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Versteckte Experten: Daran arbeitet die Firma Sievon in der Straßburg-Passage

Zwei Görlitzer haben hier ein IT-Unternehmen aufgebaut. Zu ihren Kunden gehören große Konzerne. Und „nebenbei“ entwickeln sie eine eigene Software, die Entscheider in anderen Firmen helfen soll.

Lesedauer: 3 Minuten

Matthias Klaus

Görlitz. Das Klingelschild ist eher unscheinbar. „Sievon“ steht dort neben etlichen anderen Namen. Hier, in der ersten Etage in der Straßburg-Passage, befindet sich eine der Firmen, die Görlitz zu einem anerkannten Standort für Software-Unternehmen macht. Sievon, dahinter stecken Dominic Zedel (40) und Romano Wollstein (33). Sie sind die beiden Geschäftsführer. Seit 2021 gibt es ihre Firma.

„Unser Unternehmen bedient zwei Bereiche“, sagt Dominic Zedel. Zum einen testen die Mitarbeiter Software von Kunden, zum anderen entwickeln sie eine eigene. Zu den Kunden von Sievon gehören vor allem Konzerne, etwa aus der Transportbranche, der Logistik, Banken, Energieversorger.

Bei gemeinsamen Projekt kennengelernt

Was an deren Software getestet wird, erklärt Dominic Zedel so: „Eine Bank kauft beispielsweise Software für das Online-Banking ein. Diese Software wird dann für die Bedürfnisse der Bank modifiziert. Wir testen, ob sie dann auch richtig funktioniert und Ihnen am Ende nicht statt 100 Euro 1000 vom Konto abgezogen werden.“ Qualitätssicherung, so bezeichnet es der Geschäftsführer. Gerade bei Banken und Versicherungen werden daran hohe Anforderungen gestellt.

Dominic Zedel und Romano Wollstein sind Görlitzer. Sie haben selbst als Angestellte für unterschiedliche Software-Unternehmen gearbeitet. Während eines gemeinsamen Projektes haben sie sich kennengelernt. „Wir waren zwar in unterschiedlichen Teams, haben aber gemerkt, dass die Zusammenarbeit gut funktioniert“, sagt Romano Wollstein.

Er selbst habe den „klassischen Weg“ genommen, erzählt er. Studium an der hiesigen Hochschule, Einstieg ins Berufsleben. Dominic Zedel lebte zunächst mit den Eltern in Hannover, die Familie kam aber wieder nach Görlitz zurück. Dominic Zedel wurde unter anderem in Chemnitz ausgebildet.

Nachdem er unterschiedliche Projekte bearbeitet hatte, teils auch als Teamleiter in Deutschland, Österreich, der Schweiz, fand Dominic Zedel: „Man hat sich ein bisschen rausgearbeitet.“ Deshalb kam das Zusammentreffen mit Romano Wollstein wohl gerade zur rechten Zeit. Beide fanden, dass sie die Expertise dafür haben, eine eigene Firma auf die Beine zu stellen. Und sie hatten den Gedanken für das zweite Standbein von Sievon. „Die Idee für unsere eigene Software entstand in einer Hotellobby in Hamburg“, sagt Dominic Zedel.

Beide hatten überlegt, was sie zuweilen in ihren bisherigen Jobs nervte und kamen dann auf einen Nenner. „Entscheider wissen oft nicht, welche Fähigkeiten ihre Mitarbeiter haben, was sie besonders gut können, an welchen Projekten sie schon beteiligt waren“, schildert Dominic Zedel. Zwar werde den Kollegen immer wieder nahe gelegt, dass sie ihr Profil entsprechend anpassen sollen. Aber zuweilen funktioniert das nicht, wird eher hintangestellt. Deshalb haben die beiden nun eine Software entwickelt, die die Mitarbeiterprofile auf dem neuesten Stand halten soll.

Eigene Software vor Markteinführung

Die Software steht kurz vor der Markteinführung. „Wir haben sie von zwölf Testkunden ausprobieren lassen, werten das Feedback aus“, schildert Dominic Zedel. Er sehe es als ein Kernthema für Unternehmen an, dass sie die Kompetenzen ihrer Mitarbeiter kennen und richtig einschätzen können.

Beim Aufbau ihrer eigenen Firma haben sie sich in die Aufgaben geteilt. „Dominic ist mehr der Mann fürs Management, ich für die technische Seite“, sagt Romano Wollstein. Wichtig sei es, dass man ein großes Netzwerk an Unterstützern an der Seite hat, so Dominic Zedel. „Dann funktioniert der Aufbau einer Firma für Gründer auch ohne große Vorkenntnisse“, sagt er.

Dieses Netzwerk hatten die beiden Görlitzer, befreundete Unternehmer zum Beispiel, Rechtsanwälte, Steuerberater. Wobei, räumt er ein: Rein organisationstechnisch sei eine Firmengründung schon mit großem Aufwand verbunden.

Engagiert bei den Grizzlies Görlitz

Während seiner Zeit als Angestellter hatte Dominic Zedel auf Reisen, meist mit dem Flugzeug, zudem Zeit, entsprechende Bücher durchzulesen. „Das hat ebenfalls geholfen“, sagt er. Heute beschäftigt Sievon fünf Mitarbeiter plus einen Studenten. „Wir sind stets auf der Suche nach neuen Kollegen“, sagt Dominic Zedel.

Aber, so erklärt er, man wolle Leute, die wissen, worum es in dem Job geht. „Vielleicht ist das auch ein Grund, warum wir nur langsam wachsen“, so Dominic Zedel. Praktikanten fragen von Zeit zu Zeit an. „Das ist allerdings immer ein Kapazitätsproblem. Wenn wir sie an den Kopierer stellen, bringt es uns und ihnen nichts. Also muss jemand Zeit haben, sich kümmern“, schildert Dominic Zedel. Immerhin: Ein Student aus der Ukraine hat schon seine Bachelor-Arbeit bei Sievon geschrieben.

„Wir sind die Einhörner der IT, selten und magisch!“ – so heißt es auf der Internetseite von Sievon. Außerhalb von Bits und Bytes engagiert sich die Firma bei den Grizzlies Görlitz, der Firmenname steht auf dem Trikot. Zudem sponsert Sievon die Eisbahn am Obermarkt mit. „Wir sind ein ortsansässiges Unternehmen und wollen das auch bleiben“, sagt Dominic Zedel.

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