassen wir uns auf unsere jungen Leute“, meint der 55 Jahre alte Hartmann und zeigt schmunzelnd auf seine Tochter. Elisa-Sophie Pohl, 31 Jahre, trägt in dem Familienbetrieb mit gut 30 Mitarbeitern Verantwortung für Vertrieb und Controlling, betreut außerdem die Social-Media-Kanäle. „Das Grün steht nicht nur für die vegane Variante, sondern für Nachhaltigkeit in der Produktion“, sagt sie.
Die ersten Paletten kommen nun in den Handel. „Wir sind zuversichtlich, dass dieses Produkt funktioniert“, meint Hartmann. „Wenn wir selbst davon nicht überzeugt wären, hätten wir nicht so viel Zeit und Geld für die Entwicklung investiert.“ Eine genaue Summe will der Geschäftsführer nicht nennen, spricht von einer guten fünfstelligen Zahl.
Ob sich der Aufwand gelohnt hat, entscheiden letztlich die Verbraucher. In etwa einem halben Jahr will Hartmann eine erste Bilanz ziehen. „Bis dahin werden wir wissen, ob die Zielgruppe bereit ist, für das Produkt mit hochwertigeren Rohstoffen einen höheren Preis zu bezahlen.“
SZ