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Sächsische Obstbauern und Winzer können mehr Hilfsgeld wegen der Frostschäden erwarten

Winzer und Obstbauern in Sachsen können seit diesem Freitag das Hilfsgeld vom Land wegen der Frostschäden vom April beantragen. Geld aus Brüssel wird noch dazukommen.

Lesedauer: 2 Minuten

Man sieht Früchte mit Frostschaden
Die Borthener Obstbauern haben nach den Frostnächten im April 2024 mit einem Total-Ausfall zu kämpfen. Ab sofort können sächsische Winzer und Obstbauern das Hilfsgeld bei der Sächsischen Aufbaubank beantragen. Quelle: Karl-Ludwig Oberthür


Georg Moeritz

Dresden. Mindestens 22 Millionen Euro gegen Existenzängste: Seit diesem Freitag können Obstbauern und Winzer in Sachsen das Hilfsgeld beantragen, das ihnen Landwirtschaftsminister Wolfram Günther (Grüne) nach dem harten Frost vom April versprochen hat. Günther stellte am Freitag außerdem klar, dass die angekündigten Hilfen der Europäischen Kommission zusätzlich zu dem Geld vom Land zur Verfügung stehen werden.

In der Nacht auf den 23. April waren Obstblüten und Weinreben stark geschädigt worden, weil sie im ungewöhnlich warmen Frühling zuvor schon weit vorangekommen waren. Von bis zu 70 Millionen Euro Verlust durch Frostschäden hatte Jörg Geithel gesprochen, der Präsident des Obstbauverbandes Sachsen und Sachsen-Anhalt. Für Deutschland insgesamt wurde laut Statistischem Bundesamt die kleinste Apfelernte seit 2017 erwartet. Nach ersten Schätzungen wurden in diesem Jahr gut ein Viertel weniger Äpfel gepflückt als im Durchschnitt der letzten zehn Jahre. Mit bis zu 90 Prozent Ausfall sei in den südöstlichen Bundesländern zu rechnen.

Hilfsgeld nur für Schäden ab 5.000 Euro

Sachsens Landesregierung hat im Juni 22 Millionen Euro für Obstbauern und Winzer freigegeben, die von den Spätfrösten „existenziell betroffen“ wurden. Wer mehr als 30 Prozent seiner durchschnittlichen Jahreserzeugung eingebüßt hat, kann das Hilfsgeld beantragen. Es wird nur für Schäden ab 5.000 Euro bezahlt. Die Unterlagen stehen jetzt im Internet auf dem Förderportal der Sächsischen Aufbaubank bereit. Dort ist zu lesen, dass die Anträge bis Jahresende gestellt werden können. Betriebe mit Versicherung gegen Frostschäden werden belohnt: Sie bekommen bis zu 80 Prozent Unterstützung, ohne Versicherung für bis zu 40 Prozent des Schadens. Unabhängige Sachverständige müssen die Schäden begutachten.

Minister Günther sagte in Dresden, das Hilfsgeld komme aus dem Landeshaushalt. Er habe „hart dafür gekämpft“, die schwer gebeutelten Betriebe zu unterstützen. Ihm sei wichtig, „dass der Obst- und Weinbau in Sachsen eine Perspektive hat“. Obst und Wein aus dem Freistaat seien „strategisch unverzichtbar“ für das Ziel, die regionale Wertschöpfung auszubauen.

Günther: Zusätzliche Millionen aus Brüssel sollen bei den Bauern ankommen

Der Einsatz für die Branche habe dazu geführt, dass sich nun auch die Europäische Kommission „mit zusätzlichem Geld“ beteilige. Sie hat am 23. September in Brüssel angekündigt, die von den Frostschäden betroffenen Mitgliedsstaaten mit Soforthilfen aus der Agrarreserve zu unterstützen. Deutschland soll voraussichtlich 46,5 Millionen Euro erhalten. Wie viel davon auf Sachsen entfällt, ist noch nicht entschieden. Aber andere große Apfelregionen wie die Bodenseeregion oder das Alte Land bei Hamburg waren nicht so stark betroffen.

Für das Hilfsgeld aus der EU-Agrarreserve müssen laut Günther gesonderte Anträge gestellt werden. Auf der Internetseite der Sächsischen Aufbaubank steht, Leistungen Dritter müssten vorrangig in Anspruch genommen werden – auch die zusätzlichen Mittel aus EU-Hilfen. Günther schrieb in seiner Pressemitteilung: „Wir werden dafür sorgen, dass dieses zusätzliche Geld auch bei der Branche ankommt.“ Wichtig sei, dass es jetzt mit den Landesmitteln losgehe.

Der Obstbauverband hatte im Juni geklagt, die angekündigten 22 Millionen Euro vom Land reichten „hinten und vorne nicht“. Die Betriebe hätten schon in den vergangenen Jahren keine Rücklagen bilden können – mal wegen Hagels, mal wegen Sonnenbrands. Sächsische Äpfel würden in diesem Herbst knapp. Die hiesigen Obstbauern würden ihre Äpfel bevorzugt in eigenen Hofläden und auf Märkten anbieten, wo sie höhere Gewinnspannen als mit Supermärkten erzielten. Sächsische Winzer kündigten an, wegen der Einbußen in diesem Jahr auf Federweißen zu verzichten. Doch auf den Weinfesten am vergangenen Wochenende in Radebeul und Meißen wurde dann doch Federweißer ausgeschenkt.

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